De Kanibaal dominiert erneut in Baal

"Aufruf an alle Fans, Freunde und Familie. Morgen um 3 Uhr oben auf dem Balenberg. Ich werde da auch sein. Ich habe eure Unterstützung sehr nötig" - So twitterte Sven Nys noch an Sylvester.Er war wohl nervös wie schon lange nicht mehr. Sven Nys' neues Projekt startete gleich bei ihm vor der Haustür, bei seinem eigenen Grand-Prix.

Normalerweise beginne ich meine Berichte ja mit den Rennen der Nachwuchsklassen, aber diesmal soll es eine Ausnahme sein. Was die Zuschauer an diesem sonnigen Neujahrsnachmittag zu sehen bekamen war Cross-Sport der allerbesten Sorte.

Ob es die Untertützung der Tausenden von Zuschauern war,ob es das neue Rad war, oder ob es der Weltmeister selber war. Sven Nys lies jedenfalls von Anfang an keinen Zweifel aufkommen, wer der Herr auf dem Balenberg war. Und so wurde das Rennen eine Demonstration der Stärke für den Weltmeister, der von Anfang an dieses Rennen diktierte und Runde für Runde dem Rest des Feldes enteilte. Doch dazu später.

 Sven Nys auf dem Balenberg (Bild anwählen für eine grössere Version)

Begonnen hatte der Renntag, bei schönstem Wetter um 10:00 mit dem Rennen der Nieuwelingen. Bedingt durch den Jahreswechsel erreichte ich den Kurs jedoch erst als die Jugendfahrer sich bereits in der letzten Runde befanden. Hier kam es dann zu einem komplett niederländischen Podium. Der Sieg ging an  Jens Dekker (Enertherm - BKCP)  der sich damit auf den dritten Platz der Gesamtwertung verbessern konnte. Der Sieger von Essen Thijs Wolsink (Arta-Building Deschacht Plastics Cycling Team) sicherte sichen den zweiten Platz vor Mitch Groot (Enertherm - BKCP)  und liegt damit punktgleich mit diesem auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung. Hier werden wir also in den letzten beiden verbleibenden Rennen in Lille und Ost-Malle ein packendes Duell um den Gesamtsieg erleben.

Yannick Peeters erneut nicht zu schlagen

Bei den Junioren unterstrich der amtierende belgische  und Europameister Yannick Peeters erneut seine Stärke. Bereits in der ersten Runde setzte sich an die Spitze des Feldes und hatte eingangs der zweiten Runde bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden auf die Verfolgergruppe mit Gianni van Donink (Young Telenet Fidea Cycling Team), Pieter van Roosbroeck(Cycling Team 99 V.Z.W. Schriek) und Stijn Caluwe (Enetherm - BKCP) herausgefahren. Und doch wurde es noch einmal spannend als die Verfolger im Laufer der zweiten unter Führung von Gianni van Donink den Abstand verkürzen bis auf 5 Sekunden verküzen konnten. Aber Peeters liess sich nicht aus der Ruhe bringen und so konnte er im weiteren Rennverlauf seinen Vorsprung erneut ausbauen und einen verdienten Sieg einfahren. In der vorletzten Rund konnte sich Gianni van Donink von den übrigen Verfolgern absetzen, und erreichte den zweiten Platz. Der Kampf um den verbleibenden Podiumsplatz zwischen Stijn Caluwe und Pieter van Roosbroeck wurde erst in der letzten Runde entschieden, hier konnte sich Caluwe entscheidend absetzen und sicherte sich damit den dritten Platz.
Yannick Peeter erneut nicht zu schlagen

Van Aert bester auf schwerem Terrain

Bei den Beloften bewies der Sieger von Namur, das er ein absoluter Top-Fahrer für schwere Strecken ist. Während Mathieu van der Poel nach einem Sturz zu Beginn der Rennens die Hoffnung auf einen Sieg eigentlich frühzeitig begraben musste, setzte sich van Aert früh an die Spitze. So hatte er auch zur Hälfte des Rennens einen Vorsprung von knapp 30 Sekunden auf die Verfolgergruppe mit Gianni Vermersch und dem Europameister van Vanthourenhout (beide Sunweb Napoleon Games)  und Toon Aerts (Telenet Fidea Cycling Team)herausgefahren. Mathieu van der Poel (BKCP Powerplus) bewies nach seinem Sturz Kämpferqualitäten und folgte mit weiteren 5 Sekunden Rückstand bereits wieder auf Platz 5. Während Wout van Aert in Führung einsam sein Rennen fuhr, wurde bei den Verfolgern heftig um die Plätze gefightet. Mathieu van der Poel schaffte nicht nur den Anschluss an die Verfolgergruppe, sonden konnte an dieser vorbeifahren und sich an die Verfolgung von van Aert machen, aud den weiteren Plätzen folgten nun Vanthourenhout,Vermersch,  Aerts und der erstarkte Laurens Sweeck (Kwadro-Stannah Cycling Team ).  An dieser Reihenfolge sollte sich dann auch nichts mehr ändern. In der Gesamtführung bleibt Wout van Aert mit 147 klar auf dem ersten Platz vor Sweeck und van der Poel (beide 107 Punkte).
Van Aert erneut Stärkster

