UCI Mountain Bike-Marathon Weltmeisterschaften 8. August 2010 in St. Wendel

Roel Paulissen fällt aus der Starliste, weil er wegen eines Dopingvergehens suspendiert ist.

Weltelite trifft auf Hobbyfahrer

 

St. Wendel. Nach acht Weltcup-Rennen sowie mehreren Europameisterschaften im Mountainbike ist St. Wendel reif für die offizielle Weltmeisterschaft Mountain Bike-Marathon am 8. August 2010. Dann trifft die Weltelite der Offroad-Szene mit all ihren Stars auf eine große Schar von Hobbyfahrern, die beim St. Wendeler Mountain Bike-Marathon an den Start gehen. 

Während die WM-Profis und die Lizenzfahrer nur auf der langen 107 km-Runde zugelassen sind, haben die Hobbyfahrer drei Strecken zur Auswahl:  

Marathon-Langdistanz über 107 km/2556 Höhenmeter, Marathon-Kurzdistanz über 52 km/1144 Höhenmeter und für Einsteiger  die Schnuppertour über 30 km/643 Höhenmeter. Die Langstrecke ist dabei so gestaltet, dass sie auch von gut trainierten Hobbyfahrern mit Spaß bewältigt werden kann. 

Die bekannt hohe Qualität der St. Wendeler Veranstaltung gibt es auch 2010 für noch weniger Startgeld.  Nur noch 28 Euro für das 107 km- und 52 km-Rennen und 15 Euro für die 30 km-Strecke sind zu zahlen. Bei Marathon-Weltmeisterschaften vermischt sich auch bei der achten Auflage in St. Wendel noch immer die Langstrecken-Szene mit den Bikern, die sich hauptsächlich auf Cross-Country konzentrieren. Im Marathonlager hat man indes längst begonnen auch Cross-Country-Rennen einzustreuen, um eine schnelle Startphase und Tempowechsel mitgehen zu können.

So sind die Favoriten weitaus schwerer zu bestimmen. Entsprechend spannend wird die Angelegenheit. 
Zu den Marathon-Cracks, die sich Hoffnungen auf eine Medaille machen können, zählt sicher Alban Lakata. Der Österreicher verfehlte 2009 in Graz den Titel wohl nur aufgrund eines Bremsdefekts, gewann aber trotzdem Silber. Dem Schweizer Marathonmeister Alexandre Moos und seinem Landsmann Urs Huber traut man ähnliches zu. Moos erklärt auf seiner Homepage den Titel sogar ganz offen zu seinem Ziel. Darüber hinaus gibt es im St. Wendel-Sieger von 2009, Lukas Buchli, und Andreas Kugler zwei weitere Schweizer, die an einem guten Tag ganz vorne mitmischen können.Wenn man sich schon im Marathonlager umsieht, muss man auch alle vier Fahrer vom Team Bulls nennen. Der Franzose Thomas Dietsch, Tim Böhme, Stefan Sahm und Karl Platt. Das zuletzt genannte Duo hat in diesem Jahr zum dritten Mal die Cape Epic für sich entschieden. Nach den Eindrücken im Frühjahr darf man Karl Platt vielleicht die größten Chancen einräumen, in St. Wendel vorne mit dabei zu sein.

Aus dem Cross-Country-Bereich gehört Christoph Sauser zu den Topfavoriten. Erstens ist der Schweizer 2007 in St. Wendel Marathon-Europameister und im gleichen Jahr auch Marathon-Weltmeister geworden und hat damit gezeigt, dass er auf dem Terrain im Saarland klar kommt. Zweitens bezeichnet sich Sauser selbst als „Diesel“, der über lange Zeit ein hohes Tempo fahren kann. WM-Gold, -Silber und -Bronze hat Sauser auf der Langstrecke schon gewonnen. Roel Paulissen ist indes der Erfolgreichste in dieser Disziplin. Der Belgier hat zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze geholt, obwohl er im Cross-Country zuhause ist. Der Titelverteidiger liebt allerdings, wie Sauser, eher lange steile Anstiege, das zackige Profil in St. Wendel kommt dem Wahl-Südtiroler nicht so sehr entgegen. Damit kann Ralph Näf schon mehr anfangen. Der Schweizer war 2006 Marathon-Weltmeister und wird auch am 8. August die Medaillen wieder ins Visier nehmen.

