schlammiges aus Unterfranken

Nachdem die  Kolumne unser es Forenmitglieds "Sulka" in letzter Zeit etwas eingschlafen war.
Asche auf mein Haupt.....legen wir jetzt wieder los.


heute hab ich wieder mal mein fett gekriegt ...


légère um achte aus der falle gepellt & gefrühstückt etc.. in aller ruhe radklamotten an, schlag neune trag ich die cicinella aus der werkstatt.i 12°C, die sonne verschwindet gerade hinter den wolken. perfekt, und schon fast unglaublich pünktlich mache ich mich auf die 20 km flußabwärts gen rr-grupetto.
nachdem der fahrtwind der heimatlichen bergabfahrt gelegt hat merke ich, daß er durch einen feinen aber konstanten wind talaufwärts ersetzt wird. ich mache mich schmal und trete. 42 minuten lang & bin als erster am treffpunkt. perfekt.
kurz drauf ist die heutige gruppe komplett. der trainer und 4 youngster zwischen vielleicht 15 und 18 plus ich als einziger ohne vereinstrikot. der trainer murmelt was von wegen ruhig drücken, mal sehen wo ihr steht. okay wir werden ein paar höhenmeter machen.
mit meinen 20 km gegenwindvorlauf hänge ich mich gerne hinten an was sich aber rasch als nicht so ganz reizlos entpuppt. die youngsters schlagen gerne mal haken und schneiden die kurven ab. meinetwegen, das bankett ist ja noch nicht durchgeweicht. in übereinstimmung mir dem trainer, den ich mal als "spezialisten" bezeichnen würde (vater der mehrfachen dt. straßenmeisterin), werden abbiegevorgänge etc. wenn überhaupt so nur sehr kurzfristig angezeigt. (och fahr mer mal dahin wo's hell is). alora babene. ich atme tief und ohne angst als wir den ersten drecksrempel angehen & siehe da, sie fahren mir nicht davon oder andersrum formuliert, ich bleibe gut dabei. so geht das noch einige weiteren aufstiege und allmählich wird mir auch das abbiegeschema klar: wir biegen immer dahin ab wo es noch mehr steigungen gibt. ich wills mal hinten anstellen, daß solche hobbyluschen wie ich nach einem kurzen berg gerne drei lange abfahrten bevorzugen.
dann endlich greift die schwänzeltaktik als wir auf der höhe gegen den wind ansegeln. ich muß reißen lassen und ackere zwei km alleine gegen den wind. in der nächsten welle in welcher der windschatten zu vernachlässigen ist hab ich dann nicht mehr so recht den schmalz und die lust die lücke wieder zuzufahren. zudem weiß ich jetzt wo's lang geht. endlich 2 1/2 km abfahrt und heute morgen hatte stellte ich 85 kilo auf die waage. das wird mein ding. ich sehe auch daß der abstand schrumpft, wünschte mir aber ich säße jetzt auf meiner celestina mit ihren campa kugellagern. ich weigere mich zu treten also komme ich an der entscheidenden kreuzung etwas zu spät und ohne blickkontakt an. (aber huuusch, wann i mi bück sann's furt). ich entscheide mich für die falsche richtung, weiß aber daher, daß dies für mich die richtige richtung ist, denn andersrum gibt es wiederein paar feiste berge zu drücken. anyway, die sägge hamm' mich abgehängt & vergessen ...
ich entscheide mich für 'the long way home' und nehme die strecke dem main entlang, dieses mal mit rückenwind. irgendwann setzt feiner niesel ein und als ich nach einer weiteren mainkurve die graue wand im tal, bei verdickendem niesel sehe, steuere ich einen verladeanlageanlage am ufer zwecks unterstellen an. ich ziehe mein 1/3-wasserdichtes windjäckchen über und befinde, es regnet noch nicht wirklich und ohne ne tasse kaffee ist das durchziehen lassen eines schauers fade. ich fahre weiter & werde leicht feuchter, so als ganzes. im nächsten ex-kreisstädtchen weiß ich ein kaffee mit freilufttischchen für doper. ich pfeife mir einen pott kaffee, einen kissinger (so heißen die dinger bei uns) und weitere substanzen ein. als ich wieder aufs rad steige hat sich der mittlerweile durchziehende schauer als landregen entpuppt. sind ja nur noch 22 km.
