Pressemeldung zum Radcross in FFM

Veranstalter Walter Wahl beschreibt die Lage des Radcross: „Die Jungen wollen fahren und nicht organisieren“ 

Walter Wahl organisiert seit 37 Jahren den Radcross-Wettbewerb in Frankfurt am Main. Weltcups, Europameisterschaften und viele deutsche Meisterschaften hat er zusammen mit seinem Team ausgerichtet. Der Frankfurter Radcross am 4. Dezember am Bornheimer Hang war das einzige internationale Rennen auf deutschen Boden. Der Kenner des Querfeldein-Radsports beschreibt die Lage dieser Sportart in Deutschland.

Herr Wahl, wie ist es in diesem Jahr am Bornheimer Hang gelaufen?

Bei den Frauen war die internationale Klasse da. Wir haben mit der Marianne Vos aus den Niederlanden eine großartige Siegerin gesehen. Platz drei von Hanka Kupfernagel aus Staufen im Breisgau und Rang vier von unserem deutschen Nachwuchstalent Sabrina Schweizer aus Wangen im Allgäu haben mich sehr erfreut. Christoph Pfingsten aus Kleinmachnow gewann überlegen das Männerrennen, bei dem es einen spannenden Kampf um die Plätze gab. Organisatorisch war bei uns trotz der schwierigen Wetterbedingungen alles in Ordnung.

Herr Wahl, wie kommt es, dass es in Deutschland außer in Frankfurt keine internationalen Wettbewerbe mehr gibt?

Das ist vor allem eine Frage des Geldes. Bei nationalen Rennen dürfen auch drei weitere Nationen starten. Da scheuen sich die Veranstalter das höhere Startgeld und die höheren Preisgelder zu bezahlen. Sie können es nicht mehr, denn es gibt so gut wie keine Sponsoren und zudem keine Zuschauereinnahmen. Da geht es manchmal nur um ein paar hundert Euro, die nicht da sind. 

 

Wie gelingt es Ihnen, diese Entwicklung zu durchbrechen?

Zum einen habe ich mich immer um Namen, um Stars in dieser Disziplin bemüht. Die Leute sollen sagen, diesen oder jenen Sportler kennen wir, den wollen wir sehen. Jetzt kennt der Sportinteressierte außer Hanka Kupfernagen niemanden mehr. Die nachrückenden deutschen Spitzensportler sind noch nicht bekannt. So kommt es, dass auch für uns die Kosten kaum zu tragen sind. Unsere Sponsoren sind seit langer Zeit die Stadt Frankfurt und seit ein paar Jahren als zweiter Partner Hansen Werbetechnik aus Dreieich-Sprendlingen.

Wie hoch ist Ihr Etat?

Rund 30.000 Euro.

Wie sieht die Zukunft aus?

Wir planen nur von Jahr zu Jahr. Ich bin 75 Jahre alt, mein Partner Horst Dorn 76 Jahre. Das Rennen in Frankfurt steht und fällt mit uns. Wir wollen ihn aber nicht auslaufen lassen, denn der VC Frankfurt hat seinen Namen über den Radcross bekommen. Die jungen Leute im Verein sind im Job gefordert, aber für eine solche hochkarätige Veranstaltung muss man tagsüber präsent sein. Horst Dorn und ich waren früher selbständig, da ging das. Das beste Beispiel ist unser Vorsitzender Dr. Reinhard Deimer, der sich vorbildlich engagiert, doch in seiner Firma von montags bis freitags gefordert ist. Ihm ist auch die gute Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Erhard Sobeck von Hansen Werbetechnik zu verdanken. Die Jugendlichen können nur fahren und haben aufgrund schulischer und beruflicher Belastungen keine Zeit zu helfen. Wenn wir Gitter stellen, sind alle Helfer über sechzig. Nur ein „Junger“ hilft, der sogar Urlaub nimmt, um dabei zu sein. Er ist aber auch Mitte vierzig.

 

Wie sieht es mit dem Nachwuchs beim VC Frankfurt aus?

Das Durchschnittsalter steigt beständig. Immerhin haben wir noch Nachwuchs, weil Hansen Werbetechnik die U19 fördert. Hansen-Geschäftsführer Sobeck hat das Potential des Radsports erkannt und nutzt unseren guten medialen Auftritt für seine Ziele. Mit Ideenreichtum und einem engagierten Mitarbeiter-Team geht das gut. Es wäre schön, wenn  zwei, drei weitere Unternehmen unsere ideellen Bemühungen unterstützen würden. Dann könnten wir zum Beispiel bei den Männern noch den einen oder anderen Weltstar des Radcross den Fans präsentieren.

 

Was ist denn im Hinblick auf den Frankfurter Radcross Ihr Wunsch?

Ich würde gerne jemanden finden, der das macht, was Dorn und Wahl zurzeit erledigen. Der sich längerfristig engagiert und dem wir bei der Einarbeitung helfen können. Ich habe Bedenken, dass der Radcross in Frankfurt stirbt, wenn wir aufhören. Querfeldeinfahren gehört zu den traditionellen Frankfurter Freiluftveranstaltungen im Sport und hat auch eine soziale Komponente. Das wäre mein grundsätzlicher Wunsch. Mein Traum aber ist die weitere Ausrichtung eines Weltcups.