Phillipp Walslebens Resumé der Belgienrundfahrt

1. Etappe 

Das Rennen begann also mit dem ersten Abschnitt am vorigen Mittwoch, wobei zum Anfang eine verhältnismäßig kurze Strecke von 156 km auf dem Programm stand, was allerdings sehr von Vorteil war, da es fast ununterbrochen regnete.

So standen wie direkt zum Beginn der Rundfahrt wieder vor der Frage: Mit Regenjacke starten oder nicht? Natürlich scheint es logisch, sich dem Niederschlag entsprechend zu kleiden, jedoch wird es in diesen Regenjacken ziemlich schnell sehr warm, wenn der Puls längere Zeit über 160 ist, womit man zu Beginn solcher Flachetappen immer rechnen muss. Ich entschied mich also gegen die Regenjacke, fand mich dabei am Start in guter Gesellschaft wieder und dementsprechend vergingen auch die ersten 50km in einer knappen Stunde wie im Flug. Der Rest der Etappe war dann gleichbleibend nass, aber weniger spektakulär, da allen klar war, dass es doch zum Sprint kommen würde. Diesen schaute ich mir dann nach alter Gewohnheit aus Sicherheitsgründen von hinten an. Leider musste ich dabei unter anderem zwei gestürzte Teamkollegen umrunden, denen aber glücklicherweise bis auf Schürfwunden nichts weiter fehlte.

2./3. Etappe 

Auch die zwei folgenden Etappen verliefen nach dem bekannten Schema. Eine drei bis fünf Fahrer starke Ausreißergruppe wurde fahren gelassen, woraufhin sich die Sprinterteams den Rest der Etappe damit beschäftigten, die Gruppe so kurz wie möglich vor dem Ziel wieder einzuholen.

Ich versuchte auch sporadisch, mich in so einer Gruppe zu platzieren, was jedoch nicht klappte.

Dazu gehört immer ein wenig Glück und die Fähigkeit für ein paar Kilometer ein paar ziemlich knackige Führungen deutlich über der 50km/h Grenze zu fahren. Dazu war ich noch nicht ausreichend in der Lage, womit sich die Etappen aus meiner Sicht wieder relativ einseitig entwickelten. Unwillkommene Abwechslung war dabei leider der Massensturz am Ende der dritten Etappe, dem ich durch meinen Sicherheitsabstand komfortabel ausweichen konnte, was jedoch leider meinem Teamkollegen Radomir Simunek nicht gelang. Er stürzte damit zum zweiten Mal in drei Tagen. Zwar beschränkten sich die Verletzungen wieder auf Schürfwunden, da das Ganze aber bei Tempo 70 passierte, waren diese so tief, das Radomir das Rennen verließ.

4. Etappe 

Im darauffolgenden Zeitfahren, ging ich mit dem Vorhaben an den Start, alles zu geben, wusste aber, dass es nicht zu einer sehr guten Platzierung reichen würde, da meine Formkurve und vor allem die Trainingsstunden (zwei) auf dem Zeitfahrrad dafür nicht ausreichen würden. Ich wurde 57. mit einem Rückstand von 1.22 min auf den Sieger Domininque Cornu und war vor allem mit meinem Gefühl auf dem Rad, aber auch mit dem Ergebnis zufrieden.

5. Etappe 

Auf der letzten, schweren, 176km langen Bergetappe hatte ich mir dafür etwas mehr vorgenommen. Diese Etappe hatten wir mit dem Team bereits vor einigen Wochen besichtigt, was sich im Rennen als Vorteil herausstellte. Das lässt sich nicht an bestimmten Situationen beschreiben, aber man kennt dadurch einfach die Stellen, auf die es ankommt und weiß, wann man es wiederum etwas ruhiger angehen lassen kann. Somit war klar, das die Zielrunde mit drei „Hellingen“ den schwersten Teil der Strecke darstellte. Und da diese auch am Start der Etappe einmal gefahren wurde, glich die erste Dreiviertelstunde eher einem Crossrennen. Danach hatte sich wieder die übliche Gruppe vom Feld abgesetzt und es wurde etwas ruhiger. Bis wir nun das nächste Mal die Zielrunde erreichten verlief das Rennen relativ unspektakulär. Zwar fuhren wir dabei auch beispielsweise über die La Redoute. Da das jedoch mit 80km noch etwas weit vom Ziel entfernt war, hielten dort alle Favoriten ihre Beine still. Wie erwartet wurde dann beim Erreichen der Zielrunde auf der Bois La Dame durch Philipp Gilbert das Finale eingeläutet. Nun war das Sparen vorbei und es galt, nur noch so schnell wie möglich zu fahren. Ich merkte, dass ich gute Beine hatte und relativ weit vorn mitfahren konnte. Die folgenden Kilometer kann man nur durch den Begriff „richtig Radrennen“ zusammenfassen. Fahrer attackierten, fielen zurück, hatten Materialpech. Als die letzte Runde, also die letzen 22km begannen, befand ich mich in einer fünfköpfigen Spitzengruppe mit unter anderen Stijn Devolder und Oscar Freire. Am darauffolgenden Berg fuhr Stijn Devolder dann schätzungsweise einen halben km/h zu schnell für mich, wodurch ich ihn und Ben Hermans ziehen lassen musste und die letzen 19 km und 2 Berge zu zweit mit Oscar Freire bewältigte. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich auch auf den flachen Abschnitten das Tempo hochhalten, wodurch es uns gelang, relativ lange vor der Verfolgergruppe mit Cornu und Gilbert zu bleiben. Diese holten uns dann aber 3 km vor dem Ziel doch ein und es kam zum Sprint um den dritten Platz. Philippe Gilbert gewann ihn, ich wurde sechster.Natürlich war ich damit sehr zufrieden und erfreut über meine guten Beine.Durch das vernünftige Zeitfahren konnte ich noch 15. im Gesamtklassement werden.

Nun heißt es ein wenig ausruhen und extensiv trainieren, bis wir dann am Sonntag zum Circuito Montanes in Spanien aufbrechen, einem achttägigen Etappenrennen mit sehr vielen Anstiegen, was mir natürlich entgegenkommt.

Ich werde berichten! 

Walze 

Foto : Armin W. Küstenbrück

 

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