Reifenpanne raubt Vos Chance

Bei dem Rennen der Damen trafen erneut die beiden grossen Favoritinnen dieser Saison aufeinander. So setzten sich die US Amerikanering Katie Compton, die den Weltcup erneut dominierend anführt und die Weltmeisterin Marianne Vos sofort an die Spitze des Rennens und begannen so ein packendes Rennen, das erst in der letzten Runde entschieden werden sollte. Hinter den beiden hatten sich Nikki Harris (Young Telenet Fidea Cycling Team) und Helen Wyman (Kona Cycling Team) relativ bald auf den Positionen drein und vier eingereiht und fuhren beide ein ungefährdetes Rennen. In der letzten Runde ereilte Mariane Vos dann das Pech in Form eines defekten Vorderreifens. Ausgerechnet kurz nach der Einfahrt ins Materialdepot war es passiert. Die Niederländerin musste umkehren um das Rad zu wechseln (was ja zwischen Ein- und Ausfahrt des Depots erlaubt ist). Diese Aktion kostete die Weltmeisterin allerdings wertvolle Zeit und so kam sie am Ende erst 20 Sekunden hinter Compton ins Ziel.

Das Duell der Damen

Die Triumphfahrt des Sven Nys

Und dann war es soweit. 15:00 Uhr, das Publikum fieberte dem Höhepunkt des Tages entgegen. Sven Nys hatte gerufen und etliche tausend Belgier waren gekommen um die 15. Austragung des GP Sven Nys auf dem Balenberg in Baal zu verfolgen.

Wie schon eingangs beschrieben, war der Weltmeister so nervös wie vor kaum einem anderen Rennen. Hier sollte sein neues Projekt beginnen, das Team Crelan-AA Drink mit Sven Nys und seinem besten Freund Sven Vanthourenhout als Fahrern und tausenden von Fans als Mitgliedern. Das Projekt zur Förderung des Offroad Cycling in Baal, und die Zusammenarbeit mit Trek als Radsponsor des Teams. Vermutlich war noch nie ein Fahrerwechsel und ein Materialwechsel auf solches Medienecho gestossen, und Nys wusste nicht wie das Rad im Wettkampf funktioniert.

Aber dann erfolgte der Start durch die Lichtanlage und Sven Nys schaltete in den Wettkampfmodus. Nach weniger als einer halben Runde, beim Anstieg zur Zeitmessung für den Zwischensprint trat der Weltmeister an, ging in Führung und gab diese von da an nicht mehr ab. Zunächst folgte im der deutsche Meister Philpp Walsleben und die beiden hatten schnell eine kleine Lücke zu den Verfolgern herausgefahren. In der zweiten Runde sicherte sich Nys dann zunächst einmal die 15 Sekunden Zeitbonifikation für den Zwischensprint, und baute so den Druck auf Niels Albert auf. Anschliessend fiel das Tempo der beiden führenden wieder etwas ab und die Verfolger um Rob Peeters (Vastgoedservice - Golden Palace) konnten wieder aufschliessen.

Aber Nys war nicht gewillt, das Heft des Handelns noch einmal aus der Hand zu geben. Kaum ging ers erneut in den Anstieg zum Balenberg hinauf, trat der Weltmeister an und fuhr dem Rest des Feldes davon. Nun war die furiose Triumpffahrt von Nys eröffnet. Selbst wer ihn nicht direkt oder auf den Grossbildleinwänden sehen konnte wusste an Hand des anschwellenden Jubels zu jedem Zeitpunkt wo auf der Strecke Nys unterwegs war. Nys fuhr nun eine schnellste Runde nach der anderen, lediglich in der letzten Runde genehmigte er sich ein kleines Slippertje, und fuhr damit in dieser dann nur die viertschnellste Zeit. Am Ende des Rennens konnte ein überglücklicher Nys erneut von seinem Rad steigen und es genau so wie er sich von seinem Colnago verabschiedet hatte über die Ziellinie tragen.

Für den Rest des Feldes ging es nun nur noch um den Titel "Best of the Rest". Rob Peeters fuhr bei seinem ersten Start für das neue Team ein wirklich hervorragendes Rennen und lag lange Zeit an zweiter Stelle. Am Ende musste er dann aber seiner anfänglichen Leistung Tribut zollen. In der vorletzten Runde hatte Zdenek Stybar sich mit seiner schieren Kraft herangekämpft und konnte sich nun an die zweite Position setzen. Peeters wehrte sich bis zum Schluss musste aber in der letzten Runde auch noch Niels Albert(BKCP Powerplus) passieren lassen, der damit zum siebten Mal in Baal auf dem dritten Platz endete.

Sven Nys der zum zwöflten Mal seinen grossen Preis ganz oben auf dem Treppchen beendete, steht nun mit 2:57 Vorsprung auf Niels Albert sicherer denn je auf dem ersten Platz der Gesamtwertung. Der leicht erkältete Phillip Walsleben(BKCP Powerplus) konnte mit seinem siebten Platz die fünfte Position in der Gesamtwertung verteidigen. Marcel Meisen (Kwadro-Stannah Cycling Team) kam nach einem starken Rennen als hervorragender zehnter ins Ziel .

 Weiter Bilder später bei Cycloimpressions.com

Text und Photos: Peter Scholz (Cycloimpressions.com)