Bike-Fieber im Albstädter Bullentäle - der Favoritencheck!

 

Der Countdown läuft! Vom 6. - 8. Mai 2022 geht der UCI Mountain Bike Weltcup in seine neunte Auflage im Albstädter Bullentäle. Nach einer langen Durstrecke von zwei Jahren ohne Zuschauerinnen und Zuschauer an der Rennstrecke werden in diesem Jahr wieder tausende Zuschauer auf der schwäbischen Alb erwartet, welche das Bullentälle zum berühmt-berüchtigten Hexenkessel werden lassen. Es werden einmal mehr die schnellsten Mountainbiker*innen der Eliteklassen begrüßt, die in der Short Track- und der Cross-Country-Disziplin um Weltcuppunkte kämpfen. Darüber hinaus werden die Nachwuchsklassen der U23- und Juniorenkategorie ebenfalls im Albstädter Bullentäle die schnellsten ihrer Zunft suchen.

Die Erfolge von Kate Courtney und Mathias Flückiger aus dem Jahr 2019 sind die letzten Erinnerungen an ein prall gefülltes Albstädter Bullentäle mit tausenden Zuschauern: Nach fast dreijähriger Corona-bedingter Zwangspause kehren die Mountainbike-Fans in das Bike-Mekka Deutschlands zurück und begrüßen im “Bullentäle” im Albstädter Ortsteil Tailfingen ohne jegliche Einschränkungen die weltbesten Mountainbikerinnen und Mountainbiker. Der UCI Mountain Bike Weltcup geht dabei in Albstadt in seine zweite Runde, bereits vor rund einem Monat reiste der Weltcuptross ins brasilianische Petropolis für den ersten Lauf.

Die Kräfteverhältnisse vor der ersten heißen Phase der Mountainbikesaison mit den direkt aufeinanderfolgenden Weltcupwochenenden in Albstadt und im tschechischen Nove Mesto sind somit nicht gänzlich unbekannt, nichtsdestotrotz dürften angesichts des immer noch frühen Zeitpunkts der Saison auch unbekannte Gesichter in Albstadt überraschen. In der Eliteklasse werden wie bereits 2018, 2019 und 2021 im Bullentäle Wettkämpfe in der Short Track- und Cross-Country-Disziplin durchgeführt, welche die Highlights der beiden Renntage Freitag (Short Track) und Sonntag (Cross-Country) darstellen. Die Nachwuchsklassen der U23- und Juniorenkategorie stehen hingegen am Samstag im Fokus: In beiden Kategorien werden lediglich Cross-Country-Wettbewerbe auf der ganzen Runde im Bullentäle durchgeführt, in der U23-Klasse ebenfalls im Rahmen der Weltcupserie, bei den Junioren in der eigenen Junior World Series.

Unklare Favorit*innen-Rollen in der Short Track-Disziplin

Die kurze 20-minütige Short Track-Disziplin wird auch in diesem Jahr das Weltcupwochenende in Albstadt am Freitagabend einläuten.  

Auf der verkürzten Runde am Fuße des Bullentäles ist einmal mehr Spannung bis auf die letzten Meter garantiert, in den vergangenen Jahren waren stets Sprint-Entscheidungen an der Tagesordnung. Dabei werden vor allem im Herrenfeld einige Protagonisten aus den vergangenen Jahren in Albstadt dieses Mal nicht mit von der Partie sein: Mathieu van der Poel, Sieger aller drei bisher durchgeführten Short Track-Rennen in Albstadt wird nicht am Start stehen.

Dementsprechend wird es im Feld der Herren in jedem Fall einen neuen Sieger in der Historie der Short Track-Disziplin in Albstadt geben: Mögliche Favoriten dafür sind der Sieger des ersten Short Track-Weltcuprennens Alan Hatherly aus Südafrika, Superstar Nino Schurter aus der Schweiz oder der letztjährige Albstadt-Sieger in der Cross-Country-Disziplin Victor Koretzky. Außerdem scheint es aktuell so, als würde in Albstadt auch Tom Pidcock, der Mountainbike-Olympiasieger aus dem vergangenen Jahr und amtierender Weltmeister in der Cyclocross-Disziplin am Start stehen. Im Vorjahr durfte der Brite aufgrund seiner schlechten Platzierung in der Weltrangliste nicht im Short Track in Albstadt am Start stehen, dafür überzeugte er im folgenden Cross-Country-Rennen mit einer Aufholjagd bis auf Platz fünf umso mehr. Sollte Pidcock im Short Track starten, gilt er ohne Zweifel aufgrund seiner Stärke im Sprint als Favorit auf den Sieg.

