MTB Weltcup U23

U23: Mitterwallner und Woods siegen im Bullentäle – David List starker Zweiter, Blanka Vas dritte.



Mona Mitterwallner und Carter Woods haben am Samstagnachmittag den U23-Weltcup im Bullentäle jeweils für sich entschieden. Während die Österreicherin Mitterwallner souverän ihren ersten World Cup gewinnen konnte, war es bei den Herren spannend bis zum Schluss: Erst am letzten Anstieg setzte sich der Kanadier Woods von der Konkurrenz ab und feierte ebenfalls seinen ersten Sieg im Rahmen der Weltserie. Der deutsche U23-Meister David List wurde Zweiter.
U23-Damen: Mitterwallner wird Favoritenrolle gerecht
Mona Mitterwallner galt im Vorfeld des Weltcupauftakts in Albstadt als große Favoritin und die junge Österreicherin wurde dieser Rolle auch absolut gerecht. Mit 2:38 Minuten Vorsprung triumphierte sie vor der Dänin Caroline Bohé. Dritte wurde Blanka Vas vor der besten deutschen Fahrerin, Leonie Daubermann, die Vierte wurde.
Die Startposition von Mona Mitterwallner war indes alles andere als eine Steilvorlage für ihren ersten Weltcupsieg in der U23: Die Fahrerin des Teams Trek-Vaude ging mit Startnummer 53 ins Rennen und musste sich dementsprechend erstmal durchs Feld pflügen. Da die letztjährige Juniorenweltmeisterin erst in diesem Jahr in die U23-Klasse aufgestiegen ist, fehlen ihr im Vergleich zur älteren Konkurrenz einige Weltranglistenpunkte, weshalb sie mit einem Startplatz weit hinten Vorlieb nehmen musste.
Dass dies ein größeres Handicap sein könnte, galt jedoch auch im Vorfeld als fast komplett ausgeschlossen – zu stark waren die Ergebnisse der 19-Jährigen in der nahen Vergangenheit. Erst letzte Woche triumphierte sie beim Swiss Bike Cup in der Eliteklasse vor Kate Courtney und Pauline Ferrand-Prévot. Und so kam es, wie es kommen musste: Mitterwallner konnte noch in der Startrunde zur führenden Caroline Bohé aufschließen, ging direkt an der Dänin vorbei und fuhr von nun an ein einsames Rennen an der Spitze.
„Meine Startposition war nicht die allerbeste, deswegen war es mein Ziel so schnell wie möglich nach vorne zu kommen. Ich habe gewusst, dass mir der Kurs ganz gut liegt und nach den letzten Rennen meine Form sehr gut ist“, gab die Österreicherin im Ziel zu Protokoll. Danach habe sie ihren „eigenen Rhythmus durchgezogen. Ich bin mega happy, dass das genauso aufgegangen ist wie ich es mir vorgestellt habe.“
Auf der zweiten Position drehte Bohé, genauso alleine wie Mitterwallner an der Spitze, ihre Runden, sodass ihr erstes Weltcuppodium zu keiner Zeit in Gefahr war. „Ich hatte einen wirklich guten Start aus der ersten Startreihe heraus und wollte dann mein eigenes Tempo fahren. Ich wusste, dass Mona superstark sein würde und eigentlich war mir klar, dass sie sehr schnell bei mir ist. Als sie mich eingeholt hatte, habe ich versucht zu folgen, aber ich habe recht schnell gemerkt, dass ich das hohe Tempo das gesamte Rennen nicht durchhalten kann. Dann habe ich meinen eigenen Rhythmus gefunden und habe probiert ein ‚smartes‘ Rennen zu fahren. Insgesamt bin ich sehr glücklich, das war mein erstes Podium in einem U23-Weltcuprennen.“
Dritte wurde Blanka Vas, die zwar dauerhaft den dritten Podestplatz innehatte, um diesen aber auch ganz schön kämpfen musste. Vor allem eingangs der letzten Runde schien die Ungarin schon von Leonie Daubermann eingeholt zu sein, doch Vas konterte und schüttelte die Deutsche im finalen Umlauf wieder ab. „Während des Rennens hatte ich zur Hälfte ein kleines Loch, sodass Leonie aufschließen konnte. Ich habe mich dann in ihren Windschatten gehängt und auf der Start-Zielgeraden einige Körner gespart. Diese konnte ich dann in der letzten Runde nutzen und davon fahren“, legte die 20-Jähige ihre Taktik offen.
Leonie Daubermann blieb am Ende nur der undankbare vierte Platz, über den die Stevens-Fahrerin aber gar nicht sonderlich traurig war. „Am Start gab es einige Stürze, das hat mich am Anfang richtig weit zurückgeworfen. Dann hatte ich ein super gutes Rennen und es ging eigentlich nur nach vorne. Deswegen ist es keine Schande, dass ich den dritten Platz in der letzten Runde nicht mehr einfahren konnte. Ich bin einfach sehr glücklich, dass alles so gut geklappt hat“, erklärte Daubermann, die sich im Herbst noch einer Schulter-OP unterziehen musste und rechtzeitig zum Weltcupauftakt in Top-Form am Start stand.
U23-Herren: Carter Woods mit taktischer Meisterleistung zum Sieg
Der Kanadier Carter Woods hat den ersten U23-Weltcup des Jahres für sich entschieden. In einem äußerst spannenden Rennen verwies er David List und Simone Avondetto auf die Plätze zwei und drei. Der deutsche Juniorenweltmeister des Vorjahres, Lennart-Jan Krayer, wurde 25.
Das U23-Rennen der Herren lieferte einen Vorgeschmack auf das was uns morgen in den Elite-Rennen im Bullentäle erwarten könnte. Etliche Top-Fahrer auf einem ähnlich starken Niveau sorgten für den spannendsten Rennverlauf des Tages. Gleich in der Startrunde bildetet sich eine circa zehn Mann-starke Spitzengruppe, die im Kern bis zum allerletzten Anstieg auch zusammenblieb. Zwar fiel hier und da der eine oder andere Fahrer aus der Führung heraus, dafür rückten andere schnell wieder nach.
Vor allem David List und Joel Roth zeigten sich immer wieder an der Spitze des Feldes und kontrollierten das Tempo. Der spätere Sieger Carter Woods hielt sich taktisch erst einmal zurück und streckte seine Nase nur äußerst selten in den Wind. „Ich glaube taktisch keine Fehler gemacht zu haben. Bereits in der zweiten Runde habe ich gemerkt, dass meine Beine heute nicht die besten sind. Deshalb wollte ich viel von vorne fahren und fuhr dann am Schluss einfach alles was ging“, berichtete Joel Roth in der Mixed Zone als er auf den hohen Anteil seiner Führungsarbeit angesprochen wurde.
In die letzten Runde gingen dann fünf Fahrer gemeinsam: Roth an der Spitze, List dahinter – Woods blieb auf der windanfälligen Start-Zielgeraden an vierter Position. Im ersten längeren Anstieg des finalen Umlaufs musste dann der junge US-Amerikaner Riley Amos als erstes die Segel streichen, sodass aus dem Fünfkampf nun ein Vierkampf wurde. Und der letzte Berg sollte dann die Entscheidung bringen. Roth ging als erstes in den Uphill und Woods setzte aus der dritten Position eine äußerst starke Attacke, die kein anderer Fahrer kontern konnte. Der Kanadier krönte die taktische Meisterleistung mit seinem ersten World Cup-Sieg.