nach einem km sind meine socken naß. dann der hintern, dann das jäckchen, beinlinge eh schon lange. vom schildchen der campagnolomütze unterm helm tropft lustig das wasser. ich trete und ziehe den kopf ein. irgendwann erreiche ich dann überwiegend auf radwegen auch meine hometown. und weil ich ein guter bin und heute ganz stylish dem trüben wetter zum trotz ganz in schwarz unterwegs bin wähle ich auch innerstädtisch die radwege. z.b. den am städtischen freibad entlang.
dort gibt es eine 90° ecke die heute komplett unter wasser steht. ich rolle da ganz locker und unschnell drauf zu, sinniere darüber wie ich sie nehmen werde (mache ich mich naß oder ganz naß ? - eh wurscht jetzt). da tut es einen unfreundlichen schlag, woraufhin ich etwas unkoordiniert die oberlenkerhaltung verlasse, für mehrere meter meinen vorbau mit dem schambein massiere, derweil ich den lenker selbst unter den achseln jongliere. ich begreife allmählich warum die pedale so weit hinten sind und daß ich keinerlei chancen habe an die bremsen zu greifen oder wieder hoch zu kommen. irgendwann wird dieses unschickliche gerolle ja schließlich mal ein ende nehmen. und so kommt es denn auch. der lenker schlägt dann irgendwann unter meiner linken achsel durch, ich gehe in die beliebte seitenlage über und vernichte entschieden und willenlos die verbliebene bewegungsenergie mit ellbogen und hüfte.
die ersten momente danach sind immer wieder die gleichen. im allerersten, beim stillstand der ereignisse und den ersten rückmeldungen der synapsen aus dem extremitätenbereich möchte ich immer mein rad ganz weit weg treten. ist es die innere registrierkasse, die liebe zum lack oder die schlichte erkenntnis, daß immer zwei dazu gehören - rad & fahrer ? ich weiß es nicht, bislang konnte ich dem reflex zumeist widerstehen.
also rapple ich mich auf, lasse alles so liegen wie es zu liegen gekommen ist und gehe die strecke zurück. alles glatt wie ein popo. asphalt mit etwas laub. als ich meinen durchgeweichten italienischen lederfahrradschuh (marke italcorse - vintage) etwa 15 cm in das ebene laub eintauchen kann begreife ich. wunder der natur und der physik. ein feistes 40x40x15 cm schlagloch war bis zum stehkragen mit wasser gefüllt und mit ein paar eichen blättern an der oberfläche garniert. leider schwimmen 23 mm slicks trotz ihrer luftfüllung nicht ...
soweit zur hergangsanalyse. die schadensanalyse am sportgerät brachte außer einer einseitigen verjüngung des lenkerbandes keine weiteren resultate zu tage. aufsteigen. weiterfahren. durch die pfütze. irgendwo. eh wurscht ...
es war also wieder einmal eine rundum gelungene ausfahrt. ich resümiere die fakten für einen weiteren sieg in meiner ganz persönlichen klasse:


ich war pünktlich.
ich habe erstaunlich lange gut mitgehalten.
der marmeladenkissinger war lecker.
endlich sind alle meine klamotten mal wieder gewaschen.
ich habe die geometrie meines rades hervorragend gewählt, 1 cm mehr oder weniger können entscheidend sein in der frage "nußknacker oder nicht nußknacker" (vulgo: ich habe meine eier nicht aufgeschlagen)
die winterjacke von aldi hält mehr aus als man denke würde (<4 qcm tapetenverlust)
ich habe wieder nach hause gefunden.
ich werde fette punkte im winterpokal eintragen (gibt es sonderpunkte für vielflieger ?) 


good afternoon


Klaus

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