Schlammiges aus Unterfranken

 

heute ist ein guter tag um die knochen zu nummerieren ...

 

okay. ich lebe noch.

gestern dachte ich phasenweise ich sterbe oder so. es war so ein schöner tag, ich hätte wunderbar ein wenig auf den radwegen entlang der flandrischen kanäle radel könne, mal über ein brückchen oder nen deich hoch. nein, diese drecks pflasterstraßen mußten es sein. wenn sie wenigstens eben gewesen wären. bis zu 20 % steigung. und nur irre um mich herum.

dabei begann alles so schön. irgendwas um die 25 km roullerte es ein wenig wellig dahin. dann gab es was zu essen. dann ging es ein bischen mehr auf und ab und auch mal holprig. aber dann gab es wieder was zu essen.

dann zeigten die menschen mit der lustigen sprache was sie wirklich meinen wenn sie an radfaahn denken. zu 150zigst oder so kommen wir lustig den asphaltierten wirtschaftsweg daher gerollt welcher dann einen 90 grad haken in ein wäldchen schlägt. die vorahnung läßt mich ans unterrohr greifen und die kette richtung kleine gänge werfen. rum ums eck und die ganze sch.. äh pracht offenbart sich. schön feucht im schatten liegt liegt die erste heling in form einer schiefen ebene vor mir. es knattert und kracht ringsum, ketten springen, reifen rutschen. die ganze meute keucht in den buckel hinein, vorderrad an hinterrad und vorderrad an hinterrad, lenker an lenker. es geht so bis zwei radlängen vor mir ein seltsammes scheppern einsetzt. zu dritt kippen sie in die absperrung, allgemeines geschrei. alle stehen. alle stehen. alle gehen. ein paar schaffen es wieder in den sattel.

"wenn du schneller laufen kannst als fahren, laufe". von der vega. zwei schritte vor, einer zurück. ich pack mein rad auf die schulter und spezialisiere mich auf schnelle tippelschritte. ehe der schuh merkt daß er rutscht stehe ich schon auf dem anderen. so gehts und ich mache ein paar mann gut.

oben ists als wäre nichts gewesen. liebliche wellen, ne schöne abfahrt und dann da vorne links ab.

ab ins pavé. erzähle mir keiner stahlrahmen wären weich. geschmeidige klassisch laufräder, voluminöse 25er pneus. ha ! okay die blechbüxen und carbonhobel um mich herum knattern teilweise übel. stahl leidet leiser. wenn du stehst und sie fahren an dir vorüber hörst du die speichen knacken (!).

so läuft das und ca. bei km 100 frage ich mich warum ich mir das antue. "du wolltest es wissen". wäre ich don camillo würde ich sagen "sieh her herr, ich habe dich gefragt und du hast mir 100 wunderbare kilometer gegeben und ich habe verstanden. gib mir eine andere aufgabe"

ich wäre kein guter schlecht-glauber wäre ich an jenem café an der straßenecke unverrichteter dinge vorüber gezogen. das fietsen an den eingang gelehnt, und in gedenk an füxins dopingtip einen café und eine cola geordert. was dort andere leidensgenossen ebenfalls beherzigten.

nagut. die brause die ich sonst verneide blähte mir den magen, derweil meine gedanken sich darum drehten was ich am nächsten pavé tun würde. ich werde, au kaka, lenker festhalten, schnell noch nen gang reinfingern treten treten treten und wo's auch immer nur geht auf die crosserspur ausweichen und im schlömps netlang des pflasters fahren. es klappt nicht immer, eigentlich nur manchmal. öfter stehen auf der glatten spur am rande die gebrochenen helden, vermutlich im stillen zwiegespräch mit dem herren.

ich komme mit der frage was tun nicht wirklich weiter. erst als ich wieder einmal in ein pavé einbiege fahre ich hinter die nächste mauer am feldesrand, hänge das rad in den zaun und hol mir den helm vom kopf und die kippen aus dem trikot. f*** die bitch, was hab ich die schnauze voll. ich leg diese beine in den acker und denke & fühle nix oder so. als ein paar meter weiter sich noch einer in die grasnarbe legt komme ich wieder so etwa zu mir. hilft alles nix, ein kleiner plausch, helm auf den kopf und luft aus den reifen und ab aufs pavé.