Im Feld der Damen konnten in der Vergangenheit in Albstadt die Dänin Annika Langvad, die Amerikanerin Kate Courtney und zuletzt die Französin Pauline Ferrand-Prévot zum Sieg im Short Track fahren. Während Langvad inzwischen nicht mehr aktiv im Weltcupzirkus dabei ist, dürfte Courtney und insbesondere Ferrand-Prévot auch in diesem Jahr zum engeren Favoritenkreis im Short Track zählen. Die sehr taktisch geprägte Short Track-Disziplin erlaubt jedoch auch viele Überraschungen und unbekannte Gesichter auf dem Podium - Spannung ist also garantiert!

Newcomerinnen vs. Top-Stars im Cross-Country-Feld der Damen

Nicht nur in der Short Track-Disziplin, auch in den folgenden Cross-Country-Rennen sind die Rollen der Favoritinnen und Favoriten nicht eindeutig verteilt. Sowohl in der Damen- als auch in der Herrenkonkurrenz können verschiedenste Athlet*innen aufs Podium fahren. In der weiblichen Eliteklasse könnte es dabei zu einem spannenden Kampf zwischen den etablierten Top-Stars der Szene wie Olympiasiegerin Jolanda Neff und einigen Newcomerinnen des ersten Weltcuplaufs im brasilianischen Petropolis kommen.

In Brasilien sicherte sich Australierin Rebecca McConnell den ersten Weltcuperfolg ihrer Karriere, unmittelbar dahinter folgte die Niederländerin Anne Terpstra. Beide Fahrerinnen sind bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil der internationalen Weltspitze, standen jedoch bisher oft im Schatten anderer Top-Fahrerinnen.  

Dabei profitierten Terpstra und McConnell in Petropolis auch davon, dass die Olympiasiegerin des Vorjahres, Jolanda Neff (Schweiz), und die amtierende Weltmeisterin, Evie Richards (Großbritannien), krankheitsbedingt im Cross-Country-Rennen passen mussten. Sowohl Neff als auch Richards präsentierten sich bei verschiedensten Vorbereitungsrennen der Saison in bestechender Verfassung und dürften somit im Albstädter Bullentäle eine entscheidende Rolle spielen.

Darüber hinaus steht ein französischer Doppelpack und ein österreichisches Supertalent bestehend aus der Albstadt-Vorjahressiegerin Loana Lecomte, der Ex-Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot und der U23-Weltmeisterin Mona Mitterwallner auf der Favoritinnenliste ganz oben: Lecomte dominierte in der vergangenen Saison den ersten Teil der Weltcupsaison nach Belieben und siegte bei den ersten vier Rennen der Serie. Dabei dürfte vielen Szenekennern der Auftritt Lecomtes im Albstädter Bullentäle besonders in Erinnerung sein, bei welchem die 22-jährige Französin vom Start weg der Konkurrenz enteilte und souverän gewann.

Die zweite französische Fahrerin mit Siegambitionen im Albstädter Starterfeld, Pauline Ferrand-Prévot, hat ebenfalls bereits Siegesluft im Bullentäle geschnuppert: 2015 triumphierte sie in ähnlich dominanter Art und Weise wie Lecomte im vergangenen Jahr. Auch sieben Jahre später ist Ferrand-Prévot immer noch eine der prägenden Figuren im Mountainbikesport, was sie mit dem Sieg beim prestigeträchtigen Cape Epic zu Beginn des Jahres unterstreichen konnte. Mona Mitterwallner startet indes in Albstadt erst zum zweiten Mal im Feld eines Elite-Weltcups: Die 20-jährige Österreicherin überraschte in der vergangenen Saison mit einer herausragenden Bilanz in der U23-Klasse mit Siegen bei allen durchgeführten Weltcuprennen. Nun steigt sie freiwillig vorzeitig in die Eliteklasse auf und will den etablierten Kräften das Leben schwer machen, ein Vorbereitungsrennen im österreichischen Haiming am vergangenen Wochenende konnte sie bereits für sich entscheiden.

