WAS IST EIN GRAVELBIKE? / UNTERSCHIED ZUM CROSSRAD

Cyclocross vs Gravelbike

 in Dauerbearbeitung........

Derzeit toben in fast allen Fahrradforen Diskussionen zum Thema Gravelbike. Sehr oft ist vielen Teilnehmern dieser, oft hitzigen, Diskussionen noch gar nicht richtig bekannt wo nun der Unterschied zum Cyclocrossrad liegt und man stellt den Sinn und Zweck dieser neuen Gattung in Frage. Fakt ist aber auch das die Masse derer die derzeit ein Cyclocross nutzt in Wirklichkeit eher graveled. Die Idee hinter Gravel-Bikes: neben normalen Straßen sollen auch unbefestigte Feld-Waldwege befahren werden können. Um dies zu erreichen bedient man sich bei Komfort- und Cyclocross Rädern, grenzt sich dabei aber nicht genau ab, was natürlich Kritikern in die Hände spielt, die eine neue Marketingsau durchs Dorf getrieben sehen. Zumal der Einsatzzweck dem einen Cx-Rades stark ähnelt.

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Typischerweise kommt der neue Trend aus den Vereinigten Staaten zu uns herübergeschwappt, wo es im Gegensatz zu unseren Gefilden ein gigantisches Netz an nicht asphaltierten Nebenstraßen gibt: so genannten Gravelroads. Gravel bedeutet übersetzt Schotter, wobei dieser dort oft eine deutlich feinere Konsistenz aufweist als in unseren Breiten. Seit einigen Jahren gibt es dort zudem eine sehr rege Rennszene in diesem Bereich. Aber auch in Europa wächst die Zahl an Veranstaltungen die sich diesem Thema annehmen. Die wenigsten Crossradbesitzer drehen nunmal ihre Runden auf crosstypischen Kursen wie es ein Rennfahrer tut. Typische Touren bestehen hier eher aus einem Mix von die Straße und Gelände. Im Prinzip ist der potentielle Einsatzzweck dieser neuen Fahrradgattung jeder nicht asphaltierte Feld- oder Waldweg, in Kombination mit Abschnitten auf asphaltierten Straßen.

Was ist denn nun ein Gravel-Bike? Nachfolgend der Versuch einer Definition, Abgrenzung der beiden Radgattungen.  

Gravelbikes haben meist etwas gemäßigtere Geometrien, diese gibt es allerdings auch bei Cx-Rädern.......Manchmal gibt es marginale Unterschiede bei Steuer- und Sitzrohrwinkel. Ein Gravelbike ist oft auch nicht ganz so wendig wie ein RENN-CX Rad. Deren Steuerohrwinkel ist meist etwas steiler was für erhöhte Wendigkeit sorgt. Steuerrohre am Gravelbike sind manchmal länger, was eine aufrechtere Sitzposition erlaubt. Bei hohen Geschwindigkeiten reagiert ein Gravelbike also etwas laufruhiger, dafür muss man es etwas mehr in Kurven zwingen. Wer also ohnehin langsam bergab unterwegs ist kommt mit beiden Typen klar. Zudem: flache Winkel, ihr ahnt es, gibt es nämlich auch bei Cx-Rädern.
Meist sind voluminösere Reifen als 35 mm montierbar, das gibt es aber auch bei Cx. Gravelrahmen sind manchmal geslopt, aber auch das gibt es aber auch bei Cx....... 

Der Radstand ist oft einen Tick länger. Ebenso die Kettenstreben. Gravelbikes haben oft ein tieferes Tretlager (mehr Tretlagerabsenkung) man sitzt dann etwas tiefer im Rad, dadurch ist natürlich der Schwerpunkt tiefer, aber auch bei Cx geht die Entwicklung zu tieferen Tretlagern. Nebeneffekt: bei einem niedrigen Tretlager kommt man natürlich besser mit den Füssen auf den Boden.
Manche Hersteller verwenden den gleichen Rahmen zum Aufbau von Cross- und Gravelbikes, was durchaus legitim ist, wenn Geometrie und die Möglichkeiten der Ausstattung den individuellen Einsatzbereich abdecken. Oft gibt es also gar keine so großen keine Unterschiede, da es sowohl Cx-Räder mit gemäßigter Geometrie gibt, als auch noch (?) Gravelbikes mit sportlicher Auslegung.

Bereifung: Serienmäßig sind diese am Gravelbike meist breiter, gerne werden sogenannte Semislicks verwendet, welche einen akzeptablen Rollwiderstand beim Strasseneinsatz erlauben.

Übersetzung: Zum typischen Graveln sollte diese leichter ein, weil man bisweilen längere Steigungen absolviert. Also eher eine Zweifach- oder gar Dreifachkurbel mit entsprechender Kassette. Schutzblech- und Gepäckträgerösen findet man etwas öfter als bei Cx-Rädern, in Kombination mit breiten Reifen wird man also eher bei Gravelrädern glücklich. Allerdings haben wir auch bei Cx-Rädern schon regelmäßig Gabeln mit Lowriderösen, Blechen und breiten Reifen verbaut.

Bremsen: Für lange Abfahrten mit evtl. Gepäcktransport machen größere Bremsscheiben, evtl. in Kombination, mit Metallbelägen Sinn.

Lenker: regelmäßig findet man bei Gravel Bikes Modelle mit weiter ausgestellten Bügeln, sogenannte MTB Drop Bars, oder ähnlich der Lenker der niederländischen und belgischen Beach Racer.

