Jens Schwedler sagt Tschüss

Nur noch einmal, dann hört Jens Schwedler auf. 

Jens Schwedler ist schon einmal zurückgetreten vom Profi-Sport. Das war im Januar 2006, vor ziemlich genau sechs

Jahren. Damals ist er als amtierender Deutscher Meister vom aktiven Leistungssport abgetreten.

Und sechs Jahre zuvor gab es schon einmal einen Rücktritt: Fachleute erinnern sich noch an seinen ersten Abschied

im September 2000, der jedoch nach 14 Monaten mit einem fulminanten Querfeldeinrennen in Klein Machnow

(Berlin) im November 2001 wieder rückgängig gemacht wurde.

Damals wollte Jens ursprünglich eigentlich nur einen Schützling begleiten, stieg dann aber selbst quasi unvorbereitet

in den Crosssport ein, wurde dort Dritter und kam 2 Monate danach zum ersten Deutschen Meistertitel in Magstadt.

3 Jahre danach gelang Jens in Klein Machnow der Coup des 2. Deutschen Meistertitels.

„Dieses Mal ist es aber entgültig“, sagt Jens Schwedler.

Jens Schwedler, 43 Jahre alt, seit 35 Jahren aktiv, hat wie kein anderer Fahrer die deutsche Querfeldein-Szene

geprägt – zwei Weltmeistertitel und zahlreiche deutsche Meistertitel sprechen eine sehr deutliche Sprache.

Aber er hat nicht nur den Sport nach vorne gebracht und zu mehr Popularität verholfen, auch die Marke STEVENS

hat er nach vorne gebracht.

Denn dass STEVENS Crossräder baut, ist auf Jens Schwedler zurückzuführen. Er hatte eine Wette mit Volker

Dohrmann, dem Brand Manager der Hamburger Fahrradmarke laufen. Es ging um die deutsche Meisterschaft 2002.

Schwedler wettete, dass er die Meisterschaft gewinnen würde, Volker Dohrmann hielt dagegen und versprach,

Crossräder in Serie zu bauen, falls Jens Schwedler unter die ersten Drei kommen sollte. Das Ergebnis ist bekannt:

Jens Schwedler wurde deutscher Meister, und STEVENS ist mittlerweile Weltmarktführer im Segment der

Crossbikes. So sieht die sportlichste Art der Win-Win-Situation aus.

An diesem Wochenende, am 7. und 8.1., finden in Klein Machnow die Deutschen Meisterschaften statt, die Jens

Schwedler noch einmal gewinnen möchte. Wieder in Klein Machnow. Ein gutes Omen?

Ein letzter Sieg, das wäre ein perfekter Abschied für die Hamburger Cross-Legende.

Doch er wird natürlich nicht ganz gehen, als Sportlicher Leiter vom STEVENS Racing Team wird er sein Wissen,

seine Leidenschaft und hoffentlich auch seine Erfolgsgene weitergeben.

Er hat einige sehr hoffnungsvolle Talente in seinem Stall, Ole Quast zum Beispiel oder Silvio Herklotz, der gerade erst

zum „Junior-Radsportler 2011“ gekürt wurde.

Aber er gibt seine Erfahrungen auch an Hobby-Crosser weiter. Regelmäßig werden Cross-Workshops mit Jens

Schwedler veranstaltet. An solchen Aktionen sieht man, dass das Aushängeschild des deutschen Cross-Sports

eigentlich nur eines will: Rad fahren.

Ganz gemäß seines (Lebens-)mottos: „Auf jedem Crossrad sitzt ein guter Typ“.

Wenn es ein STEVENS-Bike ist und der Typ Jens Schwedler heißt, wird aus diesem Motto schnell ein legendärer

Satz. Wetten?

Wir von STEVENS wünschen Jens Schwedler ein perfektes (letztes) Rennen.

Kontakt: ! ! ! ! ! Interviewanfragen bitte direkt an Jens Schwedler.

