Eine Legende im Querfeldeinradsport, 5facher Weltmeister im Amateur- und Profi-Querfeldeinrennsport, 16facher deutscher Meister und Vorbild für viele Nachwuchssportler (so auch für mich, damals U17 Fahrer). 1985 feierte er nach zwei Jahren als Bundestrainer ein triumphales Comeback auf der Rennstrecke, als er nach einem zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft anschließend bei der Weltmeisterschaft in München sensationell den Titel holte. Grund genug, einmal nach zu fragen: wie war es damals, wie ist es heute... Im Moment engagiert er sich hauptsächlich im Motorsport und für seine Firma Thaler-Sports. Dort lässt er seine Radsporterfahrungen direkt in die Sportbekleidungsmarke Protective einfließen.
Einer der wenigen in der Vergangenheit auch in Europa erfolgreichen US-Crosser ist Jonathan Page. 2007 ist er haarscharf in der letzten Runde am Weltmeistertitel vorbeigestürzt. Ein Grund für uns ihn um ein Interview zu bitten. Wir waren überrascht, das auf unsere Anfrage eine deutsche Antwort kam, denn Jonathan Page hat einige Jahre in Deutschland gelebt.
Name | Jonathan Page |
Wohnort | Oudenaarde, Belgien |
Alter | bald 33 |
Gewicht | 68kg |
Größe | 1,77m |
Beruf | Ehemann und Radrennfahrer mit dem Ziel die CX-WM zu gewinnen. |
Homepage | http://www.thejonathanpage.com/ |
Team | Planet Bike |
Gewicht des Rennrades im Renntrimm | Weiß ich nicht genau - leicht! |
CX-Sport: Wo genau hast Du denn in Deutschland gelebt?
Jonathan: Ludwigsburg
CX-Sport: Wir waren über die deutschsprachige Antwort sehr überrascht.
Jonathan: Hehe, meine Frau hat mir geholfen. Sie hat schon mal fließend Deutsch gesprochen, aber im Moment lernt sie Niederländisch (um mit unserer 4-jährigen Tochter in ihrem 2. Jahr im Kindergarten in Belgien mitzuhalten, unser zweites Kind kommt auch bald in den Kindergarten) und Spanisch und hat darüber fast ihr ganzes Deutsch vergessen.
CX-Sport: Du bist der erfolgreichste CX-Rennfahrer in Nord-Amerika?
Jonathan: Danke, ich fühle mich geehrt, das Ihr das so seht.
CX-Sport: Was können wir in der kommenden Saison erwarten?
Jonathan: Ich hoffe auf eine Saison ohne größere Krankheiten und Unfälle mit größeren Problemen. Eine saubere Saison. Wenn das klappt, werdet Ihr mich von Zeit zu Zeit auf dem Podium sehen.
CX-Sport: Wie läuft deine Sommersaison?
Jonathan: Super. Ich mag die Rennen in den USA. Ich würde auch gerne mal wieder einen Sommer oder zumindest einen Teil in Deutschland Rennen fahren. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit als Junioren- und U23 Fahrer in Deutschland.
CX-Sport: Wie viele Rennen hast du dieses Jahr bisher gefahren?
Jonathan: Ich weiß nicht genau. 5 Etappenfahrten. Sonst ein MTB-Rennen, das für mich nach der Hälfte zu Ende war - wie sich später herausstellte, wegen der Schweinegrippe.
CX-Sport: Wo hast Du den Sommer verbracht?
Jonathan: Bisher die meiste Zeit bei meinen Schwestern in Portsmouth, New Hampshire. Gerade besuchen wir in Minnesota Coris Familie, aber ich werde morgen zu einem Rennen nach North Carolina fahren und danach geht's für eine Woche auf eine Rucksacktour in New Hampshire.
CX-Sport: Was lief letzte Saison schief?
Jonathan: In Kurzfassung? Ich hatte eine stressige Woche, wurde krank, hatte einen Unfall und fiel aus, habe die Dopingkontrollliste nicht überprüft. Meine Frau machte sich sorgen um mich und hat es auch vergessen. Mein Leben war für 6 Monate die Hölle.
CX-Sport: Du willst der erste US-Rennfahrer werden, der die Cyclocross-Weltmeisterschaft gewinnt. Wie nah warst Du diesem Ziel 2007?
Jonathan: einen Rutscher an einem kleinen Teil von einem kleinen Hügel. Wirklich nah.
CX-Sport: Wann hast Du mit dem Fahren von Rennen angefangen?
Jonathan: Mit 13.
CX-Sport: Warum gerade CX, warum nicht Straße oder MTB?
Jonathan: Ich vermisse meine Familie wenn ich zuviel weg bin... und noch ein paar andere Gründe.
CX-Sport: Erzähle uns doch einmal ein bischen was über Dein neues Rad, arbeitest Du wirklich mit am Entwurf?
Jonathan: Yup, ich erstelle den Entwurf vom ganzen Rad - zusammen mit einem Ingenieur.
CX-Sport: Was willst Du ändern?
Jonathan: Wirklich alles.
CX-Sport: Was ist seine Besonderheit, die es schneller macht als andere?
Jonathan: Leicht und steif. Ich erzähle euch mehr, wenn ich es herausgebracht habe.
CX-Sport: Was sagt Deine Frau, wenn Du schmutzig vom Training nach hause kommst?
Jonathan: "Zieh deine Sachen draußen aus und dann direkt unter die Dusche. Die Klamotten bleiben draußen beim Rad." Sie hat sich jetzt daran gewöhnt.
CX-Sport: Verwendest Du einen Leistungsmesser beim Training?
Jonathan: Ja.
CX-Sport: Was war Dein bisher größter Erfolg?
Jonathan: Das ich die letzten 5 Jahre überlebt habe, ein Haus gekauft, Kinder und ein Leben in Belgien aufgebaut habe.
CX-Sport: Wieviel Bier trinkst Du?
Jonathan: nicht genug.
CX-Sport: Was ist der Unterschied zwischen dem Querfeldeinsport in Europa und den USA?
Jonathan: Europa hat bessere Wettbewerbe und größere Zuschauermassen.
CX-Sport: Wie bringst Du Familie und Rennsport unter einen Hut?
Jonathan: Es war in letzter Zeit schwer. Das ist der Grund warum wir für eine Woche in die Berge gehen nach dem Rennen dieses Wochenende. Zum Glück habe ich meine Frau.
CX-Sport: Wie lange willst Du noch Rennen fahren.
Jonathan: Ich hoffe noch 5 oder 6 weitere Saisons.
CX-Sport: Wo lebst Du in Europa, wenn Du hier bist?
Jonathan: Oudenaarde, Belgien
Vielen Dank für das Interview und an Carlo für die Fotos.
Ein Milram-Profi, der sich im Winter nicht nur zum Spaß auf den Cross-Strecken herumtreibt ist für uns natürlich ein gefundenes Fressen. Denn nur wenige Profis die es schaffen Straße und Gelände unter einen Hut zu bekommen und in beiden Bereichen erfolgreich zu sein. Paul steht damit in einer Reihe mit Fahren wie Adrie van der Poel und Klaus-Peter Thaler. Bei der WM in Hoogerheide 2009 war er leider etwas vom Pech verfolgt, nach einem Platten hat er viele Plätze verloren.
