Die Junioren Analyse

Nur noch drei Mal schlafen, dann beginnt die „Greatest Crossshow on Earth“ in Dänemark. Der Kurs in Bogense ist kalt gestellt; die Junioren werden am Samstag als Erste beim Anstoß erscheinen. Da die U19 Fahrer nicht jedem Cross Fan ein Begriff sind, folgt hier eine kleine Vorbereitungshilfe.

 

Die Belgier

Die gesamte Saison betrachtend fallen vor allem zwei Namen auf; Wietse Meeussen und Ryan Cortjens. Meeussen, ein schlanker Flyer, dominierte den ersten Teil der Saison nach Belieben und wurde zur Weihnachtszeit vom breitgeschulterten Cortjens abgelöst. Von diesem Zeitpunkt an dominierte der Corendon Nachwuchsfahrer jedes Rennen. Bei der nationalen Meisterschaft auf einem extrem matschigen und technischen Kurs war er eine Klasse besser als Meeussen und der Rest. Die Hegemonie endete auf dem schnellen Kurs in Pontchateau. In Hoogerheide hatte er Probleme beim oder kurz nach dem Start. Er kämpfte sich allerdings eindrucksvoll auf Platz vier zurück. Diesen letzten Test vor der WM gewann sein Kontrahent Meeussen in einem abwechslungsreichen Rennen letztendlich doch souverän. Beide Topfavoriten sind also in Form – aber nicht unantastbar.

 

Pim Ronhaar

Letztes Jahr dominierte er als Erstjähriger Teile der Saison nach Belieben. Er gewann mit Minutenvorsprüngen, vor allem auf schweren Sandkursen überragte er. Dieses Jahr wollte es für den Niederländer nicht so richtig laufen. Zwar gewann er in dessen überragenden Phase den Europameistertitel gegen seinen Teamkollegen Meeussen, weitere große Siege oder gar überragende Leistungen blieben aber aus. Rund um die Weihnachtszeit verschwand der Callant Fahrer dann komplett von der Bildfläche, eine längere Krankheit war der Grund. Pünktlich zur Meisterschaft stand er aber wieder bereit – und gewann souverän. In Hoogerheide lag er zwischenzeitlich solo vorn und es sah aus als hätte er das Rennen entschieden – dann aber brach er ein.
Trotz des Einbruches scheint Ronhaar der gefährlichste Gegner der Belgier zu sein.

 

Carlos Canal

Aus der Tiefe kam der Spanier in Hoogerheide und erwischte Freund und Feind eiskalt. Zwar hatte er in Pontchateau bereits überraschend das Podium erreicht, aber dort traf er einen sehr crossuntypischen Kurs vor. In Hoogerheide allerdings herrschten absolute Traumbedingungen...für echte Crosser. Canal schoss direkt nach dem Start weg und niemand konnte ihn fast zwei Runden lang stellen. An Versuchen Meeussens, Lindners und Ronhaars mangelte es dabei nicht. Als er endlich von Ronhaar gestellt wurde, schien der Spanier – wie erwartet – durchgereicht zu werden. Der Schein trügte aber. Canal kämpfte sich zurück auf Platz zwei. Somit gehört die spanische Entdeckung der letzten beiden Wochen plötzlich zu den ganz heißen Medaillen-, ja sogar Titelanwärtern.

 

Gold für Deutschland!

Wahrscheinlich nicht. Denn Lindner hat in noch keinem Weltcup den Siegerstrauß mit nach Hause nehmen können. Trotz leichter Inkonstanz konnte der Deutsche Meister allerdings viele starke Rennen und Ergebnisse verbuchen. Auch in Hoogerheide konnte er überzeugen, auch wenn er sich wohl am schnellen Start verschluckt hat und zwischenzeitlich zurück fiel – zu finishte stark und wurde Fünfter. Letztes Jahr in Valkenburg fuhr Tom das stärkste Rennen seiner Saison, wenn er dieses Jahr seinen Formhöhepunkt erneut so gut timen kann ist Gold nicht unmöglich. Zu den engeren Medaillenanwärtern gehört Lindner sowieso.
Der ein Jahr jüngere Marco Brenner fuhr in Hoogerheide ein tolles Rennen und wurde Zehnter. Auch ihn werden wir in Bogense hoffentlich länger zu Gesicht bekommen.

 

Die Tschechen

Zu Beginn bis Mitte der Saison traten die Tschechen in ungewohnter Breite sehr stark in Erscheinung. Zatloukal, Jezek und Toupalik konnten international tolle Resultate verbuchen. 2019 allerdings läuft bei den Tschechen wenig zusammen. Traditionell sind die Osteuropäer eher zu Hause auf hartem Untergrund. Sollte es in Bogense frieren muss man vielleicht auch das tschechische Team wieder auf der Rechnung haben, nach momentanem Formstand zu urteilen wird aber höchstens Zatloukal eine Rolle spielen.

 

Der Weltmeister

Daniel Tulett wurde letztes Jahr ziemlich überraschend Weltmeister. Dieses Jahr hatte er um die Weihnachtszeit herum eine Phase, in der er weltweit hinter den beiden belgischen Favoriten die Nummer 3 zu sein schien. Gewinnen konnte der Brite nichts, aber er war zu diesem Zeitpunkt auch nie weit weg von seinen Kontrahenten.
In Hoogerheide lief beim Weltmeister nichts zusammen. Wie bei Lindner gilt aber auch bei Tulett: Die WM war letztes Jahr sein bestes Rennen. Die Leistung in Hoogerheide kann also auch Resultat eines Trainingslagers mit Hinblick auf die WM gewesen sein.
Unterstützt wird Tulett vor allem von Lewis Askey, der Beginn dieses Jahres plötzlich absolute Spitzenergebnisse einfuhr.

 

Die jungen Belgier

Die Belgier bringen mit Nys, Belmans und Huybs ein starkes Dreigestirn des jüngeren Jahrgangs an den Start. Nys gewann in Pontchateau, er ist technisch fantastisch und hat einen gefürchteten Sprint. Wenn es hart liegt in Dänemark, steigt er zu den absoluten Favoriten auf. Belmans wurde im verlauf der Saison immer stärker und zeigte zuletzt in Hoogerheide mit einer Aufholjagd die auf Rang 3 endete ein fantastisches Rennen. Ganz so weit nach vorn hat es Huybs im Weltcup nicht nicht verschlagen, chancenlos im Kampf um eine Medaille ist aber auch er nicht.
Strent genommen kein Belgier ist Salvador Alvarado. Der Niederländer im Dienste der belgischen
Corendon Ausbildungsmannschaft konnte wegen einer Verletzung erst ganz spät in die Saison einsteigen. Ceylin Alvarados kleiner Bruder wird seit seinem Einstieg immer stärker. In Hoogerheide kam er durch seine schlechte Startposition (die ihm auch in Bogense das Leben schwer machen wird) und Pech im Finale nur auf Rang 19. Bevor er Defekt hatte lag er bereits auf Rang 10 – eine Medaille ist auch für ihn nicht unmöglich.

 

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