Deutsche Meisterschaften, Bad Salzdetfurth, 12./13.01.2013

Was für ein Wochenende… Sonne, Schnee, Schmodder, Spannung.

Zum dritten Mal lud die Stadt Bad Salzdetfurth innerhalb von 15 Monaten die deutsche Cyclocrossgemeinde zu einem Rennen. Das erste Mal war noch verbesserungswürdig, das zweite Mal eine gelungene Generalprobe für die DM. Und nun war die DM selbst an der Reihe – und auch diese Veranstaltung war rundherum gelungen.

Besonders beeindruckt hat uns die schnelle Reaktion auf Probleme und die Umsetzung von deren Lösungen. Das einzige Problem, das nicht zu jedermanns Zufriedenheit gelöst werden konnte, waren die Bodenverhältnisse aufgrund des Wetters.

Bereits am Freitag im freien Training war klar, dass diese Veranstaltung zu einer material-vernichtenden Schlammschlacht werden würde. Denn schon hier waren die ersten Schaltwerksabrisse zu verzeichnen. Derer sollte es im Verlauf der folgenden Tage noch viele geben. Der stark lehmhaltige Boden war durch den anhaltenden Regen der letzten Wochen tief, nass und extrem glitschig. Dabei allerdings auch so zäh und klebrig, dass sich in kürzester Zeit Bremsen und Schaltung zusetzten und der Dreck an den Felgen klebte. Manch einer kam fünf Kilo schwerer ins Ziel als er losgefahren war.

Am Samstag waren die Jugendlichen der U17 die Ersten, die diesen Verhältnissen trotzen mussten. Nach dem Schnee und leichten Frost seit dem Vorabend war der Boden allerdings etwas fester. Hier war die entscheidende Frage ob Kraft oder technisches Können den Ausschlag geben würden. Und, wie auch in allen folgenden Rennen, wer weniger Fehler oder gar Stürze produzierte. In diesem ersten Rennen der DM entschied die Kraft. Leo Appelt setzte sich früh an die Spitze und brachte schließlich einen Vorsprung von 44 Sekunden auf Ludwig Cords ins Ziel. Dritter wurde Dominik Kroll.

Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein gingen die Teilnehmer der U23 an den Start. Und brachten die erste Überraschung des Tages. Der als Favorit ins Rennen gegangene noch amtierende Deutscher Meister Michael Schweizer landete eine halbe Minute hinter dem Sieger auf dem vierten Platz und verpasste somit eine Medaille. Den Sieger dagegen hatte so recht keiner auf der Rechnung gehabt – obwohl er bereits amtierender Deutscher Meister ist. Im Mountainbiking. Markus Schulte-Lünzum lieferte eine saubere Leistung (wenn auch kein sauberes Trikot) ab und holte sich den Titel vor Jannick Geisler und Silvio Herklotz.

Einen Vorsprung von knapp eineinhalb Minuten konnte anschließend Malte Martens ins Ziel bringen. Der Seriensieger dieses Winters in der Hobbyklasse (Gesamtsieger WEC, Gesamtsieger Braunschweig-Cross, insgesamt 13 Einzelsiege (Irrtum vorbehalten)) fuhr auch in Bad Salzdetfurth ein einsames Rennen an der Spitze und setzte sich vor Manuel Eichhorn und Gerold Gebhardt durch.

Das letzte Teilnehmerfeld am ersten Tag stellte die Mastersklasse. 103 Teilnehmer (oder waren es 104?) gingen an den Start – 73 von ihnen kamen ist Ziel. Um das mal deutlich zu machen: Diese Klasse alleine war größer als alle anderen Starterfelder des Tages zusammen. Wenn das kein Grund ist, den Senioren 3/4 endlich ein eigenes Titelrennen zu gönnen! Vor diesem Rennen gab es viele Spekulationen und Fragen. Würde der „ewige Zweite“ aller bisherigen Titelkämpfe, Timo Berner, endlich den Titel holen? Oder der in der Vorsaison in die Mastersklasse aufgestiegene Stefan Danowski? Wie gut hat sich Lars van der Sloot von seinem Trainingsunfall erholt? Und steigt die Formkurve von Ralph Berner noch ein Stück weiter an?

Timo Berner wurde dieses Mal nicht Zweiter. Er landete am Ende auf Rang fünf. Lars van der Sloot zeigte sich in guter Verfassung und landete zum Abschluss seiner aktiven Karriere als Lizenzfahrer noch einmal auf dem Podium. Und die Formkurve von Ralph Berner zeigte tatsächlich noch ein Stück weiter nach oben. Er holte sich den Titel vor Stefan Danowski und Lars van der Sloot.