Die deutschen Hoffnungen auf ein Top-Resultat im Damenfeld liegen in diesem Jahr erstmalig seit vielen Jahren auf mehrere Schultern verteilt: Neben Lokalmatadorin Ronja Eibl, die sich vor allem auf die Rückkehr der Zuschauer freut und ohne explizite Ziele ins Rennen geht, zeigten sich in jüngster Vergangenheit die Wahl-Freiburgerin Nina Benz, die amtierende deutsche Meisterin, Leonie Daubermann und die Allgäuerin Nadine Rieder in guter Verfassung. Für alle vier dürfte der Schritt hin zum erweiterten Podium der besten fünf Fahrerinnen zu weit sein, mit etwas Glück könnte ihnen jedoch der Sprung unter die besten zehn Fahrerinnen gelingen.

Schurter auf dem Weg zum alleinigen Weltcup-Rekord?

Mit seinem 33. Weltcupsieg im brasilianischen Petropolis hievte sich der neunfache Weltmeister Nino Schurter im Olymp der größten Mountainbiker aller Zeiten eine weitere Stufe nach oben: Mit diesem Erfolg zog Schurter in der Anzahl an gewonnen Rennen in der Historie des Mountainbike-Weltcups gleich mit Julien Absalon, der 2016 seinen letzten und 33. Weltcuperfolg einfahren konnte. Folgt nun beim zweiten Weltcuplauf des Jahres 2022 die Nummer 34 für Schurter und somit der alleinige Rekord in puncto Weltcup-Erfolge?

Dass dies keineswegs zum Selbstläufer wird, konnte man bereits in Petropolis bei Schurters 33. Weltcuperfolg beobachten: Erst auf den allerletzten Metern schnappte Schnurter dem Franzosen Maxime Marotte dort den Sieg vor der Nase weg. Im Allgemeinen dürfte die Konkurrenz im Herrenfeld, bestehend aus einigen etablierten Kräften wie beispielsweise dem damaligen Zweitplatzierten Marotte und jungen Talenten dürfte auch in Albstadt Schurter das Leben schwer machen – insbesondere im Kontext dessen, dass Schurter auf der steilen Strecke in Albstadt in der Vergangenheit schon häufiger mehr Mühe hatte als an anderen Orten. Zu den jungen Talenten mit Chancen auf einen Erfolg im Bullentäle gehören unter anderem Fahrer wie der Rumäne Vlad Dascalu, der Südafrikaner Alan Hatherly oder der Franzose Titouan Carod. In die Riege der jungen Talente lässt sich auch noch der Olympiasieger Tom Pidcock einreihen: Startet der Brite in Albstadt, steht er automatisch in der Favoritenliste ganz weit oben.

Neben den bereits erwähnten Fahrern gibt es noch eine Reihe an Namen, die im Albstädter Bullentäle in der Ergebnisliste weit oben zu finden sein dürften: Allen voran Mathias Flückiger, Albstadt-Sieger aus dem Jahr 2019 und Gesamtweltcupgewinner des vergangenen Jahres. Letztes Jahr wurde der Schweizer in Albstadt durch eine defekte Sattelstütze in der letzten Runde um den möglichen Sieg gebracht, die steile und kletterstarke Strecke in Albstadt liegt dem leichtfüßigen Eidgenossen allemal. Dasselbe gilt auch für den Franzosen Victor Koretzky, der in einem packenden Sprint-Finish im vergangenen Jahr in Albstadt zum Sieg stürmte. Koretzky wechselte zu dieser Rennsaison hin zu einem Straßenteam und ist somit vermehrt auf schmalen Reifen aufzufinden als im Gelände. In Albstadt bestreitet er sein erstes Mountainbike-Rennen der Saison 2022, dementsprechend ist sein aktueller Formzustand noch unklar. 