In einem sehr angenehmen Gespräch stand Paul Voß für uns Rede und Antwort.
Foto: Team MILRAM
Steckbrief:
Name | Paul Voß |
Wohnort | Bielefeld |
Alter | 23 |
Gewicht |
68kg im Moment - 66kg austrainiert |
Größe | 1,78m |
Beruf | Radfahrer |
Gewicht des Rades im Renntrimm | ca. 6,8kg |
Team | Team Milram |
Homepage | www.paul-voss.de |
Sieg in Hoogstraten - Foto: Armin M. Küstenbrück
Philipp Walsleben, der amtierende Weltmeister im Querfeldein (U23) wurde von CX-Sport zu seiner vergangenen Saison befragt - und zu seinen Zielen für die Zukunft.
Name | Philipp Walsleben |
Wohnort | Kleinmachnow |
Alter | 21 |
Gewicht | dick: 66kg; dünn: 63kg |
Größe | 1,77m |
Beruf | Radsportprofi |
Homepage | http://philipp-walsleben.blog.de/ |
Team | BKCP-Powerplus |
Gewicht des Rennrades im Renntrimm | Da muss ich leider passen. Hab ich auch noch nie gemessen. Ich spar vor jedem Rennen 300 g wenn ich nochmal pinkeln gehe. |
CX-Sport: Wie geht’s Dir gerade? Hast Du das Erlebte der letzten Saison schon wirklich realisiert?
Philipp: Mir geht’s gut natürlich. Eigentlich denke ich schon, dass ich die Ereignisse der letzten Saison realisiert hab. Manchmal denke ich aber noch daran zurück und dann fällt mit immer noch einmal auf, dass das echt nichts alltägliches war, was ich da getan hab.
CX-Sport: Vermutlich eine dumme Frage, aber warst Du zufrieden mit deiner letzten Saison?
Philipp: Natürlich: Nur bei den Eliterennen hätte ich mir hin und wieder mal eine bessere Platzierung gewünscht.
CX-Sport: Hast du mit einem solchen Verlauf gerechnet.
Philipp: Rechnen kann man mit so einem Verlauf eigentlich nicht, normalerweise gehören Materialdefekte und Krankheit dazu. Ich hatte aber keins von beidem.
Ich wusste beispielsweise, dass ich jeden der drei Meistertitel holen kann, hätte aber nicht gedacht, dass es alle drei werden.
CX-Sport: Worauf führst Du Deinen Leistungssprung der letzten Rennsaison zurück?
Philipp: Meine Straßensaison verlief schon vom Trainingslager bis zum letzten Rennen ohne Zwischenfälle. Außerdem war 2008 das erste Jahr in dem ich mich, nach meinem Abi 2007, voll auf den Radsport konzentrieren konnte.
In der Saison war der wichtigste Faktor der, dass ich in Belgien wohnte. Dadurch hatte ich weniger Reisestress, weniger Ablenkung und wurde auch nach größeren Erfolgen wie dem EM-Titel gut mit beiden Füßen auf dem Boden gehalten. Und auch während der Rennen hatte ich mit dem Wohnmobil und meinen Betreuern das perfekte Umfeld. Dadurch war es auch bei größeren Rennen möglich, einfach die Routine beizubehalten.
WM-Titel in Hoogerheide - Foto: Armin M. Küstenbrück
CX-Sport: Wie war der Druck, den Du als Topfavorit vorher zu verspüren hattest? Konntest du ruhig schlafen?
Philipp: Wie gesagt, die Routine hatte ich. Die WM war ungefähr mein dreißigstes Rennen. Ich wusste, dass ich unter normalen Umständen der stärkste bin.
Außerdem stehst du morgens auf und hast zwei Beine mit denen du es tun musst. Wenn die gut genug sind ist es schön, wenn die Beine an diesem Tag schlecht sind kann man aber auch nichts machen. Wenn man es sich so denkt, kann man auch ruhig schlafen. Ätzend war vielmehr das Warten, bis die WM endlich da ist. Zwei Wochen vorher in Roubaix hatte ich Super-Beine und gewann mit einer Minute Vorsprung. Damals sagte mir jeder, dass ich doch sicher Weltmeister werde. Kann ja sein, aber das Rennen muss auch erstmal gefahren werden.
CX-Sport: In Belgien kennt Dich fast jeder, stört es Dich da, dass in Deutschland der Querfeldeinsport ein wenig ein Schattendasein führt?
Philipp: Man gewöhnt sich dran :) Außerdem denke ich, dass es bergauf geht. Und ich genieße es auch als normaler Mensch gesehen zu werden. Einige meiner Freunde hatten das mit dem WM-Titel einfach nicht mitbekommen. Für die bin ich voll der normale Mensch, das ist sehr schön.
CX-Sport: Stimmt es das nachts Groupies vor Deinem Schlafzimmer aufmarschieren und Tangas werfen?
Philipp: Mit Unterwäsche kommt mir sowieso niemand ins Haus.
CX-Sport: Wann hast Du mit dem Radsport angefangen.
Philipp: 1998
CX-Sport: Seit wann fährst Du Cross, wie kamst Du dazu?
Philipp: Ich habe Cross in meinem Verein als das kennengelernt, was man im Winter macht. Also fahre ich eigentlich schon immer Cross.
CX-Sport: Deine größten Erfolge waren bisher?
Philipp: Deutscher Meister Junioren, U23 und Vize-EM U23
CX-Sport: Was macht für Dich die Faszination Crossen aus?
Philipp: Dass man dort ohne viel Geplänkel vom Start an alles geben muss, die Atmosphäre bei den Rennen und einfach das Gefühl, mit hoher Geschwindigkeit durch den Wald zu „hacken“.
CX-Sport: Du bloggst: Deine Fans haben mir aufgetragen, Dich zu bitten nicht mehr, sondern öfter zu schreiben…hast du überhaupt Zeit dafür?
Philipp: Die Zeit habe ich schon, meistens mangelt es an der Motivation. Manchmal nehme ich mir vor, etwas zu schreiben, aber irgendwie bekomme ich keinen flüssigen Eintrag zusammen. Dann lasse ich es lieber sein, bevor da nur Stichpunkte stehen.
CX-Sport: Was sind Deine Ziele für die nächste Saison?
Philipp: „Fuß fassen“ in der Elite. Deutscher Meister
CX-Sport: Wie viele Rennen fährst Du im Jahr?
Philipp: Sommer: 40 Renntage, Winter: 42 Rennen
CX-Sport: Fährst Du auch MTB?
Philipp: Ne, sowas hab ich nicht. Wenn's passt könnt ich das nochmal versuchen. Wenn ich mich recht erinnere war ich bei Jugend und Junioren ja DM XC
CX-Sport: Wie viele Km fährst Du insgesamt auf der Strasse im Jahr?
Philipp: Glaub' 14.000
CX-Sport: Wie ist Deine Trainingsgestaltung?
