Reifen: Reifenarten und Besonderheiten.

Weit mehr als in anderen Disziplinen des Radsport ist die Reifenwahl ein ganz großes Thema beim Cyclocross:

Das richtige Profil, der richtige Luftdruck und auch das Reifensystem beeinflussen das Fahrverhalten und letztlich das Leistungsvermögen deutlich, manchmal sogar entscheidend.

Nachdem der klassische Schlauchreifen (Tubular, Collé) auch auf der Straße bei den Profis immer weniger verwendet wird, sind Bahn- und Querfeldein-Radsport wohl die letzten Bastionen dieser Reifenbauart.

Insbesondere unter Bedingungen, bei denen niedriger Luftdruck nötig ist um guten Grip zu generieren, spielt der Tubular seine Vorteile aus: Der eingenähte Schlauch ist gut geschützt und da das konkav geformte Felgenbett keine Felgenhörner hat, ist die Gefahr eines sogenannten Snakebites bei einem Durchschlag deutlich geringer als beim Clincher-Reifen (Draht- / Faltreifen), bei dem der Schlauch sehr schnell an den Flanken des Felgenhorns gequetscht wird, wodurch zwei symmetrisch angeordnete Löcher entstehen. 

Ganz nebenbei erleichtert der Schlauchreifen das Einhalten der richtigen Reifenbreite: Für Lizenzfahrer gilt ja eine maximal erlaubte Breite von 33 mm. Der Schlauchreifen hält seine Nennbreite immer ein, Clincher und Tubeless-Reifen können je nach verwendeter Felge (und deren Breite) in montiertem Zustand durchaus breiter oder schmaler ausfallen als ihr Nennmaß.

Latex-Schläuche sind gegen solche Quetschungen etwas unempfindlicher als klassische Butyl-Schläuche. Allerdings sind sie deutlich teurer, empfindlich gegenüber Öl und Fett (nur mit sauberen Händen montieren!) und altern schneller.

In diesem Punkt bieten Tubeless-Reifen eine deutliche Verbesserung, denn was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen. Der Reifen selbst ist so stabil, dass er einen Durchschlag üblicherweise unbeschädigt übersteht. Gelegentlich kann es während eines Durchschlags jedoch zu Luftverlust durch eine kurzzeige Undichtigkeit kommen, vor allem bei Verwendung von Felgen, die nicht explizit für Tubeless-Reifen konstruiert sind. Je nachdem, wie viel Luft dabei "herauszischt", kann man trotzdem noch weiterfahren oder hat eben auch den Effekt eines Plattfuß.

Die Verwendung von Dichtmilch erzeugt einen weiteren Vorteil des Tubeless-Systems: Bei kleineren Schäden (z.B. Locheinstich durch Dornen o.ä.) wird das Loch recht schnell durch die Dichtmilch verschlossen - statt eines "Platten" kann man einfach weiterfahren.

Präventiver Gebrauch von Dichtmilch ist natürlich auch in den Schläuchen von Clinchern und Tubulars möglich. Sofern hier allerdings Latexschläuche verbaut sind muss man unbedingt darauf achten, eine ammoniak-freie Milch zu verwenden (z.B. Caffélatex), da das in vielen Produkten enthaltene Ammoniak den Latexschlauch angreift und nach einiger Zeit zerstört.

 

Die Montage bzw. das Kleben von Schlauchreifen erscheint auf den ersten Blick als "eine Wissenschaft für sich". Wenn man allerdings eine gut gemachte Anleitung Punkt für Punkt befolgt, ist es gar nicht mehr so furchtbar kompliziert. Allerdings erfordert es doch einige Sorgfalt und letztlich auch Übung - das allererste Aufkleben eines Tubular hinterlässt meist auch deutliche Klebstoffspuren auf der Felge, auf den Reifenflanken und auf den Fingern und der Kleidung des Monteurs. 

Eine gute Anleitung, nach der auch ich meine Schlauchreifen klebe, ist die von Continental:

Montageanleitung_SR (continental-tires.com)

Siehe auch im Lexikon: Schlauchreifenspecial Teil 3: Das Kleben | cx-sport.de

Bei Verwendung von Scheibenbremsen lässt sich mit dem normalen ("gelben") Kitt eine hervorragende Verbindung herstellen; natürlich auch mit den Klebern anderer Hersteller. Der spezielle Kitt für Carbonfelgen bietet meiner Erfahrung nach allenfalls Vorteile bei Felgenbremsen, da dieser Kleber weniger wärmeempfindlich reagiert, z.B. wenn die Felge durch entstehende Bremswärme überhitzt.

Abraten kann ich beim Cyclocross nur vor Verwendung von Klebeband: Durch die äußeren Bedingungen (häufige Durchnässung von Reifen/Karkasse/Nahtschutzband) und die mechanischen Einwirkungen durch die Verzahnung von Reifenprofil und Untergrund bei gleichzeitig sehr geringem Luftdruck, ist die Gefahr einer versagenden Klebeverbindung sehr hoch. Dadurch sieht man nicht selten solche Bilder bei mit Klebeband montierten Reifen:

Bild von Michael Richter ( Stevens CycloCrossCup – Wedel – 04.12.2022 - Helmuts-Fahrrad-Seiten.de )