Zur WM Strecke in Oostende ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Das meiste war theoretisch, die Theorie aber weicht jetzt langsam der Praxis.
Die Strecke kann in zwei Teile geteilt werden, die von der mächtigen Brücke voneinander getrennt werden. Die meiste Zeit werden sich die Fahrer im Innenraum der Galopprennbahn aufhalten, das interessanteste Stück des Kurses ist aber zweifellos die Schleife am Strand.
Die Galopprennbahn - viele Meter, wenig Chancen
Trotz des andauernden Regens ist das Gras dieses Teilstücks sehr gut befahrbar. Die oberste Schicht ist rutschig, darunter ist das Geläuf aber fest. Der Regenfall hat das ohnehin technische Stück der Runde also noch etwas technischer gemacht, viel schwerer ist es aber nicht geworden. Es gibt einige kurze, steile Wellen. Diese können die Athlet(inn)en im Normalfall aber auf dem Rad absolvieren. Auf der Pferderennbahn gibt es keine Chance das Rennen zu entscheiden. Durch einen Ausrutscher oder Defekt kann das Rennen aber auch hier natürlich verloren werden.
Der Strand - wenige Meter, viele Linien
Die Entscheidung wird also vermutlich am Strand fallen. Die Schleife im Sand ist nicht lang, dafür aber schwer. Sie beginnt mit 50-60km/h nach der Brücke. Die ersten 20 Meter sind verstärkt, danach geht es in horrendem Tempo in Richtung Strand - auf losem Sand.
Nach der ersten Rechtskurve verlassen die Fahrer die Ideallinie um gut 50 Meter, um so zum besser befahrbaren Sand an der Wasserlinie vorzustoßen. Ein solches Abweichen von der kürzesten Linie ist vermutlich einzigartig im Crosszirkus.
Die nächste Rechtskurve ist potentiell sehr interessant, denn die von den Athleten gewählten Linien liegen dort 40 Meter auseinander. Während einige im Trainings einen eher direkten, diagonalen Weg nach oben wählten, fuhren andere so weit wie möglich an der Wasserlinie entlang um dann mit einer 90 Grad-Kurve den direkt Weg nach oben zu wählen (siehe Foto).
Der leicht ansteigende Weg vom Wasser weg ist das schwerste Stück der Schleife. 100-150m wird niemand auf dem Rad absolvieren können. An der Kuppe befindet sich ein kurzes verstärktes Stück, dort springen viele Fahrer auf, die Besten können von dort aus auf dem Rad zum nächsten Rechtskurve fahren.
Von dort aus geht es am Thermae Palace Hotel entlang auf verhärtetem Untergrund weiter, bis es mit einer erneuten Rechtskurve wieder in Richtung Wasser geht. Hier genießen die Fahrer Rückenwind undleichtes Gefälle. Die meisten Fahrer werden hier nicht laufen müssen. Wer hier aber absteigen muss, kann wegen des hohen Tempos problemlos 15 Sekunden verlieren.
Auf den letzten 150m Metern vor der Brücke befinden sich nochmal zwei Linkskurven. Auch hier ist es nicht selbstständig, dass alle auf dem Rad bleiben. Das Teilstück nach dem verhärteten Zwischenstück ist somit prädestiniert für die Rennentscheidung.