Philipp: Im Sommer eher etwas länger. Im Winter einmal wöchentlich Intervalle im Wald, bei zwei Rennen am Wochenende.
CX-Sport: Absolvierst Du Techniktraining? Rumpftraining?
Philipp: Nein und Nein
CX-Sport: Setzt Du auch im Sommer Intensitäten?
Philipp: Nicht unbedingt im Training, aber bei Sachen wie der Belgien Rundfahrt kommt man schon mal über den GA-Puls hinaus
CX-Sport: Trainierst Du auch bei schlechtem Wetter? Falls ja: schimpft Dein Vermieter, weil Du immer dreckig nach hause kommst?
Philipp: Je nach Stellwert der Einheit trainiere ich auch bei schlechtem Wetter. Aber dreckige Sachen ist man bei mir an beiden Wohnorten gewöhnt.
CX-Sport: Hast Du Zeit für Hobbys? Wenn ja, trainierst Du etwa nicht genug?
Philipp: Meistens sitze ich am PC wenn ich grad' nicht trainiere
CX-Sport: Trainierst Du mit Herzfrequenz- oder Leistungsmesser?
Philipp: Herzfrequenz
CX-Sport: Im Cx trainiert man ständig auf Messers Schneide: wie steuerst Du Dein Training um nicht ins Übertraining zu kommen?
Philipp: Erfahrung, regelmäßige Blutkontrollen
CX-Sport: Pause nach der Saison? Wann? wie? Was bist Du für ein Schwächling, dass Du eine benötigst!
Philipp: Ja nach der Saison gab's 3 Wochen radfrei. Die sind nötig für Körper und Geist. Da kann man ein bisschen zunehmen, schöne Dinge essen und mal etwas länger wach bleiben.
CX-Sport: Wie fährst Du Dich warm? Wie lange?
Philipp: Am Morgen des Rennen fahre ich nach dem Frühstück immer 20 Minuten zuhause auf der Rolle. Dann gibs Pasta im Wohnmobil und dann fahre ich 2-3 Runden auf der Strecke, auch schon ein bisschen zügiger.
45-30 Minuten vor dem Start gehe ich auch auf die Rolle, wo ich aber teilweise auch nur rumsitze… ca. 20 Minuten vor dem Start jage ich den Puls auf der Rolle noch einmal hoch.
CX-Sport: Wie sicher ist der Fortbestand Deines Teams?
Philipp: Die Sponsorenverträge laufen bis Ende 2011. Also sollte es das Team bis dahin noch mindestens geben.
CX-Sport: Kannst Du von Deinem Sport leben?
Philipp: Jo, glücklicherweise habe ich noch andere Einnahmequellen als die 110€ Deutscher Meister Preisgeld.
CX-Sport: Wie gehst du mit Fahrfehlern während eines Rennens um? Gelingt Dir dieser Umgang immer gleich gut?
Philipp: Fahrfehler verursachen immer eine leichte Unsicherheit an der bestimmten Stelle. Aber inzwischen hab ich es eigentlich so gut unter Kontrolle, dass ich einfach wieder ruhig und unbelastet an die bestimmte Passage komme.
Hoogstraten - Foto: Armin M. Küstenbrück
CX-Sport: Trainierst Du speziell Deine mentalen Fähigkeiten?
Philipp: Nein
CX-Sport: Bist du Tuningfreak? Wie ist dein ultimativer Tipp dazu? Was gibt es zu beachten?
Philipp: Ich bin kein Tuningfreak. Man sollte beachten, dass die ganze Geschichte noch funktioniert. Das ist meistens bei Serienteilen so. SHIMANO hat da bei der neuen Dura-Ace aber leider auch nicht drauf geachtet…
CX-Sport: Ein guter Tag bedeutet für dich?
Philipp: Vormittag (und evtl. auch nachmittags) echt gut trainieren und den Rest des Tages ausruhen und sich freuen, wie gut man doch heut wieder trainiert hat.
CX-Sport: Disziplin heißt für dich?
Philipp: Regelmäßigkeit. Egal wie man hungert, trainiert und schläft. In 4Wochen wird man nicht Weltmeister. JoJo Effekt vermeiden.
CX-Sport: Lieblingsstellung?
Philipp: Oberkörper aufrecht im Sattel, Hände nach oben gestreckt.
CX-Sport: Deine größte Stärke?
Philipp: Selbstsicherheit.
CX-Sport: Deine größte Schwäche ?
Philipp: Eventuell auch Selbstsicherheit, mir von anderen nichts sagen lassen.
CX-Sport: Was muss passieren damit der Radquerfeldeinsport in deutschsprachigen Bereich noch weiter nach vorne kommt?
Philipp: Hier könnte man ja einen Aufsatz drüber schreiben.
Natürlich braucht man erst einmal gute Fahrer. Wie kommt man dazu?
Und wie immer braucht man auch mehr Geld. Der BDR müsste mehr Trainingslager organisieren um einen Erfahrungsaustausch zwischen älteren und jungen Fahrern zu organisieren. Beim Stevens Team wird dies schon seit mehreren Jahren gemacht. Hat aber (mit Verlaub) noch nicht unbedingt den erwünschten Erfolg gebracht.
Wichtig ist (leider) auch die Teilnahme an Rennen in Belgien, auch für den Nachwuchs. Hier ist aber wieder das Problem, dass dann alle guten Fahrer im Ausland starten würden. Um den Crosssport in D wirklich zum Leben zu bringen bräuchte man aber natürlich auch Zuschauer und Sponsoren bei deutschen Rennen. Das Interesse an diesem Sport wird aber ohne internationalen Erfolg nicht unbedingt schnell steigen.
Jedoch ist in meinen Augen die Mentalität bei deutschen Crossrennen eine andere, eine falsche für die internationale Bühne. Das ganze Niveau liegt niedriger, wodurch das Grundtempo natürlich auch niedriger liegt. Eine Stunde Vollgas, echt Vollgas (jede Runde, als wäre es die letzte) ist oftmals nicht der Fall. Meist, weil die physischen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Das könnte wiederrum am Training liegen. Zu lange und zu langsam? Das läge wiederrum am Trainerpersonal, und auch an der deutschen lang und langsam Einstellung.
Auch das Bild des Cross bei den Rennfahrern ist nicht unbedingt das Richtige: „Wenn man gut ist sollte man lieber Straßenfahrer werden, verdient man mehr.“ Dies wird auch beim BDR so gehandhabt. Als Beispiel könnte ich Christoph Pfingsten nennen. Ist eigentlich den meisten bekannt, dass dieser in St. Wendel schon einmal dritter bei einer Junioren-WM Querfeldein war? Er ging anschließend auf die Straße, sollte aber seine nächste Medaille erst vier Jahre später wieder im Cross einfahren.
Dies waren durcheinander geworfen einige ehrliche Stichpunkte die mir so durch den Kopf kamen. Zuallerletzt möchte ich aber sagen, dass es in meinen Augen schon voran geht. Zwei Radhersteller investieren in den Crosssport, die Hobbyszene wird größer, dadurch auch die Bekanntheit. Dies ist auf jeden Fall kein Rückschritt, positives öffentliches Interesse lässt sich immer nutzen.