STEVENS Bikes! ! ! Alexander Baron! ! ! Jens Schwedler

Volker Dohrmann, Brand Manager Presse und Kommunikation! Rennfahrer

Fon +49-(0)70-71 60 70-15 Fon +49-151 24 11 49 05 Fon +49-172 4221500

E-Mail: vd@stevensbikes.de E-Mail: baron@yeswedoesnt.com E-Mail: js-pro@vodafone.de

Fotos: www.roth-foto.de

Interview mit Jens Schwedler

Das ist ja nicht dein erster Rücktritt, deine Freunde, zum Beispiel die auf Facebook können auch nicht glauben,

dass Du endgültig zurücktrittst.

Was muss passieren, damit Du noch mal einen Wettkampf fährst?

Nichts. Die Entscheidung steht und ist endgültig. Der Prozess ist ja nicht innerhalb der letzten 10 Tage entstanden,

sondern während der letzten Jahre. Das wird mein letztes Rennen. Definitiv.

Spontan: An welches Rennen denkst Du am häufigsten?

Da gibt es mehrere, ein paar positive und ein paar negative.

Positiv sind sicherlich die WM-Rennen, mein erster DM-Titel, vor allem wegen der sportlichen und medialen

„Nachwirkungen“.

Auch super war das Mountainbike Team-Rennen bei der WM in Cairns 1996.

Nicht so gute Erinnerungen habe ich an die Deutschen Meisterschaften 1994.

Da habe ich geführt und hatte dann Defektpech: Zwei Runden vor Schluss hatte ich zwei Platten und bin

ausgeschieden. Sehr ärgerlich.

Was wäre mit Dir passiert, wenn Du nicht Radsportler mit 1000 % Einsatz geworden wärest?

Ich war ein ganz guter Fußballer. Vielleicht hätte ich irgendwo im Dorfverein oder so gespielt. Aber eigentlich gibt es für

mich nur ein Leben mit Fahrrad.

Crosss-Sport und Deutschland: Passt das zusammen? Warum ist der Sport in Belgien und in den Niederlanden

so viel populärer als hier?

Das liegt an vielen Dingen. An der Nationalität zum Beispiel.

In Belgien hat man nicht viele andere Sportarten, auch nicht so viele Wintersportarten. Belgien ist einfach ein

Radsportland, schon traditionell.

In Deutschland ist der Erfolg einer Sportart ist immer mit erfolgreichen Sportlern verbunden. Tennis und Boris Becker,

Formel 1 und Michael Schumacher (oder jetzt Sebastian Vettel), da gibt es noch viele andere Beispiele.

In Belgien ist da die Mentalität anders.

Es liegt aber natürlich auch am Geld. Ein Klasse 1-Fahrer hat viele Millionäre. Und wo Geld fließt, kommt auch Geld.

Man kann es ja leicht ausrechnen: Bei 30.000 Zuschauern mit vielleicht 25 Euro Eintritt bleibt auch was für die Sportler

hängen. Und wird auch ganz automatisch der Nachwuchs aufmerksam, es kommen also immer automatisch gute Leute

nach.

Außerdem ist Belgien sehr klein, es gibt kurze Reisewege.

Was wirst Du am meisten vermissen?

Ganz klar: Mich mit anderen zu messen.

Man trainiert für ein Ziel, für einen Wettkampf, den man auch gewinnen will. Das Messen wird mir wirklich fehlen.

Was wirst Du am wenigsten vermissen? Die langen An- und Abfahrten?

Nein, die bleiben ja, weil ich als Sportlicher Leiter mit dem STEVENS Racing Team zu Wettkämpfen fahre.

Was ich nicht vermissen werde, sind Matsch und Schnee-Wettkämpfe. Da muss man schon viele Schweinehunde

überwinden.

Gibt es ein Ritual, das Dich durch Deine Karriere begleitet hat?

Nein. Kein Ritual, eher ein Motto:

Man muss immer über den Spaßfaktor zum Erfolg kommen. Man darf bei all dem Erfolgdruck den Spaß nicht

vergessen.