in den helingen wiederholt sich das spektakel. mal liegt quer einer in der gasse, rechts und links wird geschoben und in der mitte brüllen die letzten fahrenden sich durch. ich schiebe nicht, ich trage. erhobenen hauptes und nutze die freie wand um die ausgebremsten letzten kämpfer kurz vor dem stillstand anzuschieben. kurz vor der kuppe steige ich wieder aufs rad und gebe in der videozone alles damit klar wird, daß ich 24 stunden vorsprung auf boonen & cancellara herausgefahren habe. der frühe vogel hat dicke augen oder so ...

an der muur ist die hölle los, dicht stehen die zuschauer und feuern an. jetzt zeigt sich die qualität meines verwendeten klassikers. anerkennend und verständnisvoll werde ich ermutigt das alte rad weiter nach oben zu tragen. auch das cx-sport trikot mit dem tragenden radler hintenauf ist die gute wahl. "das ist ein ciclocrosser, der trägt .... go go go".

die letzte rampe nach oben gebe ich alles im sattel und meine kette sucht hinten nach einem noch größeren ritzel. das findet sie aber zwischen kasette und speichen nicht. dafür aber festen halt. oben drehe ich nach rechts in die wiese, mach die kette raus samt hinterrad und würge und würge. bis eine frau mich anspricht und meint auf der anderen seite sei doch der shimano servicepunkt. das hatte ich in meinem fieber nicht wahrgenommen obwohl eigentlich nicht zu übersehen ...

ja, sagt der shimano mann, sowas altes hab ich nicht da. sowas geht nicht mehr. ich sag ihm, ich hab nur so altes zeug und wenns dafür kein passendes werkzeug gibt (die kasette hätte sauberer weise leicht gelöst werden müssen) dann gibt es doch gewalt und er mäge mir einen großen shimanoschrauberzieher reichen damit ich das campagnolo chain massacre beenden könne. der alte kram läuft im gegensatz zum neuen auch noch nach gewaltanwendung. gesagt getan. noch 10 km zum ziel ...

... sind die schönsten. keiner wird mich jetzt mehr stoppen, keiner halunkige helinge, kein fieses pavé und wenn dann bin ich jenseits jeglicher wahrnehmung. kein mucks mehr von knapp über dem linken knie wo ich zeitweise krampfandrohungen erhielt (seit wann sind da muskeln?) kein ziehen meht im rücken, wider erwarten sind keine muskeln von den knochen abgefallen trotz übelstem gerupfe auf dem pavé. ich greife in den unterlenker und gebe mir einen heroischen blowout auf dem kleinen ritzel. offengestanden hätte ich für jetzt keine körner mehr im reservoir vermutet.

mut der verzweiflung ist es keiner eher die volle dröhnung des körpersaftes gepaart mit dem geist die ronde doch halbwegs würdig zu enden.

halbwegs - nein mit stolz erfüllter brust. noch eine ehrenrunde durch ninove und dann auf den großen zielplatz mit pommes und bier.

bier, jawoll bier. ich trinke eines, möglicherweise das beste meines lebens und bin auf der stelle besoffen. wo gehsen hie su dusche ?

in der turnhalle stehen die stühle in reihen. ciclista mühen sich die schuhe von den füßen zu bekommen, andre laufen nackt mit dem handtuch herum, aus einer ecke ertönt geschrei. ein tank tank heißes wasser, einer mit kaltem, dazu große plastikeimer im zelt mit dem holzboden und den stühlen in der mitte. einer kniet vor seinem eimer und wäscht sich. mehr geht nicht mehr. algemeine überlebensfreude, kalte eimerladungen fliegen durch das zelt. alles helden ;-)

they did it.

i did it !

 

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