CX-Sport: Denkst du die Basis für weitere Erfolge deutscher Fahrer ist gegeben?
Philipp: Klar ist die Basis gegeben, Deutschland ist groß genug also wird’s schon irgendwo gute Crossfahrer geben.
CX-Sport: Wem traust du in Deutschland am ehesten zu, im U23 Bereich, in deine Fußstapfen zu treten?
Philipp: Da sind natürlich Marcel Meisen und Sascha Weber zu nennen. Beide haben schon beachtliche Ergebnisse eingefahren und sind in meinen Augen auf dem richtigen Weg.
CX-Sport: Wie schätzt du deinen Bruder ein?
Philipp: Ich denke er kann mehr erreichen, als die meisten ihm zutrauen. Bei Deutschen Meisterschaften war er immer für eine Medaille gut. Er ist aber niemand, dem der Erfolg und das Talent hinterhergeworfen wurde. Nun hat er ein vernünftiges Team und lebt auch genug für den Sport. In meinen Augen kann man daraus etwas machen.
CX-Sport: Bist Du auch durch den Radsport zwischenzeitlich impotent geworden?
Philipp: Auch? Nein ich denke, dass bei mir noch alles in Ordnung ist und diese Gefahr nicht so schnell besteht. Ich würde hier mal den Namen Jens Voigt und die Zahl fünf (Kinder) nennen.
CX-Sport: Fühlst Du Dich durch dopende Sportler verarscht?
Philipp: Die verarschen nur sich selber. Ich würd gern bis ich so Mitte Dreißig bin mein Geld mit Radsport verdienen. Das ist denk ich sauber am einfachsten.
CX-Sport: Lieblingsrennen?
Philipp: Im Cross wäre das der Koppenberg und Kleinmachnow, ich liebe diese Runde. Auf der Straße habe ich keinen echten Favoriten. Wenn oben Ziel ist, ist es schon in Ordnung.
CX-Sport: Wann warst du zuletzt angetrunken?
Philipp: Noch nie, ich fahre ja auch nicht nur halb trainieren.
CX-Sport: Sind im Joghurt Knochen?
Philipp: Das hab ich mich noch nie gefragt. Da soll ja sehr viel Calcium drin sein, ich dachte aber immer, dass die von der Milch im Joghurt kommt.
CX-Sport: Falls du Mono fährst: reicht das Geld nicht für zwei Kettenblätter?
Philipp: Haha Mono, der kleine Bruder von Oberlenker-Bremshebeln. Noch nie gefahren. Es gibt natürlich Rennen wo man nur auf dem großen Blatt fährt. Man könnte dafür also 46-Mono montieren. Alles andere könnte für Start und Sprint zu leicht sein.
CX-Sport: Bremsen; Hast Du schon mal Mini-V oder Scheiben am Crosser getestet? Meinung dazu?
Philipp: Endlich euer Lieblingsthema. Ich habe bis jetzt keins von beidem ausprobiert. Wahrscheinlich ist es Faulheit bezüglich umbauen und kümmern. Und die Angst am Start ausgelacht zu werden. Funktionieren die nicht zu gut? So dass die sich mit kalten Händen nicht mehr dosieren lassen. Und schleift das nicht im Matsch wenn die so nah an der Felge stehen? Vielleicht könnte ich mir ja mal einen Namen als V-Brake Pionier machen…
CX-Sport: Was zeichnet Dich aus? bist Du guter Techniker, Dampfmaschine, beides, komplett?
Philipp: Ich bin beides, aber in keinem vollkommen. Meine Technik ist gut, bei anderen aber besser. In der U23 war zwar niemand konstant stärker als ich. Bei der Elite wird es da aber welche geben.
CX-Sport: Lieblingsreifen?
Philipp: Sowieso Dugast. Und wenn ich Rhino fahren kann stimmt auch das Wetter.
CX-Sport: Wie lange benötigst du, um vor einem Rennen den optimalen Luftdruck zu ermitteln?
Philipp: Ja das kann sehr lange dauern. Inzwischen kümmere ich mich aber etwas weniger darum. Mann muss einfach immer noch treten. Am Besten ist es, einfach bei Niels seine Empfehlung zu erfragen. Das wird dann schon stimmen.
CX-Sport: Hast Du Zeit für ne Beziehung ?
Philipp: Ja die Zeit hätte ich. Beziehung hab ich aber nicht. Was zum Schnellfahren auch nicht übel ist…
DM in Strullendorf - Foto: Armin M. Küstenbrück
CX-Sport: Ein paar Zeilen über dein Team, Sponsoren, etc...
Philipp: „Ein paar Zeilen“, sehr konkret.
Ja BKCP - 'ne Bank und PowerPlus- Hersteller von Elektrowerkzeugen sind unsere Hauptsponsoren vom Team; Namensgeber quasi.
Wir sind im Moment 9 Fahrer. Sehr gute, weniger gute und auch welche um einfach das Team groß genug zu machen. Aber die Leistung ist ja nicht alles. Die Stimmung ist sehr gut, und alle im Team, bis auf eine Ausnahme, sind wirklich professionell auf den Sport konzentriert. Das macht mir Spaß.
Um mal Namen zu nennen. Ich denke, dass Lubomir Petrus mindestens zweimal U23-Weltmeister werden kann.
CX-Sport: Vielen Dank
Foto: Armin M. Küstenbrück – Weltcup Hoogerheide 2007 – Platz 7
Steckbrief:
Name | René Birkenfeld |
Wohnort | Dresden |
Alter | 25 |
Gewicht |
78kg |
Größe | 1,83m |
Beruf | studierender Radfahrer |
Gewicht des Rades im Renntrimm | 7,05kg |
Team | Stevens Racing Team Hamburg |
Fährt Rad seit | 1999 |
Homepage | www.rene-birkenfeld.de |
CX-Sport.de: Seit wann fährst Du Cross, wie kamst Du dazu?
René: Angefangen mit dem Quer habe ich im Jahr 2000. Anfangs nur als Spaß und um meine Technik fürs MTB zu verbessern. Auch aus Spaß, Lust und Freude nahm ich dann 2001 an der Deutschen Meisterschaft in Magstadt teil, wurde gnadenlos überrundet und vorzeitig aus dem Rennen genommen. Wer hat damals gewonnen? Leo Karstens? Was ist mit ihm geworden? – Vor meiner Zeit…
Jedenfalls habe ich das Quer fahren die kommenden Winter wieder trainiert und fuhr bei einem Schlammrennen in Wadern, auch zufällig 'ne DM, in der U23 Klasse auf den fünften Platz. Kurz vor dem Ziel konnte ich noch Conny Opitz ein- und überholen…
CX-Sport.de: Was waren Deine größten Erfolge bisher?
René: Persönlich sind mir diese beiden wichtig: Meine erste WM Teilnahme in Zeddam und der Meistertitel 2007
Auf dem Papier: 3 Jahre – 3 Podestplätze bei Deutschen Meisterschaften in Auerbach, Herford, Strullendorf – Mein siebter Platz in Hoogerheide, was aber leider, oder zum Glück dem Wetter bei diesem Rennen geschuldet war. – Gewinner Deutschlandcup 2007 zweimal Zweiter 2008 und 2009
CX-Sport.de: Was macht für Dich die Faszination "Crossen" aus?