Interview mit Jens Schwedler, ff.

Hast Du eine Vorstellung, wie viele Trainings-und Rennkilometer Du in den 35 Jahren gefahren bist?

Pro Jahr zwischen 10.000 und 15.000 Kilometer. Das multiliziert mit 35, da kommt wohl schon einiges zusammen. (Es

sind weit über 500.000 Kilometer!)

Du bist sehr stark mit STEVENS verbunden, bist sogar durch Deinen Titel 2002 dafür verantwortlich, dass

STEVENS Cross-Bikes (in Serie) baut.

Für STEVENS wirst Du weitermachen, als Sportlicher Leiter, und im organisatorischen Bereich. Das ist klar.

Aber hast Du noch irgendeine andere Wette mit STEVENS laufen?

Keine weiteren Wetten. Volker Dohrmann will nicht mehr mit mir wetten.

Hast Du alles erreicht, was Du wolltest oder gibt es noch etwas, was Du gern erreicht hättest?

Olympia war sicherlich ein Ziel. In Atlanta bin ich mit einem Bein dabei gewesen, es hat dann aber doch nicht geklappt.

Und ich habe natürlich noch Ziele: Ich möchte mit dem STEVENS Racing Team eine internationale Medaille. Das hat

mit Ole Quast schon fast geklappt, aber eben nur fast...

Hast Du überhaupt im Kopf, wie viele Titel Du zusammengefahren hast? Und: Wo stehen all die Kränze, Pokale

und Medaillen?

Ich bin zwar Jäger, aber kein Sammler. Alle Medaillen hängen bei STEVENS im Showroom. Ich bin nicht sonderlich

materiell eingestellt. Und Zurückgucken ist immer ein bisschen blöde, passiv. Ich habe immer nur nach vorne geguckt,

nach dem Mott: „Nach dem Sieg ist vor dem Sieg.“

Ganz ehrlich: Bist Du aufgeregt – vor Deinem letzten Rennen?

Noch nicht, aber das wird kommen. Bin vor dem Rennen immer angespannt, schalte in den Konzentrationsmodus. Und

der wird dieses Mal eventuell in den Nervositätsmodus umschwenken.

Seit ich in der Masterklasse fahre, habe ich nur zwei Mal nicht gewonnen. Und ich hab den großen Wunsch, das letzte

Rennen zu gewinnen – unbedingt. Aber ich habe auch starke Gegner, die das Maximum abfordern. In so einem Rennen

kann aber alles passieren, wie jeder Radsportler weiß. Das Material muss halten – und das wird es auch. Mein

STEVENS-Material hat mich die letzten 20 Jahre nie im Stich gelassen.

Und was wirst Du direkt nach dem Rennen machen?

Klein Machnow ist wie ein Wohnzimmer für mich, ich werde erstmal versuchen, die letzten Runden zu genießen. Und

dann werd´ ich weitersehen. Es kommen ja sehr viele Freunde aus Hamburg und auch aus Berlin.

Was wird mit dem Bike passieren, mit dem Du Dein letztes Rennen fährst? Ehrenpatz über´m Kamin? Oder wirst

Du es für einen guten Zweck versteigern?

Noch ist nicht geplant. Normalerweise wird ein Nachwuchsfahrer damit fahren, so machen wir das immer bei STEVENS.

Das Rad wird also direkt zur Nachwuchsförderung eingesetzt.

Gibt es noch etwas, das Du loswerden möchtest?

Ich möchte mich bei allen Sponsoren und Co-Sponsoren bedanken, die mir die Karriere ermöglicht haben:

Giro, Jeantex, Shimano und Continental. Und natürlich STEVENS mit Werner von Hacht, Wofgang von Hacht und

Volker Dohrmann. Vielen Dank!

Noch etwas?

Ja.

„Auf jedem Crossrad sitzt ein guter Typ.“ Und – wie man hier im Norden sagt: „tschüs.“

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