Wenn an diesem Tag abgerechnet wird, dann könnte auch der Südafrikaner Burry Stander auf den Notizblöcken stehen und sei es denn nur, um seinen Teamkollegen Sauser zu unterstützen. Das Duo hat schon mehrfach die MTB-Etappenfahrt Cape Epic bestritten und etliche Etappenerfolge auf der Langstrecke erzielt.

Deutsche Hoffnungen sind durchaus berechtigt. Neben Karl Platt wird mit Wolfram Kurschat ein weiterer Wahl-Pfälzer in den Gedankenspielen der Konkurrenz eine bedeutende Rolle einnehmen. Die unbändige Kraft von Kurschat wurde 2009 nur durch technisch schwierige Abfahrten gebremst. Die Strecke in St. Wendel wird er sich indes vorher genauer anschauen und wenn er ohne Defekt durchkommt, dann ist alles möglich. An einem guten Tag könnten auch Moritz Milatz und der amtierende Deutsche Marathonmeister Jochen Käß eine gute Rolle spielen. Zur Erinnerung: Milatz erreichte 2007 bei der Marathon-EM in St. Wendel mit Bronze seinen ersten internationalen Erfolg. 

Sabine Spitz will bei den Frauen ganz nach oben

Im Lager der Damen darf man getrost eine Deutsche ganz oben auf die Liste setzen. Sabine Spitz hat die Marathon-WM und damit die Titelverteidigung zu ihrem ersten Saisonhöhepunkt erklärt. Die Olympiasiegerin ist erst Ende Mai in die Wettkampfsaison eingestiegen, nachdem sie im Winter zwei Operationen über sich ergehen lassen musste und dann auch noch mit einem länger dauernden Infekt zu kämpfen hatte. „In St. Wendel will ich wieder topfit sein“, sagt Spitz, die ja im Saarland 2007 den Marathon-EM-Titel ergatterte und acht Monate später an Ort und Stelle 2008 auch noch Europameisterin im Cross-Country wurde. Auch Gunn-Rita Dahle will nach der Geburt ihres Sohnes wieder um den Titel mit fahren. Viermal hat die Norwegerin das Regenbogenjersey auf der Langdistanz bereits überstreifen dürfen. Die Polin Maja Wloszczowska, ihres Zeichens olympische Silbermedaillengewinnerin und erste Marathon-Weltmeisterin überhaupt (2003), gehört zu den heißesten Anwärterinnen auf eine Medaille. Um das olympische Podium von Peking komplett zu machen, sei hier noch die amtierende Cross-Country-Weltmeisterin Irina Kalentieva genannt. Die Russin war 2004 auch schon Vizeweltmeisterin auf der Langstrecke. 

Machen wir den Schwenk auf die Marathon-Spezialistinnen. Petra Henzi ist zu einer geworden, weil sie 2010 ihre Cross-Country-Karriere beendet hat. Dagegen sorgt ihre Landsfrau Esther Süss inzwischen auch auf der kürzeren Distanz für Furore. Die Späteinsteigerin hat 2009 in Graz ganz knapp hinter Spitz Silber gewonnen und wenn sie den Spieß in diesem Jahr umdrehen würde, wäre das keine Überraschung. Auch die Slowenin Blaza Klemencic hat ihre Aktivitäten mehr und mehr auf die olympische Distanz verlagert. Das macht sie als Marathonbikerin aber noch gefährlicher. Zum Kreis der Marathonfavortinnen gehören aber auch Erika Dicht aus der Schweiz, die Finnin Pia Sundstedt und schließlich Elisabeth Brandau aus Schönaich. 

Zeitplan der Rennen:

Sonntag - 08.08.2010

09.00               Start Frauen UCI MTB Marathon World Championships 107 km
09.45               Start Männer UCI MTB Marathon World Championships 107 km

09.50               Start 107 km Hobby – Int. St. Wendeler MTB-Marathon

10.00               Start 52 km Hobby – Int. St. Wendeler MTB-Marathon

10.10               Start 30 km Hobby – Int. St. Wendeler MTB-Marathon 

Online-Anmeldung unter www.sankt-wendel.de