René: Das Kurvenfahren… man lernt nirgendwo so viel Technik wie auf dem Crossrad. Das beste Gefühl mit dem Crosser ist, wenn ich mit beiden Laufrädern den Halt und auch ein wenig die Kontrolle verliere, um dann so durch die Kurve zu schlittern.
CX-Sport.de: Warst Du zufrieden mit Deiner letzten Saison?
René: Jein. Ich hätte mir international mehr vorgestellt. Mein Sommer lief perfekt. Ich gewann ein paar Straßenrennen, fuhr im Sommer richtig viel Grundlage und die Bulgarien Rundfahrt als direkte Vorbereitung. Das war aber leider trainingstechnisch zu viel und ich kroch die erste Hälfte der Quersaison regelrecht herum… Somit setzte ich gegen Mitte der Saison meine Trainingsplanung und Rennplanung komplett um und versuchte von diesem Zeitpunkt an, mich nur noch auf die DM zu konzentrieren. Meine Form passte an dem Tag und ich konnte Vizemeister werden und 3 Wochen später 28ter bei der Weltmeisterschaft in Hoogerheide.
CX-Sport.de: Was sind Deine Ziele für die nächste Saison?
René: Deutscher Meister in Magstadt werden, TOP 20 Platzierungen im Weltcup und nach der Saison mit meiner Leistung zufrieden sein.
CX-Sport.de: Wie trainierst Du im Sommer/Winter?
René: Im Sommer zu 95 % auf der Straße und 5% im Gelände. Im Winter zu 50% Straße, 40% im Gelände und mind. 10% drinnen.
CX-Sport.de: Wie viele Rennen fährst Du pro Jahr?
René: Crosssaison 2007/2008 – 28; Crosssaison 2008/2009 – 24
CX-Sport.de: Wie viele Rennen auf der Straße fährst Du?
René: Ungefähr so 20 – sehr unterschiedlich
CX-Sport.de: Fährst Du etwa auch MTB? Du Verräter!
René: Ja mit meinem Eisdielenrad lasse ich mich fast jedes Jahr beim Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen sehen. Ich komme ja vom MTB und bin bis 2002 Bundesliga gefahren.
CX-Sport.de: Wie viele Km fährst Du insgesamt auf der Straße?
René: Frag mich mal was einfacheres… keine Ahnung echt nicht.
CX-Sport.de: Wie ist Deine Trainingsgestaltung?
René: Strukturiert, aber leider plane ich manchmal zu viel und wenn mal was nicht so klappt wie es geplant ist, kommt alles durcheinander.
CX-Sport.de: Machst Du Techniktraining?
René: Auf dem Crosser ist es ein Muss. Aber auch auf dem RR mache ich dieses Jahr bewusst Techniktraining. - Wo fasst man den Lenker als Crosser an, um erkannt zu werden? Richtig – gaaaannnzzz weit oben.
CX-Sport.de: Auch Rumpftraining?
René: Auf einem Gymnastikball – ist doch grad Mode…
CX-Sport.de: Setzt Du auch im Sommer Intensitäten?
René: Ja, in den Rennen und hinter dem Auto im Erzgebirge. Man findet in meiner Heimat viele ruhige und gute Straßen, wenn man sich auskennt.
Foto: Holde Schneider – Trainingslager Mallorca 2009
CX-Sport.de: ...Du überhaupt Intensitäten im Sommer benötigst?
René: Sonst wird mir ja langweilig…
CX-Sport.de: Trainierst Du auch bei schlechtem Wetter?
René: Losfahren bei Regen niemals. Wenn ich in einen Regenschauer komme, dann fahre ich je nach Gefühl und Tagesverfassung weiter. Bei Schneefall fahre ich manchmal, aber meist auch nicht freiwillig. Bei Kälte: Ich stamme aus dem Erzgebirge, und da frieren mir im Winter ab und zu meine Füße ab. Es tut dann echt gut unter die Dusche zu kommen und alles wieder aufzuwärmen.
CX-Sport.de: Hast Du Zeit für Hobbys? Wenn ja, trainierst Du etwa nicht genug?
René: So 3-4mal im Jahr spiele ich noch Basketball und Handball.
CX-Sport.de: Trainierst Du mit Herzfrequenz- oder Leistungsmesser?
René: Die Herzfrequenz, die Zeit und die Trittfrequenz sind meine beiden Anhaltspunkte für's Training. Untergeordnet ist die Geschwindigkeit. Mit einem Leistungsmesser habe ich noch nie trainiert.
CX-Sport.de: Machst Du eine Pause nach der Saison? Wann und wie?
René: Pause muss sein. Die Malediven stelle ich mir vor und sitze hinter meinem Rechner oder meinen Büchern und versuche mein Studium voranzubringen.
CX-Sport.de: Hast Du einen besonderen Tipp/ Material/Training, etc. für unsere Leser?
René: STEVENS – Mein und der Beste Sponsor im Querfeldein.
CX-Sport.de: Wie fährst Du Dich warm?
René: Auf dem Rad und der Rolle – habe da mein spezielles Programm. Und jeder Rennfahrer sollte sein eigenes herausfinden. Wer mein Programm wissen möchte, kann mich einfach bei einem Rennen ansprechen oder mir eine Mail schreiben.
CX-Sport.de: Wie sicher ist der Fortbestand Deines Teams?
René: Auf mich setzt Stevens hoffentlich so lang ich professionell Radfahren will und kann.
Die gesamte Belegschaft von Stevens lebt und liebt den Radsport und wird das Team oder eine Unterstützung des Rennsports niemals aufgeben.
CX-Sport.de: Kannst Du von Deinem Sport leben?
René: Ich kann vom Sport mein Studium finanzieren und wenn das nicht mehr klappt, dann verdient meine Freundin meine Hobbys.
CX-Sport.de: Bist Du Tuningfreak?
René: Tuningfreak vielleicht nicht, aber mein Material wird von mir ab und zu gestreichelt.
CX-Sport.de: Ein guter Tag bedeutet für Dich?
René: Ganz schön viel, denn wenn es kein Guter ist, wird’s ein Schlechter.
Am besten gefällt mir mein Start in den Tag ungefähr so: Morgens von der Sonne auf der Nasenspitze gekitzelt werden, einen guten Cappuccino trinken, dazu einen Obstsalat und 2 Brötchen mampfen. Und das alles gemeinsam mit meiner Freundin.
CX-Sport.de: Disziplin heißt für Dich?
René: Manchmal auch undiszipliniert sein, denn nur so hält man Disziplin durch.
CX-Sport.de: Lieblingsstellung?
René: KETTE RECHTS und GAS
CX-Sport.de: Deine größte Stärke?
René: Die Maximalkraft und Trittfrequenz bei der Laktat-Stufen-Diagnostik.
CX-Sport.de: Deine größte Schwäche ?
René: Das Frühstück… siehe oben, es ist einfach zu gut.
