Schlammiges aus Unterfranken: Der frühe Vogel fängt den Wurm

Jaja, immer das gleiche. was fängt eigentlich der späte vogel? nasebohren gilt nicht, auch wenn's manchmal wirklich schön ist ;-)

kurzum bis ich mein mittägliches morgenritual beendet habe ist's draußen grau. im keller ziehe ich leicht gänsehäutig die erste lage klamotten an. von den strapsen, äh beinlingen, pseudogewärmt tret ich den herrn culles auf der rolle an. übles gekeuche ... ich glaub ich leg mich wieder hin. nach fünf minuten steige ich mit blei in den beinen wieder ab und füll mir das gute spessartleitungswasser in die bianchi-flasche. aaah, das hilft. nein, nicht weil da die marke von die bischicletta italiano drauf steht, sondern weil der scheinbar nie enden wollende leichte plastikgeschmack dem wasser einen ungleich sportlichen touch gibt. und sogleich dreht sich herr culles um einiges leichter und schneller. nach einer weile ehe ich so richtig anfange zu dampfen hör ich auf und fang mit den nächsten zwei lagen bekleidung an bis ich dann gepanzert und gestählt mit leicht metallischem klacken in die halle des wasserrohrs schreite, dieses wende und den freien luftraum mit nachgesehenen -14° C betrete. na, geht doch.

da der schneepflug nun auch vor meiner tür seine ganze halbe arbeit geleistet hat - schnee glatt gehobelt & 3 krumel salz drauf - geht es mit angelegten hafteln den berg runter. weiter unten dann die übliche dunkelgraue, mehlige masse. nix wie ab ins feld!

aber wirklich. der späte crosser fängt die fußstapfen. und die sind manchmal holprig, wohl dem der eine wiese daneben findet. kleines blatt ist eh klar, großes ritzel und das geht, auch mit schneeaerofelgen. stumm und schnaubend kurble ich schließlich durch den wald, tadellose sache, auch temperaturmäßig. die abkulchminuten mit herrn kulles auf die frolleXXX zeigen positiven effekt, wenngleich im ersten heutigen set kein geschmeidiges hinlegen angesagt ist. vom wald heraus wähle ich heute mal zur abwexlung den weg durch den wiesengrund im spessarttal.
die schlechte wahl. zum einen hat einer versucht dem radweg was gutes zu tun und hat ihn mit der schneefräse poliert. immer schön sitzen bleiben, bloß keine beschleunigung im wiegetritt, sonst abflug. ich habe gelernt. nur das mit den fallwinden am nachmittag vergesse ich immer wieder. also schön in die brise bei dem lauen lüftchen. meine bemühungen die glieder mit ästethischen übungen warm zu halten scheitern kläglich. warum fahre ich eigentlich hier raus? ne stadtrunde wäre doch auch fein gewesen. nee, da war ja das graue mehl. ich hefte meine hofnung an den avisierten wendepunkt. den trödelladen in welchem ich herrn culles angetroffen hatte. die jungs haben bei dem wetter gerne mal ein feuer in der tonne im hinterhof.

ich erreiche das ziel und die tonne glüht. daß die jungs 8 bier vorspung haben tut der unterhaltung keinen abbruch, ich halte mich an meine celestige plastikflasche. eine schmauchen, dabei mich selbst von allen seiten anbruzzeln lassen, nein die füße lasse ich lieber draußen. einen moment denke ich, jetzt ist's eigentlich gut & ich könnte mir dann den servicewagen rufen anstatt wieder durch den wald heim zu treten. ist aber nicht. die besatzung des servicewagens ist aushäusig und erwartet daß ich ihnen später die heimholung machen werde. bei leichtem eindunkeln mache ich mich wieder auf den weg.

die knochen sind wieder einigernmaßen warm (let me stand next to your fire - summt's im ohr). der weg ist gefurcht und es braucht ein waches auge um festgefrorene fahrrinnen von weichen wehen zu trennen. das geht ganz gut im dämmernden licht abgesehen von den im wind triefenden augen. und von den eisklumpen die sich an den wimpern bilden. das wischen mit dem handschuh verschmiert das ganze noch etwas im auge, aber eigentlich sieht alles ganz friedlich aus und alles rollt so vor sich hin ...

es ist der bruchteil eines getrübten augenblickes der in der schwungvollen kuhle das gefühl eines starren lenkers vermittelt. nein, er läßt sich nicht wirklich nach links einschlagen. dafür zeigt sich das steife wasserrohr im ganzen von seiner dynamischen seite. welch ein leidenschaftlicher fahrer läßt sich diese aufforderung entgehen ? ob es nun leidenschaft oder leidensbereitschaft ist kann ich nicht mehr zu ende ergründen, da befinde ich mich bereits im körperlangen abflug zur nicht einlankbaren seite. geschickt abgerollt wende ich mich mit einem leichten grunzen, da liegt es nur zwei meter von mir, das zur spurtreue gezwungene wasserrohr. alles noch da, die andere seite der kuhle trage ich es auf der schulter stolpernd heraus. ich erinnere mich. war das nicht die stelle wo sie neulich die bäume im wiechen waldboden gerückt hatten? ja.

ich treffe auf dem besseren weg wieder die fahrspuren die mir nie sagen wollen ob sie festgefroren sind oder frisch und weich. beim steten treten in der tiefen mitte stelle ich fest, daß der lenker noch immer die vor kurzemgewünschte und nicht erreichte stellung anzeigte. nein. stop. vorderrad zwischen die knie, das darf nicht sein & ruck.

den auf dieser runde obligatorischen waldtreppen abstieg bewältige ich auf dem oberrohr hängend, die vordere bremse ziehend über die kante mit den füße rutschend. lerne dein rad zu benutzen ! und sei's nur um nicht schon wieder auf die frexxe zu fliegen. in der nun vollends hereinbrechenden dunkelheit erblicke ich die wohligen lichter meiner heimatstadt im tal. das letzte stück schaffe ich leicht. meine straße zu berge denke ich an herrn culles und das frollein. mit der linken hand an den mauern tastend, mit derrechten den lenker haltend und keep on treting auch wenn das hinterrad dabei durchdreht. aber ich überwinde das werk des winterdienstes im sattel.
stolz und mit eisklumpen where my feet are supposed to be betrete ich die warme werkstatt, frage mich dennoch ob ich nicht vor dem verlassen künftig eine tonne in brand stecken sollte ...

let me stand next to your fire,
Sulka