Philipp Walsleben verteidigt Titel als Deutschen Meister

Der 22-jährige Kleinmachnower wird in Magstadt seiner Favoritenrolle gerecht und verweist mit deutlichem Vorsprung die Konkurrenten Christoph Pfingsten und Paul Voss auf die Plätze.

Start der Elite - Foto: Armin M. KüstenbrückSatte 2:06 Minuten Vorsprung hatte der Titelverteidiger Philipp Walsleben (22) aus Kleinmachnow, als er die Ziellinie beim Rennen um die Deutsche Meisterschaft im Querfeldein in Magstadt vor den Toren Stuttgarts überquerte. Bereits nach der ersten Runde hatte der amtierende U23-Weltmeister deutlich gemacht, dass der Weg zum Meistertitel nur an ihm vorbei führen würde. Dabei musste er zunächst mit den Handicap kämpfen, aus der zweiten Startreihe heraus starten zu müssen, weil er wegen einer Erkrankung zu Saisonbeginn weder national noch international genug Punkte gesammelt hatte, um weiter vorne starten zu dürfen. Doch dem Routinier mit Lebensmittelpunkt in der Crosshochburg Belgien machte das nichts aus. Eher hatte Walsleben mit der eigenen Nervosität und dem Druck als Topfavorit zu kämpfen: beim Startschuss gelang es ihm zunächst nicht, mit der Schuhsohle ins Pedal einzuklicken. Doch schon am Ende der langen, wenn auch teils matschigen Startgerade hatte er sich schon weit vorne eingereiht, nach einer Runde hatte er gemeinsam mit Lokalmatador Hannes Genze und seinem ewigen Konkurrenten um Meisterschaftsehren, seinen ehemaligen Vereinskameraden Christoph Pfingsten ein kleines Loch auf das 37-köpfige Verfolgerfeld herausgefahren.

Philipp Walsleben beim Sieg - Foto: Armin M. KüstenbrückEs folgte auf dem teils verschneiten, teils vereisten 2,6-Kilometer langen Rundkurs Rundenbestzeit um Rundenbestzeit, und auch gegen Ende des Rennens wurden seine Zeiten nicht langsamer: „Ich bin von Anfang bis Ende Vollgas gefahren“, berichtete Walsleben nach dem Rennen, das er mit einer Siegerzeit von 57:58 Minuten als einziger unter der Stunden-Marke beendete. Dabei saß ihm weniger die Angst im Nacken, durch Sturz oder Defekt gefährlich viel Zeit zu verlieren, sondern der Wunsch, ein perfektes Rennen zu fahren, so wie es im internationalen Umfeld notwendig ist. „Ich habe mich über jeden kleinen Fehler geärgert“, meinte Walsleben später, „denn ich weiß, dass ein unnötiges Ausklicken oder ein Ausrutscher mich in Belgien gleich zehn Meter gekostet hätten.“ Bei dem Vorsprung in Magstadt spielte das fürs Ergebnis allerdings keine Rolle. Da konnte er auch verkraften, dass einmal die Kette herunterfiel. Routiniert behob er diesen Defekt gleich selbst, schwang sich wieder aufs Rad und fuhr weiter - sichtlich mit Spaß, aber auch gesundem Ehrgeiz bei der Sache: „Das schwere Profil kommt mir natürlich entgegen“, so Walsleben. Und auch die vielen Zuschauer an der traditionsreichen Strecke in Magstadt, die in den vergangenen fünfzig Jahren bereits sechs Mal die Deutsche Meisterschaft gesehen hat, hatten ihre Freude an dem sauberen Fahrstil des jungen Nachwuchsstars, dem es als ersten in diesem Jahrtausend gelang, seinen Titel als Deutscher Meister der Elite erfolgreich zu verteidigen. Und auch wenn er den Vergleich mit den Großen des deutschen Querfeldein-Sports nicht so gerne hört, steht er damit doch in einer Reihe mit Rolf Wolfshohl, Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge. Dennoch will Philipp Walsleben seinen Sieg in Magstadt nicht überbewertet wissen: „Das ist jetzt mein erstes Jahr in der Elite-Klasse: international gesehen sind das sicher noch Lehrjahre. Aber irgendwann will ich dann schon auch mal gewinnen“, gibt der Kleinmachnower die Ziele für die kommenden Jahre vor.

Zunächst aber stehen neben einem kleineren Rennen im niederländischen Surhuisterveen am Mittwoch vor allem die beiden abschließenden Weltcups in Roubaix (Frankreich) und Hoogerheide (Niederlande) auf dem Rennprogramm, ehe am letzten Januar-Wochenende im tschechischen Tabor der Höhepunkt der Cross-Saison 2009/10 erreicht werden wird. „Meine Form hat sich in den vergangenen Wochen stabilisiert, jetzt will ich schon möglichst weit vorne mitmischen“, gibt sich Walsleben kämpferisch. Dann trägt er auch wieder das Trikot des Deutschen Meisters, das der Profi beim belgischen Team BKCP-Powerplus für die eine Stunde seiner Titelverteidigung in Magstadt nicht tragen durfte, in der Stunde, als er dem fachkundigen Cross-Publikum eine Galavorstellung seiner Leistungsfähigkeit präsentierte.

Text: Armin M. Küstenbrück