„In den letzten Wochen hatte ich ein paar richtig gute Finishes und mit diesem Selbstvertrauen habe ich dann im letzten Anstieg alles in die Waagschale geworfen“, zeigte sich der 20-Jährige mit seinem Rennen hochzufrieden. „Während des Rennens wollte ich immer etwas Kraft sparen, habe auch in den engen Kehren am Anstieg immer kleine Lücken gelassen, damit ich nicht zu sehr ausgebremst wurde. Ich bin super happy, der Sieg bedeutet mir sehr viel.“
Auf Rang zwei landete der deutsche Meister David List, der nur um sechs Sekunden den zweiten deutschen Weltcupsieg im Bullentäle – nach Markus Schulte-Lünzum 2013 – verpasste. Doch der Lexware-Fahrer war keineswegs enttäuscht über sein Resultat: „Ich bin super happy und super zufrieden. Es lief wirklich top für mich, genauso wie ich es mir vorgenommen habe. Ich wollte mich immer an der Spitze des Feldes platzieren, dass man zu jedem Zeitpunkt reagieren kann. Wenn ich an die Spitze gegangen bin, habe ich nie so richtig viel Energie verschwendet“, gab List seine Taktik preis. „Zum Schluss bin ich als Zweiter in den letzten Anstieg hineingefahren und als dann Woods attackiert hat, konnte ich zunächst auch dranbleiben. Ich habe dann aber oben raus ein paar Meter verloren und konnte so nicht mehr um den Sieg kämpfen“, schilderte der 21-Jährige die rennentscheidende Situation und fügte an: „Das war mein bisher bestes Ergebnis im Weltcup, der Rest der Saison kann kommen.“
Dritter wurde der Italiener Simone Avondetto, der Joel Roth auf den vierten Rang verwies.
Lennart-Jan Krayer belegte in seinem ersten U23-Weltcup einen zufriedenstellenden 25. Rang. „Mein Ziel war es unter die ersten 30 zu fahren, dementsprechend bin ich schon zufrieden mit meinem Rennen. Die anderen Fahrer, die mit mir aus der Juniorenklasse in die U23-Kategorie aufgestiegen sind, konnten teilweise Top 20 fahren, da möchte ich bald auch hin. Das war heute eine gute Standortbestimmung und mit den weiteren Rennen geht es bestimmt noch einen Schritt nach vorne“, zeigte sich der Junioren-Weltmeister des Jahres 2020 zuversichtlich.