Three Peaks Cyclocross 2014

"Good luck and have a nice day...

...bekamen wir bei der Einschreib-Kontrolle noch hinterher gerufen - antworten konnten wir darauf nicht mehr, waren wir doch erst fünf Minuten vor Startaufstellung überhaupt erst vor Ort angekommen.
Die Straße war im Grunde auch schon gesperrt, aber dank eines wirklich zuvorkommenden Ordners durften wir A. umsonst parken und B. hat er uns auch noch auf die Park-Wiese direkt neben dem Start geleitet.

Von Beginn an wurde das Rennen scharf gefahren - selbst die neutralisierte Phase brachte einen an das eigene Limit. Dabei war man zunächst noch auf besten Nord-englischen Asphalt unterwegs, welcher sich knapp über leichtem Paris-Roubaix-Niveau einordnen lässt. Ein glimpfliche verlaufender Massen-Sturz resultierte aus der eher hektischen Start-Phase. 

Bei den Abfahrten waren Nehmerqualitäten ebenfalls vom Vorteil: Mountain-Bike-Erfahrung zahlte sich hier vollends aus.

Wer diese nicht besitzt, ist auch mit einer gewissen Ortskenntnis gut bedient. Nicht immer war die offensichtlich beste Fahrlinie die am geeignetsten.

Das gilt auch bei gewöhnlichen Cross-Rennen hierzulande - aber wenn sich zwischen "Oben und Unten" mehrere hundert Meter befinden, Stein-Hindernisse so groß wie Medizinbälle, Schlammlöcher in denen Mann und Rad zu verschwinden drohen, meter-hohe Abbruchkanten, eine wilde Graslandschaft vor einen auftut, ist einem klar, warum das Three Peaks Cross anders ist.

Nach dem neutralisierten Start in Helwith Bridge ließ einem schon der erste Anstieg (Ingleborough, 723m) wirr nach oben blicken.

Was im unteren Drittel noch mit einfacher Schrittfolge zu bewerkstelligen war, ließ einem kurz darauf ungläubig nach Luft schnappen. Bereits nach wenigen Strecken-Kilometern glich das emporklettern nur noch einem Überlebenskampf, bei dem man zu aller Last auch noch sein Rad mit hinauf schleppen musste.


An den Trocken-Mauer-Abgrenzungen und den Drahtzaun-Einfriedungen entlang nach Halt suchend war nur noch eine Geräuschkulisse aus schweren Atemzügen und Fluchen zu hören.


Surreal auch der Anblick von zur Weg-Kennung auf dem Plateau-Steinboden ausgelegtem Absperrband, wenn selbst dieser eigentlich keinen (fahrbaren) Weg erkennen lässt.

Das verrückte dabei - hat man erst mal wieder eine solche Schräglage laufend hinter sich gebracht, musste man sich geradewegs dazu zwingen, wieder auf das Rad zu steigen um fahrend vorwärts zu kommen.

Der Gedanke, dieses nach einer Lauf-Passage möglichst wieder schnell zu tun, war oftmals Meilen-weit entfernt.

Erschienen einem die Anstiege oftmals unwirklich, einfach wahllos in den Fels oder ins Gras gelegt, so waren die Stufen der Fels-Treppen nicht weniger unnatürlich zum hinauflaufen.

Die Schrittlänge kam den einzelnen Stufenabständen einfach nicht hinterher.

Besonders der Whernside-Peak ließ einem absolut keinen (Lauf)-Rhythmus finden.

Immer wieder wurde das vermeintliche Treppensteigen zu einer einzigen Kletter-Angelegenheit auf der Suche nach dem besten, festen Halt und Tritt für den den nächsten Schritt.

Pen-y-ghent, der dritte Peak im Bunde, nur wenige Kilometer vorm überqueren der Ziellinie gelegen, war dann nochmal etwas ganz eigenes für sich: ging es zunächst über einige Kilometer und loses Gravel-Geröll steil bergauf, wobei die Wegesbreite nicht mehr als wenige Meter betrug und man sich diese mit zahlreichen Supportern entlang des Weges und bereits vom Gipfel herabfahrenden Teilnehmern des Rennens teilen musste, hatte man kurze Zeit das Gefühl, von einem durchgängigen Fahr-Rhythmus.

Waren die Steigungsprozente auch zweistellig, war das immer noch eine Erholung zu der vorherigen Plackerei.

Man war mit wenig zufrieden.

Es langte soviel, dass man darauf halbwegs fahren konnte.

Dieses hatte spätestens auf der Hälfte des Anstieges ein Ende. Von dort bis oben hinauf zog sich wieder eine Spur des Leidens umgeben von aufmunternden und gut gemeinten "Well done" und "Come on"-Zurufen.

 

Pen-y-ghent hinab ging es zunächst auf allen vieren - nach einem Sturz ins Moor und einem ins Gras folgte standesgemäß dort noch ein letzter über Stock und Stein, welcher dann letztendlich doch noch etwas die Schaltung in Mitleidenschaft zog und Narben an Körper und Geist hinterließ.

Ansonsten hat sich das Material bestens bewährt: 32mm Schlauchreifen würden wir beim nächsten Mal wieder ganz Klar den Vorzug geben. Einzig der dieses Mal montierte Flaschenhalter brach bereits beim ersten Schulterungs-Versuch nach wenigen Kilometern.

Dann hieß es schlussendlich "Mann fahrend auf Maschine" Abfahrtstechnisch hinab laufen zu lassen um die letzten Kilometer Freudetrunken in Richtung Ziel hintersich zu bringen.

Das dort mittlerweile bereits die meisten angekommen sind, konnte unsere, über fünf-einhalb Stunden dauernde Anstrengung nicht schmälern


Der Sieger, Rob Jebb brauchte bei seiner 13. Teilnahme nicht einmal drei Stunden für die Strecke.
Christian Heule (Schweiz), als einer der besten Nicht-Engländer drei Stunden und 41 Minuten.

Finisher eines der härtesten Cyclocross-Rennen sind sie alle - die einen etwas schneller, die anderen etwas weniger schnell...für uns zählte bereits an der Startlinie nur das eine: to finish and to have a nice day!


Text und Bilder:
JoergS & Los Vannos