CX-Sport.de: Was muss passieren damit der Radquerfeldeinsport in Deutschland noch weiter nach vorne kommt?
René: Schritt eins ist getan, Philipp ist Weltmeister. Könnte man denken. Ist aber nicht so, denke ich. Struktur muss her. Die Elite und U23 Fahrer sollten als Cross-Nationalmannschaft Rundfahrten fahren dürfen. Es müsste ein Zentrum geschaffen werden, welches nahe der Belgischen / Niederländischen Grenze liegt. Und vieles weiteres… Aber Quer ist ja nicht olympisch, der Verband und alle anderen haben eh kein Geld und und und…
CX-Sport.de: Bist Du auch durch den Radsport impotent geworden?
René: Nach 6- 8 Stunden auf dem Sattel brauche ich schon 2-3 Sekunden länger…
CX-Sport.de: Fühlst Du Dich durch dopende Sportler verarscht?
René: Verarscht ist vielleicht das falsche Wort: Thesaurus bietet mir an: getäuscht, ernüchtert, entzaubert, frustriert, verärgert….
CX-Sport.de: Welches ist Dein Lieblingsrennen ?
René: Alles was schlammig und dreckig ist…
CX-Sport.de: Dein Rad hat nur ein Kettenblatt? Reicht das Geld nicht für zwei?
René: Nee, für die Monoschiene muss ich bezahlen für zwei Blätter nicht.
CX-Sport.de: Schimpft Deine Mami, weil Du immer dreckig nach Hause kommst?
René: Wenn dann schimpft die Freundin, aber die hat mich schon dreckig kennengelernt und ist auch nicht böse, wenn ich mir mal wieder beim Abendessen irgendwas über den Latz gekippt habe…
CX-Sport.de: Das Thema Bremsen; schon mal Mini-V oder Scheiben am Crosser getestet? Wie ist Deine Meinung dazu?
René: Hier mal zwei Sprichwörter, die ich mir immer wieder von den MTB‘lern anhören muss: Crossbremsen sind Kackeschieber – Alles wo kein Öl drin ist, ist kein Hightech.
Mini V-Brakes habe ich grad zum Testen dran. Die sind nichts für mich oder irgendjemand. Schwammiger Druckpunkt, wenn dann doch mal einer da ist blockiert das Rad und der Bremsgummiabstand zur Felge ist viel zu gering.
CX-Sport.de: Was zeichnet Dich aus? Bist Du guter Techniker, Dampfmaschine, beides, komplett?
René: Eher 'ne Dampfwalze, Technik versuch ich mir hart anzutrainieren.
CX-Sport.de: Hast Du Zeit für 'ne Beziehung?
René: Erste Frage: Ja. Zweite Frage: Nein, Sie kommt manchmal sogar mit, oder ich muss eine Runde ran hängen.
CX-Sport.de: Wie lange möchtest Du noch aktiv fahren?
René: Bis zur Querfeldeinweltmeisterschaft 2011 in St. Wendel auf jeden Fall.
CX-Sport.de: Deine beste Weltcupplatzierung ist in Deutschland fast untergegangen, ärgert Dich das? (Platz 7 Weltcup Hoogerheide 2007)
René: Nö, damit hat niemand gerechnet, auch ich nicht. Aber ich denke dennoch, dass genügend darüber berichtet wurde. Und um so weniger berichtet wurde, desto mehr habe ich das Rennen für mich persönlich und kann selbst erzählen wie es war.
CX-Sport.de: Vielen Dank für das Interview.
Foto: Armin M. Küstenbrück – Deutsche Meisterschaft Querfeldein 2009
Steckbrief:
Name | Sascha Weber |
Alter | 21 |
Gewicht |
63kg |
Größe | 1,70m |
Beruf | Sportsoldat |
Gewicht des Rades im Renntrimm | ca. 7,2kg |
Team | Stevens Racing-Team |
CX-Sport hat den WM-Dritten (U23) von 2005 und Schweizer Meister im Quer von 2003 einige Fragen stellen dürfen.
Foto: Bürgis Cycling Team
Steckbrief:
Name | Simon Zahner |
Wohnort | 8608 Bubikon - Schweiz |
Alter | 26 |
Gewicht | 72,5kg |
Größe | 1,81m |
Beruf | Radrennfahrer |
Team | Bürgis Cycling Team |
Gewicht des Rennrades im Renntrimm | Crossrad mit Lightweight in der vergangenen Saison: 7,1kg |
Rennrad mit SRM 6,8-7kg - je nach Laufrädern |
CX-Sport: Seit wann fährst Du Cross und wie kamst Du dazu?
Simon: Die ersten Rennen bin ich im Herbst 1998 gefahren. Ich fuhr zuvor nur MTB und brach immer 10 Minuten vor Schluss ein, weil sich mein Trainingsaufwand auf Rumhüpfen auf dem Schulhof beschränkt hat. Der Präsident meines Radclubs meinte dann, ich solle es mal mit Cross versuchen, da die Rennen dort schon fertig seien, wenn üblicherweise mein Einbruch kommt. Hat dann wirklich hingehauen und so kam auch die Motivation fürs Training, und das hat sich dann irgendwie bis heute gesteigert.
CX-Sport: Welches waren Deine bisher größten Erfolge?
Simon: Im Cross die WM-Medaille in St.Wendel (U23), der 4. Rang beim Weltcup in Treviso 2006 und der 8. Rang an der letzten Weltmeisterschaft in Hoogerheide. Von der Stimmung her war es das Brutalste, was ich je erlebt habe. Ich habe es aber trotzdem hinbekommen, nicht viel unnötige Arbeit zu verrichten, weil es ja auch nicht an mir lag, das Rennen zu machen, sondern habe alles auf eine gute letzte Runde gesetzt, was ja gut aufgegangen ist. Der Sturz in der Mitte des Rennens war doof, aber wenigstens habe ich mich so auf die vielen Großleinwände gehievt, mit Zeitlupe und allem.
CX-Sport: Hast Du ein Blog oder eine Homepage? Und einen Link für uns?
Simon: Ich habe weder Blog noch Homepage, sondern beschränke mich auf dumme Bemerkungen auf Facebook. Homepage ist immer mal wieder ein Thema, aber ich bin zu wenig computerbegeistert, deshalb setze ich mich wohl nicht konsequent dahinter...
CX-Sport: Warst Du zufrieden mit Deiner letzten Saison?
Simon: Ich wäre gerne regelmäßig in die ersten Zehn am Weltcup gefahren, aber die Konkurrenz hat eben auch nicht geschlafen. Einige Rennen habe ich souverän gewonnen; WM-Ziel auch erreicht; einzig der Schweizermeistertitel fehlt weiterhin!
CX-Sport: Was hast Du Dir für die nächste Saison vorgenommen?
Simon: In den ersten Zehn etablieren, mehr Rennen in Belgien und Holland fahren und mir dort durch gute Leistungen einen Namen machen und das Schweizer Meistertrikot holen.
CX-Sport: Wie trainierst Du im Sommer bzw. Winter?
