Danos Newsletter 20-2014

Das europäische Sauerland

Dass unsere niederländischen Nachbarn das Sauerland mögen war mir bekannt. Dass aber die Sauerländer eine offene niederländische Meisterschaft ausrichten, zeigt den europäischen Gedanken in einer Form, die nicht mal Helmut Kohl für möglich gehalten hätte. Diese Wahlwerbesendung ist von mir manipuliert und entspricht meistens nicht ganz der Wahrheit. Wählen solltet ihr aber trotzdem, denn beim Material tut ihr es ja auch.
Das Wochenende in Saalhausen war schon lange geplant und das Maritim-Hotel in Grafschaft gebucht. Der Feierabend wurde um 14.00Uhr eingeläutet um evtl. vor Ort noch eine Runde zu drehen. Ich freute mich auf das Rennen und fuhr entspannt Richtung Elbtunnel. Von nun an wurde es einfach anders….Zunächst zählten wir die Kacheln im Elbtunnel um danach auch noch Dehnungsfügen der Autobahn hinzuzuaddieren (30cm pro Kachel und 250m pro Brückenabschnitt). Wir m achten nach 1.5Std die erste Pause in den Harburger Bergen, also 26,7km nach dem Start.

GWir schafften es somit noch gerade rechtzeitig kurz vor 20.00Uhr die Startunterlagen zu holen. Auf dem Rückweg zum Hotel holte uns dann ein Unwetter ein, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Das Sauerland war in Sekunden weiß vom Hagel und in die dunkle Nacht donnerten die Blitze. Etwas fragend schaute ich mir die umgestürzten Bäume und Wassermassen auf der Landstrasse an. Wird morgen überhaupt ein Rennen gefahren? Und w enn ja, wie sieht die Strecke aus?

Der nächste Morgen zeigte dann ein ganz anderes Sauerland. Es war zwar bewölkt, aber die Temperaturen waren o.k. Die Strassen waren abgetrocknet und der Rest der Bäume stand noch im Wald. Es konnte also losgehen. Ich wählte zwar die etwas wärmere Kleidung, dennoch sah es im Startblock eher nach einem Hitzerennen aus, denn manche Leute hielten kurz-kurz für angebracht.

Der erste Anstieg im nördlichen Teil der Strecke gab gleich Gewissheit, wer niederländischer Meister werden will. Peter Hermann (Firebikes) zog das lange Feld noch länger, bis eine Vierergruppe weg war. Dahinter folgten gleich die beiden schönsten Senioren im Feld. Klar, ich war dabei und Maxalami Friedrich, der seinen Teamkollegen von Firebikes nochmals das Thema Teamtaktik näher bringen muss.

Mit der Überquerung des Tales entledigte ich mich meiner Weste, denn das Tempo war hoch und mir war einfach warm. Nach nun gefühlten 1000Hm am Stück auf breiten Forstwegen war unser Schwung mit Max dahin und wir wurden eine 8-er Gruppe, welche aber teilweise die führenden noch sehen konnte. Das mit “in Sichtweite” hörte spontan auf, als es anfing zu regnen. Was für ein Dreck. 16 Reifen werfen so viel Matsch um sich, dass man echt die Lust ver lor länger im Windschatten zu fahren. In den Abfahrten merkte man dann aber, dass ein geschütztes Plätzchen einfach 10°C wärmer ist, als im Wind. Auf den Abfahrten wurde nun das Rennen entschieden, da die Kälte jetzt gnadenlos zuschlug.
Ich bog als 6. auf die letzten 40km. Da ein Niederländer direkt vor mir war, konnte ich am Berg noch Körner finden, die mich schnell einen Platz nach vorne beförderten. Platz 4 rückte nun in Sichtweite, als Ramses Bekkenk (klar, ein Niederländer) mit Defekt am Rand stand. Nun kommt aber das Podium schon näher dachten wir uns wohl beide, so dass wir gemeinsam das Tempo erhöhten. Aber immer mit einem Sicherheitsabstand von 100m. Kurz vorm höchsten Punkt wurden wir aber wieder von Ramses gestellt, so dass die Motivation Podium wieder im Keller war. Auf den letzten 15km wird die Strecke dann ziemlich fett. Hier wechseln sich Single-Trails, schöne Abfahrten und einige knifflige Downhills ab. Ich hatte Platz 5 für mich eingebucht und wollte nur noch heil ankommen, als plötzlich der Peter wieder vor mir auftauchte. So, nun lag ich auf Platz vier und den letzten Podiumsplatz habe ich kampflos fahren lassen. Manchmal kann man sich auch selber ohrfeigen, aber mehr ging für mich nicht an diesem Tag. Ich war froh über die wasserfeste Hose und die Überschuhe, denn sie haben mir wohl diesen Platz beschert. Bin nun 4. der niederländischen Meisterschaft und als bester Deutscher Dritter bei den Männern. Das hört sich doch gut an. Im Ziel ging es für mich direkt mit dem Rad zum Hochdruckreiniger und dann in das vorgeheizte Auto. Muss wohl nicht erwähnen, dass das Preisgeld für Wiedergutmachungsaktionen bei Petra angelegt werden muss, denn sie stand dieses Wetter am Streckenrand durch.
Nach diesen Strapazen ist nun ein rennfreies Wochenende angesagt. Habe mir da was Besonderes ausgedacht, denn wir fahren zu einer Geburtstagseinweihungsparty……ins Sauerland.

  • res 2.JPG