Der Blick zurück nach vorn

Jens Schwedlers Nachbetrachtung der WM. 

Die Cross-WM ist erst ein paar Tage her, die Sportler sind wieder zurück. Auch Jens Schwedler, Sportdirektor des Hamburger STEVENS-RacingTeams, ist wieder in Hamburg angekommen.Er hat in einem kleinen Interview seine Sicht der Dinge geschildert.

Was waren die positiven Eindrücke der WM?
Die Junioren sind super gefahren, da hat man gesehen, was für Potenzial noch in ihnen steckt. Es hätte aber noch besser sein können: Silvio Herklotz ist leider in der ersten Runde unglücklich gestürzt, ohne Sturz wäre er bestimmt unter die Top 5 gefahren, aber so ist er auf Rang 8 gekommen.Genau unglücklich lief es bei Julian Lehmann. Er hatte in der letzten Runde einen Platten und kam als 12. ins Ziel. Aber man hat gesehen: Auf diesen Nachwuchs kann man aufbauen.

Die Bedingungen wurden als sehr hart bezeichnet.Wie hart waren die Bedingungen aus Sicht des STEVENS Racing Teams? 

Das stimmt, die Bedingungen waren unheimlich schwer. Man musste mit dem Luftdruck pokern – normalerweise fährt man mit 1,4 bar, wir sind wegen der groben Schottersteine auf 1,95 bar raufgegangen – und dann muss man eben das Glück haben, nicht den einen scharfkantigen Stein zu treffen. Dieses Glück hatten unsere Fahrer nicht, leider.Also gab es viele Defekte. Ja, Ole Quast zum Beispiel ist voll nach Plan gefahren, sehr agressiv, war sehr gut dabei. Und hat dann einen Platten bekommen.Er ist 500 Meter mit einem Platten gefahren, da verliert man logischerweise sehr viel Zeit. Vorne ist die Spitzengruppe mit 23 Mann gefahren und Ole kam als 28ter aus dem Depot und ist noch auf Platz 24 gefahren. Sein Rückstand war 2:35. Ole hat alles, aber auch wirklich alles gegeben, aber mehr war nicht drin. Von der Form und der Vorbereitung wäre eine Medaille drin gewesen.

Wie lief es bei den anderen Fahrern?
Bei Michael Schweizer (4:14 Rückstand) war es dasselbe wie bei Ole Quast. Er war unter den ersten 15 und hatte dann innerhalb einer Runde gleich 2 Platten. Das sind jetzt auch keine Ausreden, das ist eben Cyclocross, das gehört dazu. Sascha Weber ist bei der WM gut gefahren, aber eben nicht sehr gut. Sowohl vom Physischen als auch vom Technischen her, ist er hinter den Erwartungen zurück geblieben.Und Johannes Sickmüller als 37ster hat sich die WM sicherlich auch anders vorgestellt.

 Die Stimmung an der Strecke war ja sehr gut, vom Organisatorischen
her war die WM ein voller Erfolg – sehen Sie das auch so? 
Klar, die Zuschauer sind mitgegangen und haben ein echtes Spektakel gesehen. Sie haben aber auch gesehen, wie hart dieser Sport sein kann. Was hätte – ausser der Defekte – besser laufen können? Ich hätte mir mehr Kooperationsbereitschaft mit dem BDR gewünscht. Die Offiziellen hätten besser auf die Meinung der Trainer und Spodirektoren hören sollen. Die Vorbereitungen, Anreise ein paar Tage vorher, Akklimatisieren, alles war wunderbar. Aber es gab auch den ein oder anderen Kritikpunkt. Die Mechaniker wurden nicht eingeordnet, die Räder wurden nicht so kontrolliert wie gewünscht, nicht durchgehend auf perfekte Funktionalität geachtet. Silvio Herklotz und Michael Schweizer hatten zum Beispiel abgeknickte Bowdenzüge. Und wenn man auf solche kleinen aber entscheidenen Dinge aufmerksam macht, muss man erwarten, dass es gemacht wird. In diesem Punkt war die WM nicht bei 100 %, aber daran kann man ja auch arbeiten. 

Und wie sind die Aussichten?
Wie gesagt, mit unserem Nachwuchs können wir sehr zufrieden sein, da kann man aufbauen. Und hätten wir etwas mehr Glück würden wir hier an dieser Stelle bestimmt über Medaillen sprechen.

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