Simon: Im Sommer 20-25h pro Woche; im Winter 15-20, jedoch noch intensiver.
CX-Sport: Wie viele Rennen fährst Du im Jahr?
Simon: Crossrennen waren's jetzt immer 25-30, nächsten Winter wird's wohl gegen 40 gehen.
CX-Sport: Wie viele davon auf der Straße?
Simon: Werden wohl am Ende um die 30 Eintagesrennen (Straße und Kriterium) sein - und vier Rundfahrten von drei bis fünf Tagen.
CX-Sport: Fährst Du etwa auch MTB? Du Verräter!
Simon: Ja, ich fahr' auch MTB, aber ohne Startnummer am Lenker und bevorzugt bergab fahrend oder springend.
CX-Sport: Wie viele Kilometer absolvierst Du insgesamt auf der Straße?
Simon: Keine Ahnung, SRM zeigt mir das nicht an. Wird wohl so zwischen 20.000 und 25.000 sein.
CX-Sport: Wie strukturierst Du Dein Training?
Simon: Grundsätzlich Qualität vor Quantität - und dann schauen mein Trainer und ich halt, dass wir die Schwächen abarbeiten ohne die Stärken außer Acht zu lassen.
CX-Sport: Machst Du Technik- und auch Rumpftraining?
Simon: Hab mir zu diesem Zweck ein Trailbike angeschafft. Den Schmerzen im ganzen Körper nach zu urteilen kommt da jeder Bereich zum Zug und für die Koordination ist's auch noch hilfreich.
CX-Sport: Trainierst Du auch bei schlechtem Wetter?
Simon: Ja. Je mieser das Wetter, desto mehr Rennfahrer bleiben zu Hause. Ich werde besser, die anderen rosten ein! Das bringt selbstverständlich nur was, wenn man davon nicht krank wird.
CX-Sport: Hast Du Zeit für Hobbies? Wenn ja, trainierst Du etwa nicht genug?
Simon: Intelligenterweise habe ich Hobbys, die ich auch als Training verbuchen kann (Freeride, Trial) und Hobbys, die zum Training gehören (an sämtlichen Rädern rumschrauben, die so im Keller stehen).
CX-Sport: Trainierst Du mit Herzfrequenz- oder Leistungsmesser?
Simon: Polar-Uhr bei den Crossrennen, SRM bei sämtlichen Trainings und Rennen auf der Strasse, zum Teil auch am Crossrad.
CX-Sport: Machst Du eine Pause nach der Saison? Wann? Wie? Was bist Du für ein Schwächling?
Simon: Nach der Crosssaison zehn Tage und irgendwann im Sommer zehn Tage. In der Zeit versuche ich mich meiner Frau und meinen zwei Kindern zu widmen, weil die sonst eher zu kurz kommen...
CX-Sport: Hast Du einen besonderen Tipp bezüglich Material, Training, etc. für unsere Leser?
Simon: Techniktraining auf dem Crossrad bei voller Intensität machen. Fahrtechnik kann man nicht genug haben. Wenn im Rennen nicht mehr genug Sauerstoff durch die Birne geht, kann man plötzlich Sachen nicht mehr, die man im Schlaf zu beherrschen glaubte.
CX-Sport: Wie fährst Du Dich vor Rennen warm? Wie lange?
Simon: 50 Minuten vor dem Start für 25-30 Minuten auf die Rolle, dann noch ein wenig auf der Start-Ziel-Geraden herumgondeln, um zu schauen, wo die tollsten Mädels sind.
CX-Sport: Kannst Du von Deinem Sport leben?
Simon: Ich arbeite nebenher beim Schwiegervater und schraube ein bisschen bei meinem Rennmechaniker in seinem Radladen. Verhungert sind wir noch nicht, also scheint's zu reichen.
CX-Sport: Du bist ja auch Tuningfreak. Wie ist dein ultimativer Tipp dazu? Was gilt es zu beachten?
Simon: Ich beschränke mich auf Titan- und Aluschrauben sowie Extralite Ahead-Expander und -Deckel. Ansonsten ist alles Grosserienmaterial. Löcher Bohren bringt im Cross nicht viel, bleibt nur Dreck drin hängen. Mit leichten Teilen wie Eggbeater-Pedalen und Zipp-Felgen habe ich ausschliesslich schlechte Erfahrungen gemacht, vor allem wenn man es selber finanzieren muss. Mein Tipp für den Renneinsatz ist daher uneingeschränkt Haltbarkeit und Zuverlässigkeit höher zu bewerten als das Gewicht.
CX-Sport: Ein guter Tag bedeutet für Dich?
Simon: Die Reihenfolge ist nicht so wichtig, aber folgendes muss enthalten sein: mindestens eine Mahlzeit mit der ganzen Familie, ein richtiges Training, mit den Kindern spielen (demnächst: like a bike-Training mit meinem Sohn Levin), an meinem Fuhrpark rumschrauben.
CX-Sport: Disziplin heißt für Dich?
Simon: Nutze den Tag, sei mit jeder Zelle in jeder Minute darauf bedacht, dich und deine Leistung zu optimieren (per Definition fliessender Übergang zu Verbissenheit).
CX-Sport: Lieblingsstellung?
Simon: Unterlenker, Kinn auf dem Vorbau, Kette rechts
CX-Sport: Deine größte Stärke?
Simon: Disziplin
CX-Sport: Deine größte Schwäche?
Simon: Verbissenheit
CX-Sport: Was muss passieren, damit der Radquerfeldeinsport in deutschsprachigen Bereich noch weiter nach vorne kommt?
Simon: Ein Privatsender merkt, was in Belgien abgeht und macht mit den Cross-Sport das gleiche wie RTL vor ein paar Jahren mit Skispringen. Der Sport ist attraktiv, es müssen „nur“ noch wesentlich mehr Leute merken, dass dem so ist.
CX-Sport: Wer kommt in der Schweiz nach Christian Heule und Dir? Ist die Basis für den Nachwuchs da?
Simon: Dann kommen mal eine Reihe Mountainbiker, die gemäss eigenen Aussagen Cross als Hobby betreiben. Die Basis für den Nachwuchs ist nicht gelegt, weil sich der Radsportverband einen Dreck ums Cross kümmert. Ist mir aber mittlerweile völlig egal. Wenn mein Sohn Cross fahren will, schaue ich, dass er von den richtigen Leuten unterstützt wird; wenn nicht, kann's mir auch egal sein.
CX-Sport: Bist Du auch durch den Radsport zwischenzeitlich impotent geworden, oder kommt noch mehr Nachwuchs?
Simon: Vom Geburtstermin meiner Tochter ausgehend muss ich im Frühling 2008 noch zeugungsfähig gewesen sein. Alles andere wird sich dann in naher oder ferner Zukunft zeigen.
CX-Sport: Fühlst Du Dich durch dopende Sportler verarscht?