Aus deutscher Sicht liegt der Fokus besonders auf Luca Schwarzbauer, der sich mit einem Sieg beim international beachteten Bundesliga-Klassiker in Heubach vor etwas mehr als einer Woche mit einem Sieg mächtig Selbstvertrauen vor dem anstehenden Heimweltcup holen konnte. “Die letzten Wochen waren nicht ganz einfach für mich, die physischen Voraussetzungen sind aber auf alle Fälle gut. Ich bin aktuell noch nicht ganz stabil, was die Ergebnisse anbetrifft - wenn alles gut läuft, klappt es hoffentlich mit dem Sprung unter die besten Zehn”, so Schwarzbauer zu seinen Zielen vor dem Heimrennen. Neben Schwarzbauer erhoffen sich auch die beiden Überraschungs-Cape Epic-Sieger Georg Egger und Lukas Baum einen gelungenen Start in den Weltcup bei ihrem ersten Start in der Weltserie 2022. Max Brandl, Fünftplatzierter der WM im vergangenen Jahr, wird indes aller Voraussicht nach nicht in Albstadt an der Startlinie stehen können: Der Wahl-Freiburger stürzte im Vorfeld des Bundesliga-Rennens in Heubach unglücklich und zog sich dabei eine Verletzung am Ellenbogen zu.

Petropolis-Sieger*innen in Favoritenposition in der U23 & offenes Feld bei den Junioren

In der U23-Kategorie werden in Albstadt die beiden siegreichen Fahrer*innen des ersten Weltcuplaufs in Petrpolis besonders im Fokus stehen: Der Chilene Martin Vidaurre, unter Vertrag beim deutschen Team Lexware, schwimmt spätestens seit seinem Erfolg bei den U23-Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr auf einer regelrechten Erfolgswelle. Nach den Weltmeisterschaften im italienischen Val di Sole sicherte sich Vidaurre bei allen folgenden U23-Weltcuprennen den Sieg und auch beim Auftaktrennen der Weltcupserie in diesem Jahr in Brasilian war der Chilene eine Klasse für sich: Alles andere als ein Erfolg von Vidaurre in Albstadt wäre eine Überraschung. Weitere Anwärter auf das Podium kommen aus der Schweiz mit Janis Baumann, Zweitplatzierter des Rennens in Petropolis, den USA mit Riley Amos, Fünftplatzierter des U23-Rennens in Albstadt im Vorjahr und Italien mit Simone Avondetto, dem Gesamtweltcupzweiten des Vorjahres.

Im Feld der U23-Damen ist ebenfalls die Siegerin des Auftaktrennens in Petropolis, Line Burquier, favorisiert. Die Weltmeisterin der Juniorenklasse aus dem Jahr 2021 fuhr bei ihrem ersten Einsatz im U23-Weltcup direkt zum Sieg und gilt dementsprechend ähnlich wie Loana Lecomte und Mona Mitterwallner als eines der größten Talente im Nachwuchsbereich. Ebenfalls im erweiterten Favoritenkreis: Die deutsche U23-Meisterin Luisa Daubermann, die erstmalig in diesem Jahr ins Weltcupgeschehen eingreift.

Während in der U23-Kategorie die Kräfteverhältnisse nach dem ersten Weltcuprennen bereits vordefiniert sind, scheint der Rennausgang bei den beiden Rennen der weiblichen und männlichen Juniorenklasse im Rahmen der Junior World Series völlig offen. Aus deutscher Sicht dürfen sich vor allem die Fahrer der männlichen Juniorenklasse Hoffnungen auf einen Podestplatz machen: Emil Herzog und Paul Schehl landeten beim Junior World Series Rennen in Heubach vor etwas mehr als einer Woche auf den Positionen zwei und drei und könnten auch in Albstadt wieder aufs Podium klettern. Bei den Damen steht vor allem Antonia Weeger im Fokus, sie landete in Heubach auf Position vier.

Tickets für das Bike-Spektakel im Albstädter Bullentäle gibt es auf www.reservix.de. Mehr Informationen rund um den Mercedes-Benz UCI Mountain Bike World Cup und die Bikezone Albstadt finden Sie auf der Webseite: www.bikezone-albstadt.de.