Fazit: DAS CX-Rad gibt es genauso wenig DAS Gravelbike. Es gibt keine reine Lehre und damit fehlen echte Alleinstellungsmerkmale bei beiden Radtypen und die Unterschiede sind oft sind marginal. die Optik oft täuschend ähnlich, was für einen Laien die Sache nicht unbedingt einfacher gestaltet. Wer an CX Rennen teilnehmen möchte, Spaß daran hat auf kurzen Kursen durch den Wald zu flitzen, zudem über einen Rennradhintergrund verfügt, der ist wahrscheinlich mit einem Cyclocrossrad besser bedient. Wer hingegen einfach nur gemütlich durch den Wald cruisen möchte, der greift eher zum Gravelbike. Natürlich kann man aber auch mit einem Gravelbike an Crossrennen teilnehmen. Was also tun? Abhängig von Körpermaßen und Einsatzzweck sollte man sich beraten und informieren lassen und falls möglich eine Probefahrt absolvieren

Thema im Forum

Quelle

Video eines Gravelrennens

Video 2

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Sehr interessante Ergänzungen kommen von unserem Forumsmitglied MUDMAX II:

1.  Bikepacking

Die Betrachtung von Gravelbikes nur im Vergleich mit Crossbikes ist eigentlich unvollständig.

Genauso wie es bei der Auslegung und Ausstattung der Räder das Hin- und Herpendeln zwischen Cross- und Gravelbikes gibt, so gibt es das auch noch mal den Bereich zwischen Gravelbikes und Bikepacking-Rädern.

Haben sich die Gravelbikes aus US-Langstreckenrennen wie dem Dirty Kanza heraus entwickelt, so haben sich die Gravelbikes zu Bikepacking-Räder (parallel?) entwickelt durch die s24o -Bewegung (suburban 24 hours overnight … die neue Nähe zur Natur und zum Camping) oder dem Adventure-Cross-Radreisen …. oder wenn man alles zusammen nimmt, dann bestimmt den Fahrradmarkt mittlerweile nicht klar definiert eine Mischung aus Crossen, Graveln, Commuting, Radreisen und Camping.

Herausgekommen sind z.B. Räder wie das OPEN UP unbeaten path mit der Möglichkeit von großvolumigen Reifen, das Cannondale SLATE mit Federungskomfort, das Spezialized Awol oder Segoia … und viele andere Räder bei allen Herstellern mit der Möglichkeit, Schutzbleche und/ oder Gepäckträger aufzunehmen. Der Trend geht mittlerweile dahin, sehr intelligent verdeckte Ösen im Rahmen vorzusehen. Das ist etwas, was man an Gravelrädern findet, für Gravelräder aber nicht notwendig ist, vielmehr für Bikepacking-Räder.

Als Ableger der Gravelbike-Geschichten (und auch Bikepacking) hat sich mittlerweile eine große Sparte der selbsttragenden Taschen entwickelt (z.B. Epidura), die aerodynamisch und schwerpunktmäßig günstig ohne die klassischen Reise-Gepäckträger auskommen.

Grafisch könnte man also einen Balken darstellen, auf dem man ein Rad lokalisiert. 

Ist eher so oder so ausgelegt, angefangen mit der Geometrie über Rahmendetails bis hin zur Ausstattung. (natürlich kann ich theoretisch auch alles mit einem Einkaufsrad machen)

Cyclocrosser für Rennen ——— Gravelbike für Rennen ——— Commuter/ Bikepacking

2. Aero Aspekt bei Gravel-Rennen

Gravelrennen werden in den USA (und das ist immer noch der größte Markt) schon mal über Distanzen von 300 Kilometern oder mehrere Tage nonstop ausgetragen. Durch die oft langgezogenen Gravelstrecken und die damit höheren Geschwindiglkeiten spielt der Aero-Aspekt zunehmend eine Rolle. Daraus resultierend werden teilweise schon Aero-Aufsätze an die Dropbars montiert.

Auch die Entwicklung von aerodynamisch günstigen Radtaschen geht in diese Richtung. Und die Entwicklung des 3T Exploro Aero-Gravelrades muss sicherlich auch vor diesem Hintergrund betrachtet werden … und nicht nur aus der beschränkten deutschen Perspektive .

3. Wartung bei Gravel-Rennen

Die Gravelrennen in den USA werden oft über lange Distanzen nonstop auch die Nächte hindurch ausgetragen, mit dem Verbot, von außen Hilfe anzunehmen. Die Räder müssen unterwegs selbst repariert werden. Bei der Entwicklung der Gravelräder werden daher die Züge und Leitungen entgegen der Entwicklung bei den Cyclocrossern überwiegend außen verlegt z.B. GT Grade.

Natürlich kann ich jedes Rad für jeden Zweck benutzen, also aus dem Cyclocross-Rennen einen Commuter machen, oder umgekehrt. Es geht ja aber darum, die Bedürfnisse je nach Einsatz im Detail näher zu betrachten und die Räder zu konditionieren oder auch zu perfektionieren.

Es gibt ja mittlerweile auch europäische Formate für Gravel- und (Bikepacking) Langdistanzrennen, wie das Gravel-Rennen Turin-Nizza über 700 km und das Transcontinental Race von London nach Istanbul mit eigener Streckenführung über mindestens 3.300 km“

Elmar Schrauth

Crossladen.com

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