In der Nacht zum Sonntag kam der Frost – und tagsüber wiederum Schnee. Am Sonntagmorgen präsentierte sich die Strecke mit hart gefrorenen Spurrillen von etwa zwei bis  drei cm Tiefe. Stellenweise auch noch tiefer – dort wo am Tag zuvor noch Pfützen gestanden hatten konnte es passieren, dass das Vorderrad durch eine Eisschicht brach und stecken blieb. Um die Gefahr abzumildern wurde der gefrorene Boden am Ende der Startgeraden mit einem Radlader und tatkräftiger Unterstützung der Streckenposten mittels Schaufeln aufgelockert und begradigt. Dennoch blieb der Rest der Strecke unverändert und ein wahrer Eiertanz konnte beginnen.

Die Junioren mussten diesen als erste absolvieren und hatten mit dem harten und durch den Schnee auch rutschigen Boden schwer zu kämpfen. Viele Stürze waren die Folge, und die Devise vom Vortag – wer die wenigsten Fehler macht ist vorne – bewahrheitete sich auch hier. Dieses Mal konnte sich der haushohe Favorit, Marco König vom Saikl’s -Cross-Junior-Team, durchsetzen, gefolgt von Manuel Müller aus Wyhl. Um den dritten Platz wurde hart gekämpft. Paul Lindenau und Lucas Wollenhaupt lieferten sich ein überaus spannendes Duell, das Paul Lindenau erst im Zielsprint für sich entscheiden konnte.

Die Schüler wurden anschließend auf eine verkürzte Runde geschickt, die zweimal zu absolvieren war. Die Tatsache, dass hier mit 33 Startern mehr Fahrer als in allen anderen Altersklassen unter der Elite an den Start gingen, lässt für die Zukunft des Radsports immerhin ein wenig Hoffnung aufkommen. Hier wurde ein Duell um die vorderen Plätze zwischen Juri Hollmann und Julian Rottmann erwartet – das auch prompt eintrat. Allerdings nicht um den Sieg, denn der ging an Tim Wollenberg aus Augsburg. Juri Hollmann sicherte sich mit einem furiosen Zielsprint die Silbermedaille vor Julian Rottmann.

Kommen wir nun endlich zu den Rennen der Eliteklassen. Die Bodenverhältnisse waren zu diesem Zeitpunkt eine Herausforderung der Sonderklasse. Es geistert auch die Bezeichnung „unfahrbar“ durch Raum, Zeit und Netz. Die gefrorenen Spurrillen waren zu diesem Zeitpunkt immer noch hart, jedoch durch den Schnee und steigende Temperaturen auf der Oberfläche angetaut. Das Ergebnis war so etwas ähnliches wie Schmierseife auf Schienen. Und so in etwa war auch das Fahrverhalten. Wer einmal in eine Rille kam, der musste Ihr folgen und schlitterte so in unkontrollierbarem Zick-Zick die Abhänge hinunter. Unzählige Stürze und Defekte waren die Folge. Einige spektakuläre Abflüge ließen den Zuschauern und auch Streckensprecher Peter Rohde zuweilen den Atem stocken. An vielen Stellen half nur noch Laufen und auch das waren zumeist Rutschpartien.

In diesem Rennen erwiesen sich die große Erfahrung und konditionelle Härte des Profis als größter Vorteil. Trixi Worrack, die an einigen Stellen von vornherein aufs Laufen setzte und gar nicht erst versuchte, schlammige Anstiege hinaufzufahren kam am besten durch den Schmodder. Sabrina Schweizer, die nach eigenem Bekunden fünf Mal stürzte und sich einmal dermaßen im Absperrband verhedderte, dass sie schließlich kurzerhand den Befestigungspflock aus dem Boden zog, belegte den zweiten Platz. Auf Platz drei fuhr Lisa Heckmann, die damit den großen Entwicklungssprung, den sie in dieser Saison schon demonstriert hatte, eindrucksvoll bestätigte.

Beim Rennen der Männer-Elite waren die ersten Plätze im Grunde schon vor dem Start vergeben. Die einzige Frage war nur noch, in welcher Reihenfolge die drei Favoriten ins Ziel kommen würden. Um es kurz zu machen: Das Ergebnis ist ja bereits hinlänglich bekannt. Philipp Walsleben holte sich „sein“ Meistertrikot von Christoph Pfingsten zurück, der hinter Marcel Meisen den dritten Platz belegte. Das eindrucksvollste Rennen des Tages aber legte Jan Büchmann hin. Mit einem großartigen vierten Platz vor Ole Quast krönte er seine Saison.

Mit der DM ist die Saison in Deutschland nun so ziemlich beendet. Wir freuen uns auf den Saisonabschluss in Buchholz am kommenden Samstag. Unsere Fotos findet Ihr wie immer an dieser Stelle.

 

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