Philipp Walsleben fährt beim Weltcup in Pont Château knapp am Podium vorbei

Ein Sturz des Italienischen Meister Marco Aurelio Fontana in der letzten
Runde bringt den Brandenburger Cross-Spezialisten um die Chance, erstmals in
seiner noch jungen Karriere aufs Podium zu fahren

 Eingangs Eingangs derr zehnten, der letzten Runde beim vorletzten Cross-Weltcup der
Saison 2010/11 im französischen Pont Château unweit der französischen
Atlantikküste bei Nantes: Der Weltcup-Führende und frisch gebackene
Belgische Meister Niels Albert liegt gemeinsam mit seinem Landsmann, dem
späteren Sieger Kevin Pauwels souverän auf Podiumskurs. 47 Sekunden dahinter
kämpft eine siebenköpfige Verfolgergruppe, angeführt vom Deutschen Meister
Philipp Walsleben, verbissen um den letzten verbleibenden Podestplatz. Am
Ende der langen Zielgeraden übernimmt der Italienische Meister Marco Aurelio
Fontana die Spitze der Verfolgergruppe, Walsleben reiht sich hinter ihm auf
dem zweiten Platz ein, um möglichen Rangeleien schon im Vorfeld aus dem Weg
zu gehen und sich eine gute Ausgangsposition für die zu erwartenden
Positionskämpfe zu verschaffen. Doch kurz danach jedoch passiert es: in
einer Linkskurve lässt sich Fontana zu weit hinaustragen, berührt mit dem
rechten Pedal einen Holzpfosten zur Streckenbegrenzung und fliegt in hohem
Bogen über den Lenker. Drei Fahrer hinter ihm haben keine Chance, auch wenn
Walsleben noch kurz versucht, zu bremsen: nacheinander krachen sie in das am
Boden liegende Fahrrad von Fontana, stürzen übereinander, die Fahrräder
verhaken sich. Nur die letzten drei der Gruppe können noch ausweichen.
Keiner verletzt sich auf dem weichen Waldboden ernsthaft, die Schrammen
stammen hauptsächlich in umherfliegenden Fahrrädern. Während die Sportler
versuchen, ihre Räder aus dem Knäuel herauszubekommen, jagt eine weitere
Verfolgergruppe an den Havarierten vorbei. Doch Walsleben, dem eine
Podiumsplatzierung so greifbar schien („Ich bin sicher kein guter Sprinter,
aber ich fühlte, heute habe ich die Kraft“), bewies gute Moral: auf Platz 10
ging der 23-jährige Kleinmachnower vom Team BKCP-Powerplus wieder ins Rennen
und machte sich daran, die zwölf Sekunden, die er durch den Sturz verloren
hatte, wieder aufzuholen. Drei Fahrer konnte er auf dem Weg ins Ziel noch
kassieren – am Ende stand für den mittlerweile dreifachen Deutschen
Elite-Meister und ehemaligen U23-Meister zum zweiten Mal in dieser Saison
der siebte Platz zu Buche: „Natürlich bin ich sauer, der Sturz war völlig
unnötig“, zeigte sich der Brandenburger mit Wohnsitz in Belgien nach dem
Rennen ungewöhnlich emotional. „Beide Knie, die Ellbogen, die Wade und der
Rücken tun weh, aber nichts ist kaputt, denke ich“, zog er eine persönliche
Schadensbilanz der Kollision: „Nächste Woche ist Weltcup-Finale, danach die
Weltmeisterschaft in St. Wendel, da werde ich wieder fit sein und
angreifen“, verspricht Walsleben seinen Fans. Die Strecke des abschließenden
Weltcups im niederländischen Hoogerheide an der belgischen Grenze nur wenige
Kilometer nördlich von Antwerpen dürfte dem Cross-Profi gut in Erinnerung
sein: schließlich wurde er 2009 auf diesem Kurs U23-Weltmeister. Vor dem
letzten Wettkampf liegt Walsleben nun in der Weltcup-Gesamtwertung mit 282
Punkten auf Rang 9: „Natürlich will ich es in Hoogerheide noch mal wissen“,
zeigt sich Philipp Walsleben kämpferisch. „Aber wenn die Form so bleibt,
wäre es natürlich toll, wenn ich diese Leistung in St. Wendel wiederholen
kann – mit der Unterstützung meiner Fans ist das bestimmt möglich.“

Text: Armin M. Küstenbrück
Photos: Armin M. Küstenbrück (

Der Sturz im belgischen Fernsehen: http://www.sporza.be/permalink/1.942608

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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