Simon: Gewisserweise schon, aber das Problem liegt tiefer: Verbände, die positive Tests nicht an die Öffentlichkeit lassen; Sportärzte, die in der Grauzone und darüber hinaus arbeiten, ohne mit der Wimper zu zucken; Medien, die Sportler zuerst in den Himmel heben und dann deren Verbrennung auf dem Scheiterhaufen fordern. Da ich aber grundsätzlich nach wie vor des Radfahrens wegen Radfahrer bin und nicht wegen irgendwelchen vergänglichen Erfolgen und jederzeit in den Spiegel schauen kann, ohne mich vor mir selber zu ekeln, kann ich das Ganze aus einer gesunden Distanz betrachten und mich über jeden freuen, der seine gerechte Strafe bekommt.
CX-Sport: Hast Du ein Lieblingsrennen ?
Simon: Treviso, Hoogerheide, St. Wendel
CX-Sport: Wann warst du zuletzt angetrunken?
Simon: Ist noch nicht vorgekommen...
CX-Sport: Du veranstaltest ein eigenes Rennen. Wie hoch ist der Aufwand? Was war die Motivation dahinter? Gibt’s eine Neuauflage?
Simon: Ich bin beim Radquer Meilen im Organisationskommite, mache bei der Sponsorensuche mit und suche Streckenposten, Billetverkäufer usw. sofern ich welche finde, teile ich die so ein, dass sich niemand auf den Füßen rumsteht.
Da ich mittlerweile der einzige lizenzierte Eliterennfahrer in diesem Club bin und die das Rennen unter anderem für mich organisieren, ist es Ehrensache, meinen Beitrag zu leisten. Das Datum der Neuauflage ist noch nicht ganz klar, wird aber rechtzeitig auf www.vcmeilen.ch veröffentlicht.
CX-Sport: Sind im Joghurt Knochen?
Simon: Weiss nicht, ich mag kein Joghurt, weil das aus Milch ist, und die Milch kommt aus Kuhpimmeln.
CX-Sport: Falls du noch Mono fährst: Reicht das Geld nicht für zwei Kettenblätter?
Simon: Als ich noch regelmässig Mono gefahren bin, hat der Power nicht für ein 46er Kettenblatt gereicht. Dies gehört glücklicherweise allmählich der Vergangenheit an. Finanziell kommts mit „superfancy carbon spooky chainguards“ eh aufs Gleiche raus.
CX-Sport: Schimpft Deine Frau, weil Du immer dreckig nach Hause kommst?
Simon: Nein, weil ich mich nach Möglichkeit selber um das Zeug kümmere, das ich dreckig gemacht habe.
Möglicherweise ändert sich das in naher Zukunft, wenn sich die Kinder allzu oft ein Beispiel am Vater nehmen und im Garten rumsudeln, was das Zeug hält (Stichwort Vorbildfunktion)...
CX-Sport: Das leidige Thema Bremsen: Schon mal Mini-V oder Scheiben am Crosser getestet? Meinung dazu?
Simon: Nö. Für das, was ich mit dem Crosser mache, reicht es meist aus, vor Kurven mit dem Treten aufzuhören. Unsere schmalen Reifen mit derart wenig Luftdruck würden die Bremskraft einer Scheibenbremse eh nie auf dem Boden bringen. Das Gewicht wäre ein weiterer Grund dagegen und das Gefusel beim Radwechseln der nächste. Habe ich das höhere Gewicht schon erwähnt?
Gegen Mini-V spricht für mich der geringe Abstand zwischen Belag und Felge sowie die Tatsache, dass ich an Spooky-/Froglegs-/Mafac-/Wieauchimmerbremsen nie etwas vermisst habe.
CX-Sport: Christian Heule: Ihr seid Ja befreundet, trainiert ihr zusammen? Tauscht ihr Euch über Training, Reifenwahl, Luftdruck etc, aus? Wie ist Euer Verhältnis im Allgemeinen?
Simon: Wir trainieren oft zusammen und beraten uns bei so ziemlich jedem Rennen, was die beste Lösung in Sachen Räder, Reifen, Übersetzung, Luftdruck sein könnte. Da ich vor ein paar Jahren gewissermassen sein Zauberlehrling sein konnte, habe ich ihm unheimlich viel zu verdanken und kann sagen, dass er für mich trotz der Konkurrenzsituation ein sehr guter Freund ist.
CX-Sport: Was zeichnet Dich aus? Bist Du guter Techniker, Dampfmaschine oder beides, komplett?
Simon: Dampfmaschine, die sich auf trockenen oder gefrorenen Kursen mit nicht zu langen Anstiegen am ehesten zu Hause fühlt.
CX-Sport: Wie vereinbarst du Beruf und Familie?
Simon: Mit der Hilfe meiner wunderbaren Frau, die es hoffentlich noch lange mit mir aushalten wird und etwas Organisationstalent. Ein grosses Auto kann dabei auch nicht schaden.
CX-Sport: Wie lange möchtest Du noch aktiv fahren?
Simon: Bis zu dem Tag, an dem ich merke, dass mir das Radfahren keinen Spass mehr macht, weil ich nicht mehr besser werde und/oder es meine Familie nicht mehr ertragen kann, andauernd von Radrennen zu Radrennen zu ziehen und Berge voller dreckiger Wäsche und kaputtem Material instand zu stellen.
CX-Sport: Vielen Dank für das Interview.
CX-Sport: Wie geht's Dir gerade?
René: Ganz gut soweit... ich kann locker trainieren gehen und plane grad ein Trainingslager im Dezember. Diese Woche fällt vielleicht die Entscheidung wie lang ich noch Falithrom nehmen muss.
CX-Sport: Machst Du die Fortschritte, die Du erwartest?
René: Jein - mein Bein macht Fortschritte aber nur sehr geringe, aber immerhin welche - ich habe seit einer Woche keine Schmerzen mehr und auch die Schwellungen nach Belastung sind gänzlich verschwunden. Mein Arm bereitet mir weiterhin Sorgen. Die Nervenbahnen werden nicht wie gewünscht gebildet...
CX-Sport: Wie schätzt Du Deine Chancen ein im Frühjahr wieder einzusteigen?
René: Es hängt viel von der Aussage ab, wie lang ich den Gerinnungshemmer Falithrom nehmen muss... sobald ich ihn absetzen darf, steht eigentlich nichts mehr im Wege Rennen zu fahren... Wann das sein wird - da steht ein großes Fragezeichen dahinter. Vielleicht im Dezember 2009, im Frühjahr oder gar erst im Sommer 2010....
CX-Sport: Blutet Dir das Herz, wenn du den anderen beim Fahren zuschauen musst.
René: Schon sehr... am Wochenende war ich als Zuschauer und Betreuer in Kleinmachnow. Vorerst bin ich auch ein paar Runden gefahren und es ging soweit gut... aber zuschauen möchte ich eigentlich nicht, obwohl man als Zuschauer vom Rennen einiges mehr mitbekommt...
CX-Sport: Hast Du Dein Gewicht einigermassen halten können?
René: Anfangs habe ich sogar aufgrund des Muskelschwundes (6cm Umfangsschwund am linken Oberschenkel) einiges an Gewicht abgenommen... Inzwischen hat sich jedoch mein Gewicht normalisiert und ich befinde mich in der "Rückgewinnung" meiner Kraft durch 2 oder 3 mal wöchentliches Krafttraining.