Philipp Walsleben holt Hattrick und wird zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister

Philipp Walsleben gewinnt nach hartem Kampf in Lorsch.Im hessischen Lorsch gelingt dem 22-jährigen Kleinmachnower der Hattrick
nach einem äußerst spannenden Rennen und einem engagierten Zweikampf gegen
Dauerrivalen Christoph Pfingsten. Bruder Max holt Bronze in der U23-Klasse.


Tiefer Matsch kennzeichnete das Rennen um die Deutsche Meisterschaft 2011 im
hessischen Lorsch, 70 Kilometer südlich von Frankfurt: „Keine idealen
Bedingungen für mich“, räumte Philipp Walsleben nach dem Wettkampf ein.
Dennoch – oder gerade deswegen – lieferte sich der 22-jährige Kleinmachnower
einen spannenden Zweikampf mit seinem Dauerrivalen Christoph Pfingsten, den
er in der vorletzten Runde mit einer kämpferischen Attacke an einem kleinen
Anstieg hinter sich ließ und sich selbst so zum dritten Mal in Folge den
Titel als Deutscher Cross-Meister der Elite sicherte: „Das war heute ein
hartes Stück Arbeit“, meinte Walsleben nach dem Rennen. „Denn am Anfang
hatte ich überhaupt keine guten Beine.“ Der Brandenburger im Dienste des
belgischen Querfeldein-Profiteams BKCP Powerplus hatte Anfang der Woche über
eine Erkältung geklagt und deswegen die Woche über nicht so hart wie üblich
trainiert: „Das habe ich schon gemerkt.“ Immer wieder versuchte er, den
Potsdamer Christoph Pfingsten hinter sich zu lassen – und mit der gleichen
Regelmäßigkeit schloss Pfingsten immer wieder zu Walsleben auf, übernahm
zwischendurch sogar die Führung. „Ich bin froh, dass ich da trotzdem im Kopf
stark geblieben und mich nicht verunsichern ließ.“


Doch nicht nur die Beine waren beim Start auf dem Stadtkurs von Lorsch mit
den langen, matschigen Wiesenpassagen zu weich: auch „im Reifen waren 0,1
Bar zu viel Luft“, berichtete Walsleben später. Das hört sich vielleicht
nicht viel an, für einen Profi-Crosser wie Walsleben aber deutlich merkbar.
„Ich habe meinen Mechanikern im Materialdepot zugerufen, dass sie das ändern
– und eine Runde später war ich mit dem optimal eingestellten Rad
unterwegs“, so Walsleben. Mit dem passenden Reifendruck schien auch der
Druck in den Beinen wieder zurückzukommen: Als Pfingsten zwei Runden vor
Schluss an einem kurzen Anstieg strauchelt und vom Rad muss, attackiert
Walsleben und schafft schnell einen kleinen Vorsprung. „Ich wusste gleich:
das ist jetzt die entscheidende Attacke: Christoph war vorher schon am Limit
gefahren und konnte nichts mehr zulegen, ich fühlte aber die neue Kraft in
meinem Beinen.“ Am Ende beträgt der Vorsprung von Walsleben 34 Sekunden auf
Pfingsten, Dritter wird mit Hannes Genze ein ausgewiesener
Geländespezialist, der vor allem auf dem Mountainbike zuhause ist.


Nach seinem dritten Titelgewinn in Folge (mehr gelang bisher nur den
Querfeldein-Legenden Rolf Wolfshohl, Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge)
konzentriert sich Walsleben nun auf die beiden finalen Weltcups im
französischen Pont-Château und im niederländischen Hoogerheide, ehe am
letzten Januar-Wochenende im saarländischen St. Wendel die Weltmeisterschaft
ansteht: „Es ist natürlich ein schönes Gefühl, bei der Heim-WM das
Meistertrikot tragen zu dürfen.“
Bereits am Samstag konnte Philipp Walsleben jüngerer Bruder bei damals noch
strahlend blauem Himmel, aber ähnlichem Matsch in der U23-Klasse für eine
kleine Überraschung sorgen: der 20-jährige Max, der für das Team Jenatec
unterwegs ist, belegte im Nachwuchsrennen den dritten Platz und sicherte
sich so die Bronzemedaille hinter dem neuen Deutschen U23-Meister Ole Quast
(Hamburg) und Marcel Meisen (Stolberg). Zwar hatte Max Walsleben nichts mit
dem Zweikampf an der Spitze zu tun, doch bereits früh hatte er den dritten
Platz relativ sicher: „Länger hätte das Rennen nicht dauern dürfen“, so der
abgekämpfte Sportler im Ziel: der viertplatzierte Michael Schweizer war nach
ein eindrucksvollen Aufholjagd noch bis auf elf Sekunden an den
Brandenburger herangekommen. „Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich mit zur
Weltmeisterschaft darf“, so Walsleben der Jüngere.


Text: Armin M. Küstenbrück
Photos: Armin M. Küstenbrück


 

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