Kommentar von Simon Zahner zum Rennen in Ronse

Rennen in Belgien mit nicht mal 3 Startreihen?

Link

Thema im Forum

 

In diesem Artikel geht es unter anderem um die (fadenscheinigen) Gründe, weshalb in Ronse 23 Rennfahrer am Start standen. Die Hauptaussage von Erwin Verwecken, mehrfacher Weltmeister und seit seinem Rücktritt u.a. für die Verpflichtung der Rennfahrer an den meisten belgischen Rennen zuständig: Die Rennfahrer aus der 2. und 3. Startreihe würden viel zu viel Startgeld verlangen. Im seriösen Journalismus würde man vielleicht die Gegenseite befragen, aber in einem Business, wo alle Fans voneinander sind und niemand Kritik ausübt, ziehen Schlagzeilen mehr.

Bei uns im Cross stehen pro Startreihe 8 Rennfahrer. Als 9. der letzten Weltmeisterschaften und somit quasi erster der 2. Reihe nehme ich mir das Recht zu einer Stellungnahme oder einem Denkanstoss heraus, dies im Wissen, dass ich mir wahrscheinlich auf ewig die virtuelle Türe zu Erwins Büro und somit zu Starts in Belgien, dem vielzitierten gelobten Land unseres Sports, mit lautem Knall zuschlage.

Ich wurde aber auch anlässlich der letzten WM als Fahrervertreter gewählt und habe versprochen, mich für alle stark zu machen, und weil die in der ersten Startreihe meist stark genug sind, werde ich mich hier vor allem für die äussern, die in den Augen von Erwin gratis nach Belgien reisen sollen, um dort den Löwen zum Frass vorgeworfen zu werden.

Wenn jemand ein Cyclocross-Rennen organisiert(oder im Fall von Erwins Arbeitgeber Golazo wahrscheinlich 50-75% der Rennen in Belgien) und damit an jedem Anlass viel Geld verdient, dann soll er alle daran teilhaben lassen in Form einer Startgage, die die Qualität oder unmittelbare Form des Fahrers/der Fahrerin, die Länge des Anfahrtswegs, die Bekanntheit und viele andere Faktoren berücksichtigt. Wie das im Detail aussehen soll, darüber kann man sehr gerne mit mehreren involvierten Personen diskutieren, und hier auf Facebook oder auf Twitter mit 140 Zeichen ist sicher der falsche Ort dafür. Verschiedene Anregungen meinerseits sind leider immer abgeklemmt worden mit lapidaren Begründungen wie "wir haben alles Geld schon für andere ausgegeben" oder noch besser "wir werden bis dann alles Geld für andere ausgegeben haben".

Grundsätzlich habe ich aber ein Riesenproblem damit, dass man vom hohen Ross herunter von 80% der Teilnehmer/Innen verlangt, gratis an Wettkämpfe zu kommen, um das Starterfeld auszufüllen, und noch die Begründung nachzureichen "für Euch interessiert sich ja eigentlich eh niemand". Dann kann man entweder im Stil vom Box-Promoter Don King 3-5 Superhelden gegeneinander fahren lassen und alle anderen bleiben gleich zuhause, oder man kann auf irgendwelchen nebligen Feldern in Flandern Bierfeste organisieren und mal schauen, ob auch 20'000 Menschen kommen, Eintritt zahlen, Stimmung machen und konsumieren.

Die ganze Situation wird noch verschlimmert, indem Veranstaltungen aus dem Ausland, bei denen zum grossen Teil ehrenamtlich mit viel Herzblut gearbeitet wird, wo aber eine Abmachung auch 2 Monate später noch gilt und man spürt, dass alle Athleten gleich behandelt werden, von den selbsternannten grossen Belgiern fast belächelt werden. Bei diesen kleinen Rennen balgen sich die, die für die TV-Rennen in Belgien nicht gut genug waren, um die restlichen Brosamen, damit sie sich irgendwann hocharbeiten und an einem grossen Rennen starten dürfen.

Falls es Journalisten oder Organisatoren gibt, die interessiert sind, darüber sinnvoll zu diskutieren, können sie gerne Kontakt mit mir aufnehmen, ebenso Fahrer und Fahrerinnen, die sich sehr gerecht oder sehr ungerecht behandelt fühlen oder gute Ideen haben, damit sich unser geliebter Sport nicht in den nächsten Jahren selber abwürgt.